Zurueck Aus Afrika
verleihen dem Ganzen einen Hauch von Fantasiewelt à la Jurassic Park. Durchziehende Nebelfelder verstärken diesen Eindruck. Zwischendurch tauchen violette Distelarten oder rosa-weiße Blumensträucher auf. Leider wird der Weg immer steiler und der gewaltige Aufstieg bereitet mir heute mit meinen schweren Beinen extreme Mühe. Dafür sind die anderen wieder fit. Zum Teil ist das Gelände so steil, dass ich die Stöcke nicht mehr gebrauchen kann. Sie sind eher hinderlich. Dafür werde ich mit einem tollen Ausblick auf den Mount Meru belohnt und wenn ich zurückschaue, überblicke ich den ganzen Dschungel, den wir gestern durchquert haben. Doch ich muss mich förmlich vorwärts kämpfen und bin froh, als wir kurz nach zwölf Uhr endlich Mittagspause haben. Als wir im Windschatten eines Felsens am gedeckten Tisch, inklusive Tischtuch, auf unseren Stühlen Platz nehmen, ist es neblig und kühl. Ich ziehe mir den Regenschutz über, damit ich besser vor dem Wind geschützt bin. Uns erwartet heißer Tee, Brot und Käse sowie warme Pfannkuchen. Letztere geben mir wieder etwas Kraft. Dennoch ist es grotesk, hier oben auf diese Art zu pausieren. Ich werde diesen Anblick jedenfalls nie vergessen!
Danach wandern wir weiter und ich fühle mich etwas besser. Am frühen Nachmittag erreichen wir das Shiraplateau. Es ist ein riesiges Camp und an den zum Teil weit verstreuten Toilettenhäuschen kann man erkennen, dass hier manchmal viel Betrieb herrscht. Nach und nach treffen andere Gruppen ein, unter denen auch die allein reisende Amerikanerin ist. Obwohl wir uns bereits in einer Höhe von 3.850 Meter befinden, gibt es noch vereinzelte Sträucher, so dass ich nach wie vor kein richtiges Gefühl für diese Höhe bekommen habe. Doch heute bin ich froh, endlich ausruhen zu können und warte ungeduldig auf meinen Liter Waschwasser. Meine Beine sind immer noch schwer und Bauchschmerzen haben ebenfalls eingesetzt.
Ich versuche per Handy Verbindung mit zu Hause zu bekommen. Meine kleine Familie fehlt mir und ich komme mir plötzlich sehr egoistisch vor. Ich klettere auf diesen Berg, warum weiß ich bald auch nicht mehr, während Markus zusätzlich zu seinem harten Job auch noch für Napirai mitsorgen muss. Irgendwie stecke ich in einem moralischen Tief. In unserer Gruppe ist wieder jeder mit sich beschäftigt und so bleibt der Kontakt eher spärlich auf die Zeit begrenzt, in der man sich im Essenszelt begegnet. Ich habe mir das alles etwas lustiger und unterhaltsamer vorgestellt.
Bei anderen Gruppen geht es wesentlich lockerer zu, wie ich aus meinem Zelt beobachten kann. Doch da ich nicht in bester Verfassung bin, kann ich mich nicht aufraffen, Kontakt herzustellen. Morgen trennen sich sowieso die Wege der meisten Gruppen. Zwischendurch zeigen sich neckisch die Eisfelder des Kilimandscharo. Ob ich da jemals oben stehen werde? Im Moment glaube ich nicht so recht daran. Endlich ist Abendbrotzeit. Wieder gibt es ein herrliches Essen, doch außer der Suppe bringe ich fast nichts hinunter. Der Führer ist nicht begeistert und ermahnt mich zu essen. Morgen wird es sicher besser gehen, versuche ich ihn zu beruhigen.
Heute ist der dritte Tag am Berg. Als ich aufwache, empfinde ich es sogar in meinem Schlafsack leicht kühl. Wie mag es erst Vater und Sohn ergangen sein? Ich krieche aus dem Zelt und stelle fest, dass der Boden sowie der Tau auf dem Zelt gefroren sind. Es folgt der gewohnte Ablauf von Morningtea, Waschwasser und anschließendem full breakfast. Leider kann ich wieder nicht viel essen. Franz und Hans haben erbärmlich gefroren, obwohl sie mit allen verfügbaren Kleidern in ihre Schlafsäcke gestiegen sind. Das kann nicht gut gehen!
Bald ist Abmarsch. Franz, der Vater, fühlt sich nicht sehr wohl, da er zusätzlich Durchfall bekommen hat. Heute steht der South Circuit auf dem Programm. Diese Umrundung dient der Höhenanpassung. Wir werden 750 Höhenmeter zum Lava Tower auf 4.500 Meter aufsteigen, um dann wieder bis auf 3.950 m abzusteigen. Am Anfang steigt der Weg nur gemächlich an. Man kann sich bei dieser schwachen Steigung fast nicht vorstellen, dass wir an Höhe gewinnen werden. Der Kilimandscharo ist immer im Blickfeld. Doch plötzlich holt uns der Nebel von hinten ein und es wird erstaunlich kühl. Sind wir erst in T-Shirts losmarschiert, ziehen wir uns jetzt schnell eine Jacke über. Langsam verschwinden die letzten Erikasträucher und es sind nur noch einige Flechten an den sonst dunklen Steinen zu sehen. Kurz vor ein Uhr
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