Zwei auf Achse
wird. Am besten bitten wir ihn um ein Gespräch unter vier Augen, nur er und wir.“
„Das sind aber sechs Augen!“ warf Joachim ein.
„Wieso? Ach so, ja, natürlich! Also dann eben unter sechs Augen. Wenn er darauf eingeht, haben wir gewonnenes Spiel. Und dann frag’ ich ihn ganz unverfänglich, ob er eine gewisse Hildegard Ratjen kennt. Sagt er ja, bohren wir weiter, nach näheren Umständen und so. Du sollst sehen, das klappt.“
„Ja“, stimmte Joachim zu, „das könnte laufen. Ich weiß übrigens auch schon, was ich bei unserem Interview zu tun habe. Ich werde deinen Supervater genau unter die Lupe nehmen, seine Ohren mit deinen vergleichen, seine Nase, den Mund und so weiter. Wenn er nämlich leugnet, können wir ihn anhand dieser Beweisstücke aufs Kreuz legen. Aber nun komm, damit er nicht durch die Hintertür entwischt, bevor er von uns in die Zange genommen wird.“ Lutz holte tief Luft und trat an die Tür.
„Du glaubst nicht, wie ich mich fühle“, sagte er. „Mir zittern richtig die Knie.“
Joachim nickte und drückte auf den Klingelknopf. „Wenn ich mir vorstelle, wir stünden bei meinem Vater vor der Tür, würde ich auch weiche Beine kriegen.“
Sie standen und warteten. Aber niemand kam heraus. Statt dessen summte plötzlich ein Türöffner. Sie drückten die Tür auf und traten ein. Der Korridor, in dem sie sich nun befanden, war ganz hell tapeziert, die Türen, die nach links und rechts in die verschiedenen Zimmer führten, waren schneeweiß gestrichen, auf dem Fußboden lag ein dicker roter Teppich. Im Hintergrund führte eine breite Treppe in die oberen Stockwerke.
„Was nun?“ flüsterte Joachim, als sich niemand zeigte, „gehen wir nach oben, oder klopfen wir hier unten an eine Tür?“
Lutz zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß auch nicht“, flüsterte er zurück. „Vielleicht warten wir noch einen Augenblick.“
Kaum hatte er das gesagt, da erschien oben an der Treppe eine Frau mittleren Alters. Sie beugte sich ein wenig herab und rief: „Bitte, wer ist da?“
„Wir sind da!“ rief Lutz. „Wir möchten gern mit Herrn Telfers sprechen.“
„Mit Herrn Telfers“, sagte die Dame, „so so. Na, dann nur heraufspaziert!“
Die Jungen warfen sich bei dieser freundlichen Einladung einen ermunternden Blick zu und stiegen die Treppe hinauf. Lutz ging voran.
„Guten Tag“, sagte er, als er oben angelangt war. „Ist Herr Telfers wohl zu sprechen?“
„Vielleicht“, antwortete die Dame. „Wenn ihr mir verratet, in welcher Angelegenheit?“
„Das können wir leider nicht“, rief Joachim.
„Wie bitte?“ fragte die Dame verwundert. „Ihr könnt Frau Telfers nicht verraten, was ihr mit Herrn Telfers zu besprechen habt? Gestattet, daß ich darüber erstaunt bin.“
„Sie müssen das verstehen“, sagte Lutz hastig und wurde sehr rot dabei. „Wir fürchten nämlich, es könnte Ihrem Mann nicht recht sein, daß Sie von der Sache etwas erfahren.“
„Von was für einer Sache?“ forschte Frau Telfers. „Ihr macht mich wirklich neugierig.“
„Von der Sache zwischen Ihrem Mann und meinem Freund Lutz“, sagte Joachim. „Es ist eigentlich nichts Besonderes, aber es muß noch geheim bleiben.“
Frau Telfers runzelte die Stirn und lächelte.
„Seit wann hat denn mein Mann Geheimnisse vor mir? Kommt mal mit!“ Sie winkte und ging den beiden voran in eins der Zimmer auf der rechten Seite. „Nehmt bitte Platz“, sagte sie und deutete auf zwei Sessel, „ich hole meinen Mann.“
Einen Augenblick später kam sie mit einem Herrn zurück, der etwa vierzig Jahre alt sein mochte.
„Bernhard“, sagte sie, „diese beiden Buben hier meinen, du hättest Geheimnisse mit ihnen, die ich besser nicht erfahren sollte.“
Herr Telfers kam ein paar Schritte näher, blickte die Jungen abwechselnd an, hob dann die Schultern und schüttelte den Kopf. „Ich habe die beiden nie im Leben gesehen!“ rief er. „Wie soll ich da Geheimnisse mit ihnen haben?“
„Kann schon sein, daß Sie nichts davon wissen“, sagte Joachim. „Das soll vorkommen. Aber wenn wir mit Ihnen gesprochen haben, werden Sie sich bestimmt ein Bild machen können.“
„Na, da bin ich aber mal gespannt“, sagte Herr Telfers lächelnd. „Bitte, schießt los! Worum geht es?“
„Das dürfen wir Ihnen nur allein mitteilen“, sagte Lutz, „glauben Sie mir! Die Sache könnte Ihre Frau womöglich böse machen.“
„Also, Kinder“, rief Herr Telfers belustigt, „ihr tut ja gerade, als ob ihr
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