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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht fangen ließen, um von ihrer Gefräßigkeit mich selbst zu überzeugen.
    Ganze Tage lang begleiteten uns zierliche und muthwillige Delphine scharenweise. Sie zogen in Banden von fünf bis sechs zusammen, und hielten Hetzjagd, wie die Wölfe zu Lande; gefräßig sind sie übrigens nicht minder als die Meerhunde. Diese Familie zählt zehn Gattungen; die ich bemerkte, waren drei Meter lang, oben schwarz, unten rosa weiß mit einzelnen Flecken, und hatten eine sehr schmale Schnauze, die viermal so lang war, als der Schädel. Auch trafen wir in diesen Gewässern merkwürdige Probestückchen von Stachelflossern, von denen man erzählt, sie sängen melodisch, wie in einem Concert, und zwar schöner als Menschenstimmen. Ich will dem nicht widersprechen, muß aber bedauern, daß sie uns bei dem Vorüberfahren nicht mit einem Ständchen bedacht haben.
    Conseil zählte endlich auch eine Menge fliegender Fische auf. Es ist gewiß merkwürdig, wie die Delphine mit höchster Genauigkeit auf sie Jagd machen. Wohin ein solcher Vogel auch seinen Flug richten, welche Bahn er dabei beschreiben mag, selbst über den Nautilus hinaus, der Unglückliche fällt immer in den zum Aufschnappen geöffneten Rachen des Delphins. Es waren entweder Seehäher oder Meerweihe mit leuchtendem Maul, die bei der Nacht feurige Streifen durch die Luft zogen, dann gleich Sternschnuppen in das dunkle Wasser fielen.
    In dieser Weise fuhren wir ununterbrochen bis zum 13. März. An diesem Tage wurde der Nautilus zu Sondirungen verwendet, welche mein lebhaftes Interesse erregten.
    Wir hatten damals nahezu dreizehntausend französische Meilen seit unserer Abfahrt aus der hohen See des Stillen Oceans gemacht, und befanden uns unter 45°37’ südlicher Breite, und 37°53’ westlicher Länge. In derselben Gegend hatte der Kapitän Denham des Herald mit vierzehntausend Meter Sonde keinen Grund gefunden, und eben so war der Lieutenant Parcker von der amerikanischen Fregatte Congreß mit fünfzehntausendhundertundvierzig Meter nicht zum Ziel des Meeresgrundes gekommen.
    Der Kapitän Nemo entschloß sich, mit seinem Nautilus bis in die äußerste Tiefe hinab zu fahren, um diese verschiedenen Sondirungen zu prüfen. Ich machte mich bereit, alle Ergebnisse des Experiments zu notiren. Die Läden des Salons wurden geöffnet, und die Manövers begannen, um zu den so wunderhaft tiefen Schichten hinabzukommen.
    Es versteht sich wohl, daß nicht davon die Rede sein konnte, durch Anfüllen der Behälter hinabzutauchen. Vermuthlich hätten sie die specifische Schwere des Nautilus nicht hinreichend erhöhen können. Sodann hätte man, um wieder aufwärts zu kommen, dieses Uebermaß von Wasser hinaustreiben müssen, und die Pumpen hätten nicht Kraft genug gehabt, um den äußeren Druck zu überwinden.
    Der Kapitän Nemo entschloß sich, den Meeresgrund durch eine hinreichend lange Diagonale aufzusuchen vermittelst seiner geneigten Flächen, welche in einem Winkel von fünfundvierzig Grad zu den Wasserlinien des Nautilus gerichtet wurden. Hierauf wurde der Schraube ihr höchstes Maß von Schnelligkeit gegeben, und sie schlug mit unbeschreiblicher Gewalt die Wellen.
    Unter diesem mächtigen Druck dröhnte der Rumpf des Nautilus wie eine tönende Saite, und sank regelmäßig unter die Gewässer hinab. Der Kapitän und ich, wir begleiteten den Zeiger des Manometer, welcher reißend schnell umlief. Bald hatten wir die bewohnbare Zone, wo die meisten Fische hausen, zurückgelegt. Wenn manche dieser Thiere nur an der Oberfläche der Meere oder Flüsse leben können, so halten sich andere, eine geringere Anzahl, in sehr großen Tiefen auf. Unter diesen letzteren beobachtete ich eine Art Meerhund mit sechs Athmungsspalten, den Teleskopen mit enormen Augen, den Panzerhahn, mit grauen Bauch-und schwarzen Brustflossen, der mit einem Brustharnisch von blaßrothen Knochenplättchen geschützt war.
    Ich fragte den Kapitän Nemo, ob er in noch größerer Tiefe Fische bemerkt habe.
    »Fische? erwiderte er, selten. Aber nach gegenwärtigem Zustand der Wissenschaft, was nimmt man an, was weiß man?
    – Das will ich Ihnen sagen, Kapitän. Man weiß, daß, wenn man zu den niederen Schichten des Oceans hinabsteigt, das vegetale Leben schneller, als das animale, verschwindet. Man weiß, daß da, wo sich noch belebte Wesen finden, nicht eine einzige Wasserpflanze mehr fortkommt. Man weiß, daß die Pilgermuscheln, die Austern in einer Tiefe von zweitausend Meter leben, und daß Mac Clintock

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