Zurück in deine Arme
nach einem Retter sehnte, er, der unerwünschte Sprössling, auf der Suche nach einer zweiten Hälfte, um sich ganz zu fühlen … wertvoll.
Nach dem Foto-Shooting sollte es zu einem Umtrunk in einen Pub gehen. Rafael freute sich darauf, Leila bei dieser Gelegenheit näher kennenzulernen. Doch ihre Mutter machte schnell klar, dass ihrer Tochter dafür keine Zeit blieb, da sie noch ihr tägliches Work-out zu absolvieren hätte. Obwohl Leila in Rafaels Augen längst mit ihrer Kraft am Ende war, wagte sie keinen Einspruch. Als wäre sie es gewohnt, anstandslos dem Diktat ihrer Mutter zu folgen.
Das reizte Rafaels stets wachen Widerstandsgeist. Dazu gesellten sich eine ordentliche Portion männlicher Stolz und brasilianische Arroganz.
„Möchten Sie mir bei einem Drink Gesellschaft leisten?“, fragte er Leila eindringlich, sobald sie eine Sekunde unbeobachtet waren.
Sie lächelte nervös. „Meine Mutter hat bereits einen Trainer engagiert, der mich heute noch …“
„Das habe ich mitbekommen“, unterbrach Rafael sie und maß die plump wirkende, resolute Dame mit spöttischem Blick. „Warum lassen wir sie nicht einfach das Work-out absolvieren und nehmen uns den Abend frei?“, schlug er vor.
„Wir?“
„Warum nicht?“
„Aber ich kenne Sie doch nicht einmal“, protestierte Leila halbherzig.
Daraufhin stellte er sich vor und rückte sich selbstbewusst in ein strahlenderes Licht als es seinem derzeitigen Job in der Computerfirma entsprach. Aber außer ihm wusste ja auch noch niemand von seinen Visionen, geheimen Tests und neuen Verfahren, die ihn nur wenige Jahre später an die Weltspitze in der IT-Branche katapultieren sollten.
Und er berührte Leila … bewusst, aber ganz sanft und wie zufällig. Die Wirkung überraschte, ja schockierte ihn ebenso wie sie. Denn selbst der flüchtige Kontakt mit ihrer samtenen Haut warf ihn förmlich um. Die sexuelle Anziehung war so stark, dass sein Blut wie glühende Lava durch die Adern schoss, doch da war noch mehr …
„Komm mit mir, Leila …“, drängte er sie.
Nach einem ängstlichen Blick in Richtung ihrer Mutter gab sie sich einen sichtbaren Ruck und folgte ihm. Eine wundervolle Nacht lang waren sie zwei junge Liebende – Romeo und Julia –, für die nichts anderes zählte als der Gleichklang ihrer Herzen.
In dieser Nacht erfuhr Rafael, dass Leila vor einem Jahr auf offener Straße zusammengebrochen war, was einen monatelangen Aufenthalt in einer Spezialklinik für Anorexie nach sich gezogen hatte. Danach übernahm ihre energische Mutter die Regie über ihr Leben. Ihr Prinzip lautete: hundertprozentige Kontrolle, und das vierundzwanzig Stunden am Tag. Dem versuchte Leila immer wieder zu entkommen, fühlte sich aber zu schwach.
Und sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen, sie war ebenso einsam wie er.
Dieses spontane erste Date war der Beginn einer stürmischen Wirbelwindromanze, die durch alle Hochglanzillustrierten geisterte und in Leilas Mutter eine tiefe Abneigung gegen den unverschämten Kerl entfachte, der ihr die bisher so fügsame Tochter entriss.
Rafael kümmerte all das herzlich wenig. Er wusste nur, dass er Leila wollte. Dass er sie haben musste ! Und dass ihm eine Affäre mit ihr niemals reichen würde, egal, wie stürmisch und voller Leidenschaft sie auch sein mochte. Er wollte sie für immer an seiner Seite haben, als Ehefrau und Mutter seiner zukünftigen Kinder.
Darum hielt er bereits zwei Monate später um Leilas Hand an. Sie akzeptierte seinen Antrag ohne zu zögern, machte ihrem Liebsten aber im gleichen Atemzug klar, dass sie sich für eine Mutterschaft noch nicht bereit fühlte. Da er selbst gerade erst begonnen hatte, die untersten Sprossen seiner angestrebten Karriereleiter emporzuklimmen, sah Rafael darin kein Problem.
Doch aus einem Jahr Wartezeit waren zwei und dann drei und vier geworden. Im letzten Jahr hatten sie sich seltener gesehen als je zuvor. Damit sollte jetzt Schluss sein!
Nachdem er die SIM-Karte in das neue Handy gelegte hatte, testete er es kurz. „Ich habe noch ein paar neue Apps hinzugefügt, die du dir aber ansehen und nach eigenem Gusto installieren kannst oder auch nicht.“
Als sich ihre Finger berührten, schauderte Leila unwillkürlich und Rafael schluckte trocken. Die unglaubliche Spannung zwischen ihnen war immer noch so stark wie am ersten Tag. „Es sieht schrecklich kompliziert aus“, murmelte Leila unsicher. „Du wirst mir eine Einweisung geben müssen.“
„Das können wir später
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