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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Kaleidoskop«, staunte sie, während sie mit halb geöffnetem Mund das Farbenspiel betrachtete, das die geduckten Häuschen, den Kirchturm und den glitzernden Bach in immer andere Formen rückte, die Perspektiven verzog, um sie dann noch malerischer wieder zusammenzusetzen. Sie war so in diesen märchenhaften Anblick versunken, dass sie zusammenzuckte, als sich Matt hinter ihr räusperte.
    »Wir müssen überlegen, wie wir vorgehen«, erklärte er steif. »Wir können nicht einfach runterspazieren, und … du darfst ihnen auf keinen Fall begegnen.«
    »Wie funktioniert das hier?« Emily drehte sich zu Matt um, der am Stamm einer knorrigen Eiche lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt. Ein Lichtstrahl, wie von Hollyhill geschickt, kitzelte seine Nasenspitze, doch hinter ihm war nichts als Schatten. Zornige, schwarze Wolken am Horizont. Es sah bitterlich nach Regen aus – genauso, wie Emily das Moor die meiste Zeit erlebt hatte, seit sie hier war.
    Nur eben nicht in Hollyhill. In Hollyhill schien immer die Sonne.
    »Dafür gibt es keine logische Erklärung, oder?« Emily legte den Kopf schief und sah Matt fragend an.
    »Kommt darauf an«, antwortete er, ließ die Hände sinken und vergrub sie stattdessen in den Taschen seiner Jeans. Er ging langsam auf Emily zu und stellte sich neben sie. »Was siehst du denn?«
    Die Frage traf Emily wie ein Brett vor den Kopf. Perplex schnappte sie nach Luft. »Das ist nicht dein Ernst«, stieß sie ungläubig hervor. »Wir sehen nicht dasselbe?« Sie wandte ihren Blick wieder dem Dorf zu. »Das kann unmöglich dein Ernst sein.«
    Matt lachte leise, sagte aber nichts weiter.
    »Was?«, fragte Emily in gespielter Entrüstung. »Was ist so lustig?«
    »Genau«, warf eine schneidende Stimme ein. »Das würde mich auch interessieren.«
    Emily stieß vor Schreck einen quietschenden Schrei aus, und auch Matt zuckte zusammen. Gleichzeitig wirbelten sie herum und stolperten wie synchron einen hastigen Schritt zurück. Vor ihnen stand Joe, die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick kühl wie der Dunst, aus dem er gekommen war. Emily musste zweimal hinsehen, bis sich seine Gestalt vor ihrem Auge scharfstellte. Er schien mit dem Hintergrund verschmolzen zu sein, mit dem Dunkelbraun des Baumstamms, dem Smaragdgrün der Farne, dem Stahlgrau des Himmels. Emily blinzelte, und Joe tippte mit der Spitze seiner schwarzen Stiefel auf den Boden.
    »Also, Matt«, wiederholte er eisig, »was ist so wahnsinnig witzig?«
    Und dann ging wieder alles schnell, und für den Bruchteil einer Sekunde kam Emily der Gedanke, dass sie wohl niemals die Antwort auf diese Frage hören würde. »Matt!«, kreischte es hinter Joe, und Silly stob an ihm vorbei, um sich dem Grund ihrer überschwänglichen Freude an den Hals zu werfen. Automatisch erwiderte Matt die Umarmung, und Sillys Füße hoben ein paar Zentimeter von der Erde ab.
    Emily sprang einen Schritt zur Seite. Als sie aufschaute, ruhte Joes nachdenklicher Blick auf ihr. Sie lächelte ihn an, doch er runzelte die Stirn, und sie sah schnell zu Boden. Er ist sauer auf mich, schoss es ihr durch den Kopf, und dann, unmittelbar darauf folgend, die Erkenntnis: Er weiß überhaupt nicht, wer ich bin! Sie blinzelte unter ihrem Pony hervor. Wenn überhaupt möglich, war Joes abweisende Pose noch ein wenig unnahbarer geworden, denn nun starrte er kalt und ablehnend über sie hinweg. Er hat keine Ahnung, dass wir uns schon einmal begegnet sind!
    Sie waren in die Vergangenheit gesprungen, in eine Zeit, die Silly und Joe und all die anderen in Hollyhill bereits Jahre zuvor besucht hatten. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Emily. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass es je eine Emily geben würde. Und zu diesem Zeitpunkt war nicht einmal Matt bei seiner Familie. In Gedanken schlug Emily sich gegen die Stirn. Natürlich, deshalb sind Joe und Silly so außer sich, dachte sie. Sie haben Matt ewig nicht gesehen. Und vor allem haben sie ihn in einer völlig anderen Zeit verabschiedet.
    Silly sprach als Erste wieder. »Matt«, japste sie atemlos, »was machst du hier?« Sie rückte ein Stück von ihm ab, sobald sie wieder Boden unter den Füßen hatte, ließ ihn aber nicht los. »Oh, mein Gott, ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen! Ich dachte, du wärst für immer …« Schon lehnte ihre Stirn wieder an Matts Brust, und über ihren Kopf hinweg tauschte dieser mit Emily einen Blick.
    Sag jetzt nichts, las sie daraus. Also schwieg sie.
    »Sil, hey.« Matt holte Luft,

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