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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Capitel.
Das Tang-Meer.
    Die Richtung des Nautilus hatte sich nicht geändert. Jede Hoffnung auf eine Rückkehr in die Meere Europa’s mußte also für die nächste Zeit aufgegeben werden.
     

    Geflügeljagd. (S. 326.)
     
    Der Kapitän Nemo steuerte gerade südwärts. Wohin schleppte er uns? Ich getraute mir nicht, es zu ahnen.
     

    Die Fluth dringt in die Grotte. (S. 327.)
     
    An diesem Tage fuhr der Nautilus durch einen ansehnlichen Theil des Atlantischen Oceans. Jedermann weiß, daß darin eine große Strömung warmen Wassers ist, bekannt unter dem Namen Golfstrom. Er fließt, nachdem er aus den Engen von Florida herausgekommen, in der Richtung von Spitzbergen. Aber bevor dieser Strom in den Golf von Mexiko gedrungen, um den vierundvierzigsten Grad nördlicher Breite, theilt er sich in zwei Arme, von denen der eine nach den Küsten Irlands und Norwegens hinzieht, während der andere südlich nach den Azoren zu sich wendet; darauf bricht er sich an der afrikanischen Küste und kehrt in einem länglichen Oval nach den Antillen zurück.
    Dieser zweite Arm nun, – eher ein Halsband als ein Arm – umgiebt mit seinen Ringen warmen Wassers den kalten, ruhigen, unbeweglichen Theil des Oceans, welchen man das Tang-Meer nennt. Die Gewässer dieser großen Strömung bilden inmitten des Atlantischen Oceans einen wahren See, und brauchen nicht weniger als drei Jahre Zeit, um ihn ganz zu durchlaufen.
    Das Tang-Meer bedeckt eigentlich den ganzen Theil der versunkenen Atlantis. Manche Schriftsteller haben gar die Meinung aufgestellt, die zahlreichen Kräuter, womit es bedeckt ist, hätten ihren Ursprung in dem Wiesenland des vormaligen Continents. Wahrscheinlicher jedoch ist, daß diese Kräuter, Algen und Meergras vom Golfstrom aus den Küstengegenden Europa’s und Amerika’s fortgeschwemmt und bis in diese Zone geführt worden sind. Dieses war auch einer der Gründe, welche Columbus auf die Vermuthung brachten
    es existire eine neue Welt. Als die Fahrzeuge dieses kühnen Entdeckers in das Tang-Meer kamen, konnten sie nur mit Mühe inmitten der Kräuter fortkommen, welche zum großen Schrecken der Mannschaft den Lauf der Schiffe hemmten, und sie verloren drei lange Wochen damit, über sie hinaus zu kommen.
    So war die Gegend beschaffen, welche der Nautilus eben besuchte, ein echtes Wiesenland, ein dichtes Gewirre von Algen und Meergras, das so fest zusammen hing, daß der Kiel eines Fahrzeuges nur mit Mühe hindurchdringen konnte. Der Kapitän Nemo wollte auch nicht seine Schraube sich in dieser Kräutermasse verwickeln lassen, und hielt sich daher einige Meter tief unter der Meeresoberfläche.
    Der Hauptbestandtheil dieser ungeheuren Bank ist Seegras. Als Grund, weshalb diese Wassergewächse in dem ruhigen Becken des Atlantischen Meeres zusammen kommen, führt der gelehrte Maury Folgendes an:
    »Die Erklärung, sagt er, welche man davon geben kann, scheint aus einer allgemein bekannten Wahrnehmung hervor zu gehen. Wenn man Korkstückchen oder sonst schwimmende Gegenstände in ein Gefäß thut, und setzt das Wasser des Gefäßes in eine Kreisbewegung, so sieht man, daß die zerstreuten Krümmchen sich im Centrum der Oberfläche zu einer Gruppe sammeln, d.h. an dem am wenigsten bewegten Punkt. Bei der fraglichen Naturerscheinung ist das Atlantische Meer das Gefäß, der Golfstrom die Kreisbewegung, und das Tang-Meer der Mittelpunkt, zu welchem die zerstreuten schwimmenden Körper sich sammeln.«
    Ich theile Maury’s Ansicht, und habe die Erscheinung von dem eigenthümlichen Standpunkt aus, wohin die Schiffe selten dringen, studiren können.
    Ueber uns schwammen Körper, die aus allen Gegenden her kamen, und häuften sich mitten in diesen bräunlichen Kräutern, Baumstämme aus den Anden oder den Felsengebirgen, welche durch den Amazonenstrom oder den Mississippi herbeigeschwemmt waren, zahlloses Strandgut, Stücke von Kielen und Brettern, dermaßen von Muschelwerk beschwert, daß es nicht wieder auf die Meeresoberfläche aufsteigen konnte. Und die Zeit wird einst die andere Ansicht Maury’s rechtfertigen, daß diese seit Jahrhunderten so zusammen gehäuften Stoffe durch Einwirken des Wassers sich mineralisiren und dann unerschöpfliche Kohlengruben bilden werden. So bereitet die Natur einen kostbaren Vorrath für die Zeit, wann die Menschen die Gruben des Continents werden ausgebeutet haben.
    Mitten in diesem verworrenen Gewebe von Kräutern und Seegras bemerkte ich reizende rosenfarbene Seesplinte, Meernesseln, deren

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