Zurück in deine Arme
warmen salzigen Meeresbrise verführerisch die Hüften umspielte, war ein Designertraum an sich, aber erst seine Trägerin erweckte ihn zum Leben. Rafael wusste, dass jede Kopfbewegung und jeder Schritt zu einer minutiös einstudierten Choreografie gehörte. Während er ihre langen makellosen Beine in den mörderischen Stilettos betrachtete, glaubte er sie bereits um seine nackten Hüften geschlungen zu spüren …
Das kurze Wochenende auf Aruba hatte ihm wieder eindringlich vor Augen geführt, wie schmerzlich er in diesem hektischen Jahr die körperliche Nähe zu seiner Frau vermisste. Als sie jetzt vor ihm stehen blieb, schien sie ganz kurz zu zögern, bevor sie ihre schmalen Hände auf seine Brust legte und den Kopf zum Begrüßungskuss neigte, wie es in den letzten Jahren bereits auf Hunderten von Paparazzi-Schnappschüssen festgehalten worden war. Jedes Mal ließ ihn die schmetterlingsgleiche, sanfte Berührung bis ins Innerste erbeben. War sie doch wie ein stummes Versprechen auf intime Zweisamkeit, lustvolle Stunden, die nur ihnen allein gehörten.
Mit begehrlichem Blick streichelte Rafael ihr wunderschönes Gesicht, während seine starken Hände besitzergreifend ihre schmale Taille umfassten. Leilas warme, weiche Lippen berührten flüchtig die seinen. Doch noch bevor er den kurzen Moment genießen und festhalten konnte, war er auch schon vorbei. Was ihm blieb, war ein verführerischer blumiger Duft, der seine Sinne reizte und mehr versprach.
Es musste dieses neue Parfum sein, das sie während der offiziellen Filmfestspiele hier in Cannes vorstellen und promoten würde. Zusammen mit dem Film gleichen Namens Bare Souls … Nackte Seelen .
Ein Synonym für Leila und ihn? Für ihre Beziehung? Was wussten sie wirklich voneinander? Weder sie noch Rafael waren auf der Sonnenseite des Lebens geboren worden. Doch so nah und hingegeben sie einander körperlich auch verbunden waren, hatte jeder von ihnen für sich die Dämonen der Vergangenheit weggeschlossen.
Rafael hatte seiner Frau nie erzählt, wie es war, als William Wolfes unerwünschter Bastard aufzuwachsen. Und Leila sprach nicht über den Horror einer fast tödlichen Magersucht in früher Teenagerzeit. Dennoch wusste er davon und fragte sich manchmal im Stillen, ob sie diese schlimme Phase ihres Lebens wirklich ganz überwunden hatte.
Als er jetzt in ihre leuchtenden haselnussbraunen Augen schaute, deren seelenvoller Blick schon vor dreizehn Jahren alle Herzen erobert hatte, vergaß er alles andere um sich herum. Sekundenlang fiel ihm sogar das Atmen schwer. Doch dann war der Moment vorbei, und aus dem verletzlichen Mädchen von damals war wieder die verführerische Sirene geworden, die sich ihrer Reize bewusst war und sie routiniert präsentierte, um ihr geneigtes Publikum nicht zu enttäuschen.
Selbst er war nicht immun dagegen. Sein Körper reagierte auf eine Art und Weise, die es ihm schwer machte, seine Frau nicht wie ein primitiver Urmensch einfach über die Schulter zu werfen und in seine Höhle zu verschleppen! Weit weg von den begehrlichen Blicken anderer Männer.
Mit einem letzten, an alle gerichteten Lächeln wandte sich Leila in einer graziösen Pirouette nun endgültig Rafael zu, der spontan eine Hand hob und seiner Frau sanft über die Wange strich, was der gaffenden Menge einen kollektiven Seufzer entlockte.
„Wie war Nathaniels Hochzeit?“, erkundigte sie sich. Ihre Stimme klang etwas angespannt.
„Alle haben nach dir gefragt“, entgegnete er immer noch verletzt, dass sie ihre Pläne nicht für ihn aufgegeben hatte. „Ich habe versucht dich anzurufen, um zu hören, ob du nicht doch …“
„Ich weiß“, unterbrach sie ihn rasch, „aber ich konnte wirklich nicht weg.“
Er nickte mit schmalen Lippen, weil er keine Lust hatte, sich in der Öffentlichkeit in unsinnige Diskussionen verstricken zu lassen. Doch ein seltsamer Unterton in Leilas Stimme ließ ihn überlegen, ob sie in ihrem Job vielleicht Probleme hatte, von denen er nichts wusste.
Wenn es seinen Brüdern und seiner Schwester sonderbar vorgekommen war, dass Leila sich nicht mal einen Tag für die Familienfeier hatte freinehmen können, so hatten sie es sich zumindest nicht anmerken lassen. Doch das bedeutete nicht viel, da sie einander ohnehin nicht besonders verbunden waren. Im Grunde genommen war jeder darauf bedacht, nur nicht zu viel vom anderen zu erwarten.
Und doch – oder vielleicht auch gerade deshalb – hatte das Zusammensein mit seinen
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