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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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wie Silly Joe dazu bringen würde, ihm zu verzeihen.
    »Ich hoffe, die beiden werden uns helfen«, antwortete er. »Sobald Joe sich beruhigt hat.«
    Sie schwiegen einen Augenblick und betrachteten die Szene vor ihnen: Joe mit geballten Fäusten, die Lippen zu einer harten, stummen Linie geformt. Silly, leidenschaftlich gestikulierend, mit flehendem Blick und einem Mund, der offenbar nie mehr stillstehen wollte.
    »Matt«, sagte Emily plötzlich. »Warum ist Joe so verletzt?« Sie drehte ihren Kopf und sah Matt in die Augen. Er blinzelte.
    »Was ist damals passiert?«, fragte sie weiter. »Und was … was kann Esther immer noch nicht fassen?«
    Matt antwortete nicht, doch sein Blick sagte alles.
    Frag mich das nicht, schien er zu bitten. Frag. Nicht.
    Oh, sie wurden richtig gut darin, sich ohne Worte zu verständigen. Emily starrte Matt an, und auf einmal ergab alles einen Sinn. Seine Überraschung bei ihrer ersten Begegnung, als sie nach Hollyhill fragte. Und sein Schock, als er ihr Armband erkannte, das Armband ihrer Mutter.
    Seine Unterhaltung mit Silly im Salon ihrer Großmutter – dass sie nicht hierher gehörte. Und dann Sillys Antwort: Sie ist nicht wie sie.
    Mit einem Mal wusste Emily, was passiert war, wenn auch nicht im Detail: Matt hatte wegen ihrer Mutter sein Dorf verlassen. Wegen ihr hatte er seinen Bruder und seine Freunde von sich gestoßen. Wegen Emilys Mutter war er fortgegangen. Denn sie hatte etwas zu tun mit dem Tod seiner Eltern, das hatte Silly doch andeuten wollen, oder nicht?
    Emily lief ein Schauer über den Rücken und sie löste sich von Matts unruhigem Blick.
    Silly und Joe kamen auf sie zu.
    »Irgendwann wirst du mir erzählen müssen, was sie getan hat«, sagte sie leise.
    »Also gut.« Joe war vor ihnen stehengeblieben und nahm sofort wieder die bereits erprobte Abwehrhaltung ein: Arme verschränkt, Augenbrauen nach oben gezogen, der Blick voller Verachtung. Sein kurzes Nicken galt Emily, doch die Frage ging an Matt. »Willst du uns sagen, wer sie ist?«
    Oh, Shit!, dachte Emily frustriert, musste es denn unbedingt noch komplizierter werden? Sie konnten Silly und Joe unmöglich sagen, wer sie war, dann konnte sie gleich hinunter ins Dorf rennen und schreien: Seht her, ich bin Esthers Tochter, denn sie wird Hollyhill bald verlassen und einen Fremden heiraten und dann ein Kind bekommen! Mit diesem Fremden! Ein Kind!
    Mist.
    Mist, Mist, Mist.
    Weder sie noch Matt hatten daran gedacht, sich eine Geschichte zurechtzulegen. Was sollten sie jetzt sagen? Warum sagte er denn nichts?
    Sie riskierte einen Seitenblick auf Matt – es sah aus, als sei er zur Wachsfigur erstarrt. Was auch immer es war, das er mit sich herumtrug, es nagte an ihm. Noch immer.
    Emily holte Luft. »Schrilles Outfit!«, platzte sie heraus. Wenn es ein Thema gab, das Joe ablenken konnte, dann doch wohl dieses, oder etwa nicht?
    Sie spürte, wie Matt neben ihr zusammenzuckte. Joes Augen weiteten sich, er blieb jedoch still. Er musterte sie. Emily schrumpfte förmlich unter seinem prüfenden Blick, der ihren Körper entlangglitt, von den Spitzen ihrer Turnschuhe bis zu ihrem Haaransatz und schließlich an ihren Augen hängenblieb. Flussgrün. Ahnte er, wer sie war? Sah er die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter?
    Letztlich war es Silly, die reagierte: »Ja, nicht?«, rief sie, nickte eifrig und deutete mit einer Hand auf Joes eindrucksvolle Silhouette: Die dunkelblauen Hosenbeine steckten in flaschengrünen Strickstulpen und die wiederum in schwarzen Stiefeletten. Die Farbe des Pullunders spiegelte die Hose wider, während die Krawatte, die über dem V-Ausschnitt herauslugte, auf den Ton der Stulpen abgestimmt war. Das weiße Hemd mit dem gestärkten Kragen und die schräg sitzende Baskenkappe rundeten das Bild des englischen Schulboys perfekt ab. »Wir sind zwar erst seit gestern Abend hier«, erklärte sie aufgeregt, »aber Joe hat schon wie wild recherchiert und alle versorgt und … Autsch!«
    Joe hatte Silly den Ellbogen in die Seite ihres pinkfarbenen Petticoats gerammt und stierte sie nun böse nieder.
    Emily sah Matt an.
    »Ja, also«, sagte der endlich mit rauer Stimme, »das hier ist Emily.« Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und raufte sich die Haare.
    »Emily«, wiederholte Joe. »Emily wer denn?«
    Matt griff nach ihrem Arm, wie um sie daran zu hindern, eine Erklärung abzugeben.
    »Joe, ich will dich nicht anlügen«, sagte er, und dann in Sillys Richtung, »euch beide nicht.« Er seufzte und fuhr fort: »Ich

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