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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gesagt, dieser Salon ist gemacht, selbst einen Flamländer, wie ich bin, in Staunen zu setzen.
     

    Unerforschte Tiefen aus dem Fenster betrachtet. (S. 116.)
     
    – Staune nur, Freund, und schaue, denn für einen so starken Classificirer, wie Du, giebt’s hier zu thun.«
    Ich brauchte Conseil nicht aufzumuntern. Der brave Junge, über die Glaskästen gebeugt, murmelte schon Worte aus der Naturforschersprache: Classe der Gasteropoden, Familie der Buccinoiden etc.
    Während dessen fragte mich Ned-Land, der wenig Sinn für Conchylien hatte, über meine Unterredung mit dem Kapitän Nemo: Ob ich entdeckt habe, wer er sei, woher er komme, wohin er gehe, in welche Tiefen er uns hinabziehe? kurz, tausend Fragen, welche ich zu beantworten keine Zeit hatte.
    Ich theilte ihm mit, was ich wußte, oder vielmehr, was ich nicht wußte, und fragte ihn, was er seinerseits gehört oder gesehen habe.
    »Nichts gesehen, nichts gehört! erwiderte der Canadier. Ich habe nicht einmal die Mannschaft des Bootes gesehen. Sollte sie vielleicht auch elektrisch sein?
    – Elektrisch!
    – Wahrhaftig! man sollte versucht sein, es zu glauben. Aber Sie, Herr Arronax, fragte Ned-Land, der noch immer seine Idee hatte, Sie können mir nicht sagen, wie viel Mann an Bord sind? zehn? zwanzig? fünfzig? hundert?
    – Ich kann darauf keine Antwort geben, Meister Land. Uebrigens, glauben Sie mir, geben Sie für jetzt die Idee auf, sich des Nautilus zu bemächtigen, oder zu fliehen. Dieses Fahrzeug ist ein Meisterwerk der modernen Industrie, und es wäre mir leid, hätte ich es nicht gesehen! Wie mancher würde sich gern unsere Lage gefallen lassen, sei es auch nur, um durch diese Wunder zu spazieren. Also halten Sie sich ruhig, und trachten wir zu sehen, was um uns herum vorgeht.
    – Sehen! rief der Harpunier! man sieht ja nichts, man wird auch von diesem eisernen Gefängniß aus nichts sehen! Wir fahren, wir schiffen blind hinaus« …
    Diese letzten Worte sprach Ned-Land, als es plötzlich stockfinster ward. Die Helle am Plafond erlosch und zwar so rasch, daß meine Augen darüber Schmerz empfanden, gerade so, wie bei plötzlichem Uebergang aus dem Finstern zum blendenden Licht.
    Wir blieben still, rührten uns nicht, da wir nicht wußten, welche angenehme oder unangenehme Ueberraschung uns bevorstand. Da hörte man ein Hin-und Hergleiten, als wenn die Füllungen der Seitenwände sich verschöben.
    »Jetzt ist alles aus! sagte Ned-Land.
    – Ordnung der Hydromedusen!« murmelte Conseil.
    Mit einem Male ward’s auf beiden Seiten des Salons hell durch zwei längliche Oeffnungen. Das Gewässer zeigte sich durch elektrische Einwirkung lebhaft erleuchtet. Wir waren nur durch zwei Glasplatten vom Meere geschieden. Anfangs schauderte mir beim Gedanken an die Zerbrechlichkeit dieser Wand; doch war sie durch starke Kupfereinfassung befestigt, so daß sie fast unendlichen Widerstand zu leisten fähig war.
    Das Meer war im Umfang einer Meile um den Nautilus herum klar zu durchschauen. Welch ein Anblick! Mit der Feder nicht zu beschreiben! Wer vermöchte die Lichteffecte durch diese erleuchteten Streifen und der sanften allmäligen Abstufungen bis zu den unteren und oberen Schichten zu schildern!
    Die Durchsichtigkeit des Meeres ist bekannt; man weiß, daß es weit klarer ist, als das Felsen-Quellwasser. Die mineralischen und organischen Bestandtheile, welche es in aufgelöstem Zustand enthält, erhöhen noch seine Durchsichtigkeit. In manchen Theilen des Oceans, bei den Antillen kann man hundertfünfundvierzig Meter tief den sandigen Meeresgrund mit erstaunlicher Klarheit erkennen, und die durchdringende Kraft der Sonnenstrahlen scheint erst in einer Tiefe von dreihundert Meter aufzuhören. Aber in der flüssigen Umgebung des Nautilus wurde der elektrische Glanz im Schoße der Wogen selbst hervorgebracht: es war nicht erleuchtetes Wasser, sondern flüssiges Licht.
    Nimmt man Ehrenberg’s Hypothese an, der an eine phosphorescente Erleuchtung der Meerestiefen glaubt, so hat die Natur gewiß den Bewohnern des Meeres die wundervollste Anschauung vorbehalten, ich konnte hier durch das tausendfache Lichtspiel ein Urtheil darüber gewinnen. Auf jeder Seite blickte ich durch’s offene Fenster in die unerforschten Abgründe. Das Dunkel im Salon hob die äußere Helle, und wir schauten, als sei dieses reine Spiegelglas das Fenster eines unermeßlichen Aquariums.
    Der Nautilus schien nicht seine Stelle zu ändern, weil es an Merkpunkten fehlte. Mitunter jedoch ließen

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