Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
kann euch nicht die ganze Wahrheit erzählen, aber ich bitte euch, mir zu vertrauen.«
Joe spitzte einmal mehr die Lippen, und Sillys Augen wurden groß wie Golfbälle. Die Atmosphäre war gespannt wie singendes Glas.
»Emily und ich haben uns in einer anderen Zeit kennengelernt«, fuhr Matt fort. »Wir sind zusammen hierhergesprungen.« Er machte eine kleine Pause, in der er Emily losließ und seine Hände stattdessen in den hinteren Taschen seiner Hose vergrub. »Wir haben eine Aufgabe hier«, erklärte er, »und ich würde mir wünschen, dass ihr uns dabei unterstützt.«
Eine Weile sagte niemand ein Wort. Dann fragte Joe: »Warum gehen wir nicht runter ins Dorf? Ich bin mir sicher, alle zusammen finden wir eine Lösung für diese Aufgabe .«
Er ahnt etwas, dachte Emily sofort und ihr Mut sank. Würde er sie an Josh und Rose und an ihre Mutter verraten, hätte dies ganz sicher katastrophale Folgen.
»Das geht nicht, Joe.« Matts Stimme klang tief und ruhig und bedeutungsvoll, und Emily bekam eine Gänsehaut. Sie fühlte sich wie Grace Kelly in »12 Uhr mittags« – wie eine ängstliche, tatenlose Zuschauerin zwischen zwei Männern, die sich gleich an die Gurgel gehen würden.
Aber Moment mal: Kam Grace Kelly dem Helden nicht mit einem Revolver zu Hilfe?
Emily räusperte sich. »Wir suchen einen Mann namens Quayle«, sagte sie. »Er ist ein Mädchenmörder und wir sind ihm hierher ins Moor gefolgt.«
Und mit einem Mal hatte sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden ganz für sich.
»Quayle!«, rief Joe mit piepsiger Stimme und ohne auf seine distanzierte Haltung zu achten. Nun sah er dem Joe, den Emily in der Vergangenheit kennengelernt hatte, schon viel, viel ähnlicher. »Ein Mädchenmörder namens Quayle? Was habt ihr damit zu tun?« Fassungslos blickte er von Emily zu Matt.
»Er hat eine junge Frau entführt«, antwortete der sofort, »eine Freundin von Emily.« Er sah sie nicht an, als er fortfuhr: »Wir waren hinter ihm her, und dann sind wir gesprungen.«
Joe schüttelte den Kopf. Er klang kein bisschen unfreundlich, nur ungläubig, als er sagte: »Das ist nicht möglich, Matt. Wie kann es sein, dass sie springt? Das hat es doch noch nie gegeben!«
Matt verschränkte die Arme wieder vor seiner Brust. »Es ist nun mal so«, erklärte er mit Nachdruck. »Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Joes Kopf wackelte immer noch hin und her, und Emily schob wie beiläufig die rechte Hand in ihre Hosentasche. Es war absolut nicht nötig, dass Joe das Armband ihrer Mutter entdeckte und sich deshalb noch mehr Fragen stellte. Während Joe und Matt sich schweigend anstarrten, spürte sie Sillys Blick auf sich ruhen. Das Mädchen hatte die Brauen gekräuselt und die Augen ganz leicht zusammengekniffen. Sie fixierte Emily, und dann atmete sie aus, als habe sie die ganze Zeit über die Luft angehalten.
»Joe, Matt, wieso klären wir das nicht ein andermal«, sagte Silly jetzt, und es sollte wohl unbeschwert klingen. Joe starrte sie entgeistert an. Sie knuffte ihn in die Seite. »Na, komm schon«, forderte sie lächelnd, »zeig ihnen den Zeitungsausschnitt.« Als Joe nicht reagierte, verdrehte sie die Augen und fügte hinzu: »Du weißt, du wirst ihm helfen, also kannst du genauso gut gleich damit anfangen.«
Etwa drei Sekunden noch ruhte Joes empörter Blick auf Silly, dann seufzte er theatralisch und griff mit gespreizten Fingern in die Brusttasche seines Hemdes.
» Voilà «, sagte er und überreichte Matt ein sorgfältig gefaltetes Blatt Zeitungspapier. »Wir wussten bis jetzt nicht, dass der Typ Quayle heißt, aber so wie es aussieht, sind wir hinter dem gleichen Mann her.«
Matt zog das Papier auseinander und beugte sich zu Emily hinunter. Gemeinsam lasen sie:
Serienkiller schlägt wieder zu
DRITTES OPFER DES
»MOOR-MEUCHLERS« GEFUNDEN
Princetown, Dartmoor – Die Serie grausamer Morde im Dartmoor scheint nicht abreißen zu wollen: Am vergangenen Sonntag, 26. Juli 1981, entdeckte eine Spaziergängerin die Leiche einer jungen Frau. Bei dem Opfer handelt es sich offenbar um die seit einer Woche vermisste Jean W. aus Exeter.
Die Leiche befand sich in einem Heuschober auf einem Feld zwischen Dartmeet und Hexworthy, wo sie durch den Hund der Spaziergängerin gefunden wurde. Über die genauen Umstände des Todes sowie über die Todesursache wollte die Polizei vor Abschluss der Obduktion keine näheren Auskünfte geben, einzelne Indizien deuteten jedoch darauf hin, dass es sich bei dem Täter um den
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