Diklon Teil 1: Der Weg nach Bancali (German Edition)
Kapitel 1: Die Gesandten von Diklon
An diesem Morgen war es regnerisch und kühl. Der Waldboden war aufgeweicht und vom dichten Nebel kaum zu erkennen. Die Totenstille war beängstigend, kein Vogel trällerte, kein Wind huschte wie ein leises Flüstern durch die Bäume und Sträucher.
Nur das Versinken zweier vermummter Mädchen im Schlamm war zu hören, die erschöpft durch den Wald trotteten. Die Kapuzen ihrer braunen Mäntel die schon vom Vortag vom Regen voll gesogen waren, hatten sie tief in ihre Gesichter gehüllt und jeder Schritt wurde anstrengender.
Nach einer kurzen Zeit blieb Jazz stehen und unterbrach die Totenstille, sie schnaufte und räusperte sich.
„Mina, können wir nicht mal eine Pause machen, seit zwei Tagen haben wir kaum geschlafen, weder was gegessen. Außerdem ist das viele Laufen nicht gut für meine Figur“, sie sah grinsend an sich hinunter, doch ihre beste Freundin Mina ging einfach weiter, als hätte sie nichts gehört. Irgendwann drehte sie sich dann doch um.
„Typisch Jazz“, grummelte Mina, „für ein Stück Sahnetorte würde sie Kilometerweit laufen, doch wenn es um ihr Leben geht, bleibt sie einfach stehen“, stapfend ging sie zu Jazz zurück und zog an ihren Ärmel und drängte sie vorwärts zu gehen.
„Also machen wir doch eine Pause?!“
Jazz strahlte, doch Mina ließ von ihrem Ärmel ab und packte Jazz rechtes Handgelenk und zog sie wie einen nassen Sack einfach hinter sich her.
„Nein, keine Pause, du weißt ganz genau dass wir weiter müssen. Außerdem sind wir in ein paar Stunden in Bancali, bei so vielen Menschen fallen wir nicht besonders auf, also beweg dich!“
Mina war etwas genervt. Obwohl Mina ihr den Rücken gekehrt hatte, wusste sie, dass Jazz mit den Augen rollte. „Rollst du mit den Augen Jazz?!“
„Nein - ich doch nicht!“, betonte sie übertrieben und tat es wieder. „Verdammte Scheiße!“ dachte Jazz und schmunzelte. „Sie kennt mich zu gut.“
Jazz und Mina waren schon lange befreundet gewesen und nach und nach entwickelte sich eine tiefe Freundschaft daraus. Keine wollte mehr auf die andere verzichten.
Ihre flippige und direkte Art fand zwar nicht immer bei anderen auf Verständnis, doch dies machte ihnen nichts aus.
Dies galt auch für ihr Äußeres, Jazz war korpulent, Mina war pummelig. Beide Mädchen waren gepierct und tätowiert, wobei Mina Jazz dabei weit voraus lag. Sie hatten ihren eigenen Kleidungsstil, der des Öfteren mal aus der Reihe schlug und auf Intoleranz stieß.
Doch so waren sie halt, deswegen nahm Mina auch Jazz Trägheit nicht gleich immer so ernst.
Mit knurrenden Magen gingen sie weiter, sie mussten so schnell wie es ging nach Bancali und dort jemanden treffen, der hoffentlich noch nicht tot war.
Einige Tage zuvor trafen sie auf ihrem Weg einen anderen Reisenden, der ihnen von Bancali, „Der Handelsstadt“ erzählte und ihnen den Weg dorthin erklärte. Für Jazz und Mina war dies schon eine große Hilfe gewesen.
Dies waren auch so gesehen seine letzten Worte. Denn er wurde darauf von den Ads getötet, da er mit Jazz und Mina zuvor gesprochen hatte und ihnen nicht sagen wollte, welches Ziel sie nun in Aussicht hatten.
Die beiden Freundinnen wollten sich in Bancali neu ausrüsten und einige Stunden dort verweilen und Ausschau halten.
Fast eine Wochen waren sie schon auf der Flucht gewesen und konnten immer mit Müh und Not den Ads entkommen, sie hatten viel Dreck am Stecken und einiges passierte unbewusst oder geschah aus Notwehr.
Der Mord – ein Regelverstoß?
Der Mord geschah aus einer Rangelei von Kräften und einer Waffe. Denn als Mina, ihre Cousine Lu und Jazz bei einem Abend in der Bar jemand kennen gelernt hatten und dieser beim Nachhause bringen aggressiv und aufdringlich wurde, gab es leider keinen anderen Ausweg.
In einer dunklen Seitenstraße kurz vor Ausgangssperre bedrohte er die drei mit einer Waffe, allerdings hatte er die Mädchen unterschätzt, zu seinem Nachteil.
Denn Jazz und Mina waren keine gewöhnlichen Mädchen und hatten deshalb leichtes Spiel mit ihm.
Jazz war eine Elementale, sie beherrschte das Element Erde und wenn sie wütend wurde, war es ab und zu auch mal ihre Schuld, wenn ein leichtes Erdbeben sich bemerkbar machte.
Natürlich konnte sie auch das Wachstum der Pflanzen und Bäume beeinflussen oder ihre Form verändern. Aber sie veränderte nicht nur ihre Umgebung, sondern auch sich selbst, bei jeder Anwendung ihrer Gabe traten ihre Adern hervor und ihr Teint
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