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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hauptsächlich nach den Karten im Manuscript, welche offenbar von der Hand des Kapitän Nemo auf Grund seiner persönlichen Beobachtungen herrühren.
    Zwei Tage lang wurden diese öden und tiefen Gewässer vermittelst der geneigten Ebenen besucht. Doch am 11. April stieg der Nautilus plötzlich wieder zur Oberfläche und wir bekamen das Land an der Mündung des Amazonenstromes zu sehen, dessen Wasser so weit hin-und so beträchtlich ausströmt, daß das Meer auf einige Meilen seinen Salzgehalt verliert.
    Wir hatten den Aequator durchschnitten, und ließen zwanzig Meilen westlich das französische Cayenne, wo wir leicht eine Zufluchtsstätte gefunden hätten. Aber der Wind wehte zu stark und die wüthend aufgeregten Wellen hätten einem einfachen Boot nicht gestattet, ihnen zu trotzen. Ned-Land sah dies wohl selbst ein, denn er sprach kein Wort mit mir. Ich meinerseits spielte nicht mit einem Wort auf seine Fluchtprojecte an, denn ich wollte ihn nicht zu einem Versuch verlassen, welcher unfehlbar gescheitert wäre.
    Ich entschädigte mich leicht für diese Verzögerung durch interessante Studien. Während dieser beiden Tage, des 11. und 12. April, blieb der Nautilus auf der Oberfläche, und sein Sacknetz that einen wundervollen Fang an Zoophyten, Fischen und Reptilien.
    Die Zoophyten waren zum großen Theil schöne Phyctalinen, zu den Strahlthieren gehörig, unter anderem eine in diesem Ocean einheimische Gattung mit kleinem cylindrischen Stamm, der mit verticalen Linien und rothen Punkten verziert, und mit einem wundervollen Strauß von Fühlfäden gekrönt war. Mollusken waren es von den bereits beschriebenen, Thurmschnecken, durchsichtige Hyalen, Argonauten, vortreffliche eßbare Tintenfische, einige Arten Calmar u.s.w.
    Von Fischen, die ich noch nicht zu studiren Gelegenheit hatte, bemerkte ich einige Arten. Unter den Knorpelfischen eine Aalart, fünfzehn Zoll lang, mit grünlichem Kopf, violetten Flossen, bläulich grauem Rücken, braun silberfarbenem, lebhaft geflecktem Bauch, einem goldenen Ring um die Iris, merkwürdige Thiere, die im Süßwasser leben, und vermuthlich vom Amazonenstrom hierher getrieben wurden; kleine, einen Meter lange Haie, unter dem Namen Pantoffelfisch bekannt, grau und weißlich, deren in mehrere Reihen stehende Zähne rückwärts gekrümmt sind; Fledermaus-Seeteufel, eine Art gleichschenkeliger Triangel, röthlich, einen halben Meter groß, mit einer fleischigen Verlängerung der Brustflossen, wodurch sie das Aussehen von Fledermäusen bekommen, und mit einem hornartigen Ansatz neben den Nasenlöchern, weshalb man sie See-Einhorn benannte; einige Sorten Hornfische u.a.m.
    Von Knochenfischen beobachtete ich eine große Menge, deren Aufzählung zu langweilig sein würde. Ich hebe daraus hervor: Goldflosser, auf denen Silber-und Goldglanz mit Rubin und Topasen sich mischen; phosphorescirende Goldschwanzbrassen; hellrothe Lippfische; drei Decimeter lange Sardinen mit lebhaftem Silberglanz. Besonders aber muß ich noch einen Fisch nennen, dessen Conseil noch lange Zeit gedenken wird.
    Unser Garn brachte einen sehr flachen Rochen, der vollkommen wie eine kreisrunde Scheibe geformt war und zwanzig Kilogramm wog. Er war oben weiß, unten röthlich mit großen tiefblauen, schwarz gerandeten Flecken, hatte eine sehr glatte Haut und eine zweilappige Flosse. Er zappelte auf der Plateform, versuchte durch krampfhafte Bewegungen wieder in’s Meer zu kommen, und war im Begriff, mit einem letzten Satze diesen Zweck zu erreichen. Da stürzte sich Conseil auf ihn, und faßte ihn, ehe ich ihn noch abhalten konnte, mit beiden Händen.
    Aber plötzlich lag er zu Boden geworfen und streckte die Beine in die Luft; an der Hälfte seines Körpers gelähmt, schrie er:
    »Ach! mein Herr! mein Herr! zu Hilfe!«
    Unterstützt vom Canadier hob ich ihn auf, und wir rieben ihn aus Leibeskräften. Als er wieder zum Bewußtsein kam, murmelte er mit gebrochener Stimme:
    »Classe der Knorpelfische, Ordnung der Knorpelflosser, mit festen Kiemen, Unterordnung der phosphorescirenden, Familie der Rochen, Gattung der Zitterfische!«
    – »Ja wohl, Lieber, erwiderte ich, ein Zitterfisch hat Dich in den jämmerlichen Zustand versetzt.
    – Ach, mein Herr kann mir’s wohl glauben, versetzte Conseil, aber ich werde mich an diesem Thiere rächen.
    – Und wie?
    – Ich werde es aufzehren.«
    Dies that er noch denselben Abend, aber nur zur Revanche, denn offen gestanden, er war zähe wie Leder.
    Es war ein Zitterfisch der

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