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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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so als wollte er Zeit gewinnen, und strich Silly dabei mechanisch über den Rücken. Es wirkte irgendwie ungelenk auf Emily, und das wollte so gar nicht zu ihm passen. Als sie vorhin in seinen Armen gelegen hatte, hatte es sich auf jeden Fall nicht ungelenk angefühlt.
    Noch bevor der Gedanke Emily erröten ließ, unterbrach Matt ihn.
    »Schön, euch zu sehen«, begann er, die Stimme ruhig und dunkel, die Augen auf Joe gerichtet. »Es tut mir leid, dass ich mich nicht verabschieden konnte, es war alles« – er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: »Es war ein eher spontaner Entschluss.«
    Joe legte den Kopf schief und spitzte die Lippen. »Eher spontan«, wiederholte er schnippisch, »so kann man das natürlich auch nennen.«
    »Joe, lass doch.« Silly hob den Kopf und warf ihrem Freund einen flehenden Blick zu. Was diesen wiederum kein bisschen kümmerte.
    »Nein, Silly«, sagte er streng, »du kannst ihn nicht ewig in Schutz nehmen!« Emily hörte Matt seufzen, aber schon fuhr Joe fort: »Du hast alle maßlos erschüttert, vor allem dein Bruder war außer sich. Man kann wirklich nicht sagen, dass es leicht war ohne dich – ganz im Gegenteil. Und Esther, sie kann immer noch nicht fassen, dass …«
    »Okay, schon gut!« Mit einer ruckartigen Bewegung befreite sich Matt aus Sillys Umklammerung, hob die Hände, warf Emily einen warnenden Blick zu und richtete sich wieder an Joe. »Es tut mir leid, okay?«, wiederholte er, nun etwas lauter. »Es wird sich alles klären. Ich verspreche es.«
    Er ließ seinen Blick von Joe zu Silly und dann wieder zu Emily schweifen. Hatte sie eben richtig gehört? Ihre Mutter war aufgebracht über Matts Verschwinden? Und sie war … natürlich! Sie war unten im Dorf!
    Emilys Blick flog den Hang hinab auf die weichgezeichnete Silhouette von Hollyhill, das glitzernd zu ihren Füßen lag wie eine Verlockung. Sie starrte auf die taftweißen Rauchwölkchen, die der krumme Schornstein des »Crooked Chimney« ausspuckte, und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, da packte Matt sie am Arm.
    »Entschuldigt uns kurz«, murmelte er Silly und Joe zu, dann zog er Emily hinter sich her, weg von den beiden, weg von dem Anblick Hollyhills.
    »Was soll das?«, beschwerte sich Emily, sobald sie außer Hörweite waren. Sie schüttelte Matts Hand ab und rieb sich den Unterarm, dabei sah sie ihn vorwurfsvoll an. »Du tust mir weh.«
    Matt seufzte. »Das wollte ich nicht«, erklärte er ohne jede Reue, und dann: »Sag mir, was du denkst!«
    Verblüfft hielt sie in der Bewegung inne.
    Noch ein Seufzer, diesmal voller Ungeduld. »Du weißt genau, was ich meine«, sagte er. »Du wirst nicht da runter gehen, du wirst nicht einmal in die Nähe des Dorfes kommen, und du wirst auf keinen Fall deine Mutter treffen.«
    Emily stand wie vom Donner gerührt. Matt und sie starrten einander an. Schließlich senkte sie als Erste den Blick. Ihr war klar, dass Matt recht hatte – wenngleich aus völlig anderen Gründen.
    Alles in ihr sehnte sich danach, den Abhang hinunterzustürmen, in das Haus ihrer Mutter und sich in deren Arme zu werfen. Doch sie wusste, was dies für Folgen haben würde. Beziehungsweise wusste sie es nicht – und das machte ihr noch mehr Angst. Wenn sie sich hier und jetzt in die Dinge einmischte, würde sie Fee damit retten? Würde sie ihren Eltern nützen, wenn sie bereits vor deren Kennenlernen versuchte, die beiden an einem Treffen zu hindern? Und was wäre mit ihrer eigenen Existenz – würde sie am Ende ihr eigenes Dasein verhindern? Und den Lauf der Geschichte trotzdem kein bisschen besser machen?
    Emily seufzte. Ja, sie hatte »Zurück in die Zukunft« gesehen. Und schon jetzt fühlte sie sich genauso schwach wie Marty McFly in dem Moment, in dem sein Abbild auf der Fotografie anfing, sich in Luft aufzulösen.
    Wie sie es drehte und wendete, sie hatte keine Chance, ihren Wünschen nachzugeben. Nicht jetzt. Womöglich würde es ihr in Exeter gelingen, ihren Eltern einen entscheidenden Hinweis zu geben. Vielleicht.
    Als sie endlich aufblickte, hatte Matt die Hände im Nacken verschränkt und betrachtete sie geduldig. Emily zuckte mit den Schultern. »Also gut«, sagte sie, und es sollte ergeben klingen in seinen Ohren, »wie geht es jetzt weiter?«
    Matt ließ seine Arme sinken und richtete seinen Blick auf Silly und Joe, die ein paar Meter von ihnen entfernt hitzig miteinander tuschelten. Es bedurfte keiner seherischen Fähigkeiten, um zu ahnen, dass es um Matt ging und darum,

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