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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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notirt sind. Begreifen Sie jetzt, daß ich einen Reichthum von Milliarden habe?
    – Ja wohl, Kapitän. Gestatten Sie mir jedoch Ihnen zu sagen, daß Sie mit dem Ausbeuten dieser Bai nur den Arbeiten einer rivalisirenden Gesellschaft zuvorgekommen sind.
    – Und welcher?
    – Einer Gesellschaft, welche von der spanischen Regierung das Privilegium erhalten hat, die versenkten Galionen aufzusuchen. Die Actionäre werden durch den Köder einer ungeheuren Dividende angelockt, denn man schlägt den Werth dieser versenkten Schätze auf fünfhundert Millionen an.
    – Fünfhundert Millionen! erwiderte der Kapitän Nemo. Sie waren vorhanden, sind’s aber nicht mehr.
    – Wirklich, sagte ich. Daher wäre eine angemessene Warnung an die Actionäre eine Wohlthat. Wer weiß übrigens, ob man’s danken würde. Die Spieler bedauern bei alledem meist weniger die Einbuße an Geld, als an thörichten Hoffnungen. Trotzdem bedauere ich sie weniger, als die Tausende von Unglücklichen, welchen bei richtiger Vertheilung solche Schätze nützen konnten, während sie nun für dieselben auf immer unfruchtbar sind!«
    Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, als ich merkte, daß sie den Kapitän Nemo verletzen mußten.
    – »Unfruchtbar! erwiderte er lebhaft. Glauben Sie denn, mein Herr, daß diese Schätze verloren sind, wenn ich sie hole? Nicht für mich selbst, wie Sie meinen, gab’ ich mir die Mühe diese Schätze zu heben. Woher wissen Sie denn, daß ich nicht einen guten Gebrauch davon mache?
     

    Die Galionen versenkt. (S. 301.)
     
    Glauben Sie, ich wisse nicht, daß es auf dieser Erde leidende Geschöpfe giebt, unterdrückte Racen, Unglückliche zu unterstützen, Opfer zu rächen? Begreifen Sie nicht? …«
    Bei diesen letzten Worten hielt der Kapitän Nemo ein, vielleicht bedauernd, daß er zu viel gesprochen habe. Aber ich hatte es geahnt. Welche Beweggründe auch ihn bestimmt hatten, die Unabhängigkeit unter’m Meer zu suchen, vor allem war er Mensch geblieben! Sein Herz schlug noch bei den Leiden der Menschheit, und seine unbegrenzte Barmherzigkeit wendete sich sowohl den unterdrückten Racen, als dem Einzelnen zu!
    Jetzt begriff ich auch, welche Bestimmung jene Millionen hatten, welche der Kapitän Nemo ausschiffte, als der Nautilus in den Gewässern der im Aufstand begriffenen Insel Creta fuhr!
Neuntes Capitel.
Ein verschwundener Continent .
    Am folgenden Morgen, den 19. Februar, trat der Canadier in mein Zimmer. Ich erwartete seinen Besuch. Seine Miene war sehr herabgestimmt.
     

    Schätze auf dem Meeresgrund. (S. 302.)
     
    »Nun, mein Herr, sagte er zu mir.
    – Nun, Ned, der Zufall ist gestern uns nicht günstig gewesen.
    – Ja! Der verdammte Kapitän mußte gerade zu der Stunde anhalten, da wir im Begriff waren, von seinem Fahrzeug zu entweichen.
    – Ja, Ned, er hatte Geschäfte bei seinem Bankier.
    – Seinem Bankier!
    – Oder vielmehr bei seinem Bankhause. Ich verstehe darunter diesen Ocean, wo seine Schätze sicherer aufgehoben sind, als sie’s in den Staatskassen wären.«
    Ich erzählte darauf dem Canadier, was am Abend zuvor sich begeben hatte, in der stillen Hoffnung, ihn auf den Gedanken zu bringen, den Kapitän nicht zu verlassen; aber meine Erzählung hatte nur den Erfolg, daß Ned energisch sein Bedauern aussprach, daß er nicht auf eigene Rechnung einen Ausflug auf den Kampfplatz von Vigo hatte machen können.
    »Kurz, sagte er, es ist noch nicht aller Tage Abend! nur ein vergeblicher Wurf der Harpune! Ein andermal wird’s glücken, und gleich diesen Abend, wenn es sein muß …
    – In welcher Richtung fährt der Nautilus? fragte ich.
    – Ich weiß nicht, erwiderte Ned.
    – Nun denn! So werden wir zu Mittag die Aufnahme sehen.«
    Der Canadier kehrte zu Conseil zurück. Sobald ich angekleidet war, begab ich mich in den Salon. Der Compaß beruhigte nicht. Der Nautilus fuhr in süd-südwestlicher Richtung. Wir kehrten Europa den Rücken.
    Ich wartete mit einiger Ungeduld, bis die Aufnahme geschah. Gegen halb zwölf entleerten sich die Behälter und unser Fahrzeug stieg zur Oberfläche des Oceans auf. Ich eilte auf die Plateform. Ned-Land war mir schon zuvor gekommen.
    Es war kein Land mehr in Sicht. Auf der unermeßlichen Meeres zeigten sich nur einige Segel am Horizont, ohne Zweifel von solchen, die bis zum Cap Roque die günstigen Winde zur Fahrt um das Cap der guten Hoffnung herum suchen. Es war bedeckter Himmel; ein Windstoß bereitete sich vor.
    Ned versuchte voll Zorn den nebeligen Horizont

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