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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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ein Staatsgeheimnis zu hüten hättet. Ehrlich, jetzt habt ihr mich neugierig gemacht. Hängt es mit einem Toto- oder Lottogewinn zusammen? Die Gesellschaften lassen sich ja gelegentlich so verrückte Methoden einfallen. Ist es ein Gewinn? Nun sagt schon!“
    „Ich weiß nicht“, sagte Joachim, „vielleicht sehen Sie darin einen Gewinn, vielleicht aber auch einen Verlust, das liegt ganz bei Ihnen.“
    Nach dieser zweideutigen Auskunft blickte Herr Telfers seine Frau an, zwinkerte ihr zu und sagte mit gespielter Ungeduld: „Sei so gut, Irene, und geh einen Augenblick nach nebenan. Ich muß einfach erfahren, worum es sich handelt, die Ungewißheit kann ich unmöglich noch länger ertragen!“
    Seine Frau nickte und lächelte ihm zu.
    „Paß aber gut auf, daß du nichts von dem vergißt, was die beiden dir zu erzählen haben“, sagte sie. „Vielleicht machst du dir ein paar Notizen.“ Sie fuhr Lutz mit der Hand über’s Haar und verließ das Zimmer.
    Als die Jungen mit Herrn Telfers allein waren, nahm Lutz sich ein Herz und sagte: „Wir sollen Sie grüßen von einer gewissen Hildegard Ratjen, Sie wissen schon.“
    Herr Telfers kniff die Augen zusammen.
    „Wie bitte?“ rief er. „Von wem sollt ihr mich grüßen?“
    „Von Hildegard Ratjen“, wiederholte Lutz. „Sie erinnern sich doch! Das ist die Frau, ich meine das Fräulein, mit dem Sie damals längere Zeit zusammen waren, als Sie noch als Bardame arbeiteten. Ich wollte sagen, als Fräulein Ratjen noch als Bardame arbeitete, hier in München irgendwo, in so einem Nachtlokal.“
    Herr Telfers war verblüfft.
    „Seid ihr deshalb zu mir gekommen, um mir Grüße von einem Fräulein Ratjen oder wie der Name war, zu bestellen?“
    Lutz schüttelte den Kopf.
    „Nein“, sagte er und sah dem hochgewachsenen Mann mit der goldgefaßten Brille fest in die Augen, „wir wollen Ihnen auch noch etwas anderes mitteilen.“
    „Aha“, rief Herr Telfers, „dann nur heraus mit der Sprache. Aber ich sag’ euch schon jetzt, daß ich einer Dame Ratjen nie im Leben begegnet bin, in einer Bar nicht und auch sonst nirgendwo.“
    „Hm“, mischte Joachim sich ein, „würden Sie das unter Umständen beschwören?“
    Herr Telfers lachte.
    „Beschwören?“ wiederholte er. „Ist die Sache denn so wichtig?“
    „O ja!“ rief Joachim. „Es geht um ein Menschenleben!“
    „Also, Kinder“, rief Herr Telfers, „wenn ihr jetzt nicht endlich die Katze aus dem Sack laßt, gibt es einen Knall und ich bin vor Neugier geplatzt!“
    „Moment“, sagte Joachim todernst. „Bevor wir das Geheimnis lüften, müssen wir einen kleinen Vergleich anstellen!“ Er stand auf, ging zu Herrn Telfers hinüber und betrachtete ihn eingehend von der Seite.
    „Willst du vielleicht ein Foto von mir machen für dein privates Verbrecheralbum?“ fragte der Mann belustigt.
    „Keineswegs“, erklärte Joachim. „Wir sind ja nicht von der Polizei, wir wollen nur feststellen, ob zwischen Ihnen und Lutz gewisse Familienähnlichkeiten bestehen. Komm mal her, Lutz, stell dich neben Herrn Telfers, guck in dieselbe Richtung und mache ein Ohr frei!“
    Lutz schickte sich an, Joachims Anweisung zu befolgen, und trat zwei Schritte auf Herrn Telfers zu. Aber der wurde stutzig und durchschaute mit einemmal, was hier getestet werden sollte.
    „Familienähnlichkeiten?“ rief er. „Was soll das heißen? Ist diese merkwürdige Dame Ratjen etwa eure Mutter, und hat sie euch geschickt, damit ihr herausfindet, ob ich euer Vater bin?“
    „Niemand hat uns geschickt“, sagte Lutz leise. „Wir sind ganz allein und auf eigenen Wunsch gekommen.“
    „Jawohl“, schaltete sich Joachim wieder ein. „Er kennt seinen Vater nämlich nicht, weiß aber, daß ein gewisser Herr Bernhard Telfers, Sie also, mit seiner Mutter vor zwölf oder dreizehn Jahren zusammengelebt hat und wahrscheinlich sein Vater ist.“
    Herr Telfers sog hörbar die Luft ein.
    „Was sagt man dazu!“ murmelte er. Und indem er sich Lutz zuwandte: „Ich soll dein Vater sein?“
    Lutz hob unsicher die Schultern. Herr Telfers sah ihn kopfschüttelnd an.
    „Nein“, fuhr er fort, „nein, das bin ich bestimmt nicht, das ist ganz ausgeschlossen! Es tut mir leid, daß ich dir das sagen muß und du vielleicht enttäuscht bist, aber das ist wirklich ganz ausgeschlossen!“ Er strich sich das Haar zurück und machte ein nachdenkliches Gesicht.
    „Es kann vielleicht sein“, begann er nach einer Weile wieder, „daß ich deiner Mutter, also diesem

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