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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die durch seinen Schnabel vor unseren Augen zertheilten Wasserstreifen eine äußerste Schnelligkeit erkennen.
    In Staunen versunken lagen wir vor diesen Glasscheiben, keiner unterbrach das bewundernde Schweigen. Dann sprach Conseil:
    »Sie wollen schauen, Freund Ned, nun denn, schauen Sie!
    – Merkwürdig! merkwürdig! rief der Canadier aus, der unwiderstehlich angezogen seinen Zorn und seine Entweichungsprojecte vergaß – man würde weit her kommen, so Wundervolles zu sehen!
    – Ah! rief ich aus, jetzt begreife ich das Leben dieses Mannes! Er hat sich eine Welt für sich besonders geschaffen, die ihm erstaunliche Wunder vorbehält!
    – Aber die Fische? bemerkte der Canadier. Ich sehe keine Fische!
    – Was liegt Ihnen denn daran, Freund Ned, erwiderte Conseil, Sie kennen ja dieselben nicht.
    – Ich, gewiß! Ein Fischer von Profession!« rief Ned-Land.
    Und es erhob sich ein Streit zwischen den beiden Freunden, denn sie kannten beide die Fische, aber jeder in sehr verschiedener Weise.
    Es ist Jedermann bekannt, daß die Fische die vierte und letzte Classe der Wirbelthiere ausmachen. Man hat sie richtig definirt: »Wirbelthiere mit kaltem Blut und doppeltem Umlauf, welche durch Kiemen athmen und im Wasser zu leben bestimmt sind.« Sie bestehen aus zwei Abtheilungen: Fische mit Knochen, d.h. deren Rückgrat aus knochenartigen Wirbeln gebildet ist; und Knorpelfische mit knorpeligen Rückgratswirbeln.
    Conseil, der weit mehr Kenntnisse über den Gegenstand hatte, wollte nun aus Freundschaft nicht dulden, daß Ned darin so wenig Kenntnisse hatte. Er sprach:
    »Freund Ned, Sie sind ein sehr geschickter Fischer, verstehen diese Thiere zu tödten. Sie haben sie in großer Menge gefangen, aber wie man sie eintheilt, wissen Sie wohl nicht.
    – O ja! erwiderte der Harpunier. Sie werden eingetheilt in Fische, die man ißt, und solche, die man nicht ißt.
    – Solch’ eine Eintheilung macht ein Fresser, versetzte Conseil. Aber sagen Sie mir, ob Sie den Unterschied von Knochen-und Knorpel-Fischen wissen?
    – Vielleicht wohl, Conseil.
    – Und die Unterabtheilung dieser großen Classe?
    – Hab’ keinen Begriff davon, erwiderte der Canadier.

    – Nun, so hören Sie, Freund Ned, und behalten Sie. Die Knochenfische zerfallen in sechs Ordnungen:
    Die erste , mit vollständigen beweglichen Oberkiefern, und Kiemen in Gestalt eines Kammes, begreift fünfzehn Familien, welche drei Viertel der bekannten Fische ausmachen, darunter der gemeine Barsch.
    – Schmeckt ziemlich gut, erwiderte Ned-Land.
    – Die der zweiten Ordnung, Afterflosser genannt, haben ihre Bauchflossen am Unterleib und hinter den Brustflossen, nicht an die Schulterknochen geheftet. Sie bildet fünf Familien, wozu die meisten Süßwasserfische gehören, darunter der Karpfen, der Hecht.
    – Pfui! sagte der Canadier verächtlich, Süßwasserfische!
    – Drittens , fuhr Conseil fort, deren Bauchflossen unter den Brustflossen stehen, und unmittelbar an die Schulterknochen geheftet sind. Sie machen vier Familien aus, wozu die Butten, Plattfische, Meerzungen gehören etc.
    – Vortrefflich! Vortrefflich! rief der Harpunier aus, der die Fische durchaus nur nach der Eßbarkeit schätzte.
    – Viertens , fuhr Conseil fort, ohne sich irre machen zu lassen, die Apoden, mit langem Leib, ohne Bauchflossen, und einer dichten, oft klebrigen Haut. Diese Ordnung bildet nur eine Familie, zu welcher der Aal gehört.
    – Mittelmäßig! versetzte Ned-Land.
    – Die der fünften haben vollständige und freie Kiefern, ihre Kiemen aber bestehen aus kleinen Trotteln, welche paarweise längs den Kiemenbögen stehen. Diese Ordnung ist nur eine Familie, wozu das Seepferd gehört.
    – Nicht gut! nicht gut! versetzte der Harpunier.
    – Bei einer sechsten Ordnung endlich ist der Kieferknochen an der Seite festgeheftet und die Gaumenwölbung durch eine Naht mit dem Schädel eingezahnt, so daß sie unbeweglich wird. Diese Ordnung hat keine eigentlichen Bauchflossen und besteht aus zwei Familien, wozu der Mondfisch gehört.
    – Schande für eine Pfanne! rief der Canadier.
    – Haben Sie begriffen, Freund Ned? fragte der gelehrte Conseil.
    – Nicht das Mindeste, Freund Conseil, war die Antwort. Aber fahren Sie nur immer fort, Sie sind sehr interessant.
    – Die Knorpelfische, versetzte Conseil mit unvergleichlicher Ausdauer, enthalten nur drei Ordnungen.
    – Um so besser, sagte Ned.
    – Bei dem ersten sind die Kiefern in einem beweglichen Ring verwachsen, und die Kiemen öffnen sich in

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