Zurueck Aus Afrika
gehe, denke er daran, die Tour zu beenden. Er merke beim Marschieren, dass seine Beine immer wackliger werden. Heute sei er schon des öfteren über Steine gestolpert. Wir würden es alle bedauern, denn er und sein Sohn geben immer wieder Anlass zum Schmunzeln. Nach einem erneuten Klogang erklärt das junge Paar, sie würden sich nie an diese Art von Toiletten gewöhnen. Der Rentner schreibt mehr Tagebuch, als dass er sich an einer Konversation beteiligt. Immerhin habe ich erfahren, dass er ein pensionierter Zahnarzt ist. Ich vermute, das ist der Grund für seine Aversion gegen mich. Vielleicht riecht er ja die frühere Vertreterin an mir.
Einer der Hilfsführer erwähnt die Möglichkeit, die Route etwas abzukürzen, um unsere Chance zu erhöhen, auf den Gipfel zu gelangen. Das setzt allerdings voraus, dass wir übermorgen statt zur Kibohütte ins Barafu Camp marschieren. Wir würden dadurch Kräfte sparen und könnten uns schon am Nachmittag ausruhen. Der Nachteil wäre nur, dass wir den Gilmans Point, der schon als Besteigung gilt, nicht passieren könnten. Wenn wir ein Foto und ein Zertifikat wünschten, wäre dies nur auf dem direkten Weg zum Uhuru Peak möglich. Alle sind mit diesem Vorschlag einverstanden, außer mir. Ich hätte schon gerne ein Foto und Zertifikat und glaube auch, dass ich bis zum Gilmans Point durchkäme, aber für einen weiteren Aufstieg wage ich noch keine Prognose. Wir diskutieren hin und her und schließlich bleibt es vorläufig bei unserer gebuchten Route. Die letzte Möglichkeit dies zu ändern besteht morgen Abend. Ich brauche noch Bedenkzeit. Alle kriechen in ihre Zelte und warten auf den erlösenden Schlaf.
Schon vor sechs Uhr bin ich wach. Draußen ist es klar und der Kilimandscharo-Gipfel scheint zum Greifen nahe. Wir befinden uns direkt darunter. Wieder habe ich den Eindruck, als sei Farbe oder Milch über den Kopf des Berges geschüttet worden. Er sieht so ganz und gar anders aus als unsere Schweizer Schnee- und Gletscherberge. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er ein Vulkan ist. Heute fühle ich mich stark und ausgeruht und freue mich richtig aufs Weiterwandern. Wieder steht ein Akklimatisationstag bevor und deshalb werden wir durch verschiedene kleinere Täler hinauf- und hinuntersteigen. Beim Frühstück teilt uns Franz endgültig mit, dass er, begleitet von einem Hilfsführer, umkehren wird. Er hat gemerkt, dass der Gipfel für ihn nicht zu erreichen ist, und möchte nichts mehr riskieren. Er will in unsere Ankunftslodge zurückkehren und eventuell eine Safari zum Ngorongoro Krater buchen. Für seinen Sohn Hans ergibt sich daraus der Vorteil, dass er nun zwei Schlafsäcke zur Verfügung hat und so die Nächte besser durchstehen kann. Vor unserem Abmarsch machen wir noch ein letztes gemeinsames Foto mit der gesamten Mannschaft, da nun auch von den Führern ein Teil zurückgehen muss.
Wir marschieren los und lassen die letzten palmenartigen Senecien hinter uns. Schon bald führt der Weg in die Felsen hinein und wir klettern zum Teil mit Händen und Füßen langsam nach oben. Die Stöcke sind wieder einmal eher hinderlich. Ansonsten gefällt mir diese Kraxelei sehr gut, weil es eine schöne Abwechslung ist. Nun habe ich auch keine Zeit mehr, ständig in mich hineinzuhören, ob es mir noch gut geht. Wieder zieht die Trägerkolonne an uns vorbei. Heute staune ich noch mehr über ihre Künste, wie sie sich, die schweren Lasten auf dem Kopf balancierend, geschickt in diesem steilen und felsigen Gelände bewegen. Sie können, im Gegensatz zu uns, die Hände nicht zur Hilfe nehmen, da sie damit ihre Körbe, Taschen oder Pfannen festhalten. Außerdem sind sie fast doppelt so schnell wie wir. Wir lassen sie passieren und ich studiere ihre Ausrüstung. Einige haben viel zu große Schuhe an den Füßen und andere offene Schuhbänder. Am Rucksack haben sie die rohen Eier in einem dünnen Pappkarton befestigt. Damit müssen sie sich durch Felsen zwängen, durch die wir kaum mit unserem Tagesrucksack passen. Ich möchte nicht wissen, was ihnen geschähe, wenn die Eier im Camp kaputt eintreffen würden. Bei diesen Gedanken steht für mich fest, dass ich allen Trägern zusätzlich ein schönes Trinkgeld geben werde. Sie sind für mich die wahren Helden am Kilimandscharo.
Nach einer längeren Pause auf einer Anhöhe von 4.250 Meter geht es nach einer kurzen Geraden in ein Tal hinunter und auf der anderen Seite erneut hoch. Dies wiederholt sich noch einige Male. Hans und mir gefällt es
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