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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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dass sie Fossilien waren: eine zweischalige Muschelart, ein herzförmiger Stein mit einem Muster auf der Oberfläche und eine Kreatur mit fünf langen winkenden Armen.
    Mary hatte meine unhöfliche Bemerkung ignoriert und war mir nach draußen gefolgt. «Ha’m Sie auch Vertebis?»
    Ich hörte ein Rascheln am Tisch und das klackende Geräusch von aneinanderschlagenden Steinen. «Die kommen aus dem Krokodilrücken», sagte Mary. «Manche behaupten, dass es Zähne sind, aber Pa und ich wissen es besser. Sehen Sie?»
    Ich drehte mich um und sah den Stein an, den sie mir hinhielt. Er war etwa so groß wie ein Zweipennystück, nur dicker, zwar rund, aber an den Seiten leicht eckig abgeflacht. Die Oberfläche war konkav und in der Mitte eingezogen, als hätte ihn jemand in weichem Zustand mit zwei Fingern zusammen gedrückt. Mir fiel das Skelett einer Eidechse ein, das ich im Britischen Museum gesehen hatte.
    «Du meinst wahrscheinlich Vertebra», korrigierte ich sie und nahm den Stein in die Hand. «Das sind Wirbel. Aber Krokodile gibt es in England nicht.»
    Mary zuckte mit den Schultern. «Vielleicht ha’m wir nur noch nie welche gesehen, weil sie jetzt woanders hin sind. Nach Schottland zum Beispiel.»
    Ich musste lächeln.
    Als ich ihr den Stein zurückreichte, blickte sich Mary suchend nach ihrem Vater um. «Behalten Sie ihn», flüsterte sie.
    «Danke. Wie heißt du denn?»
    «Mary.»
    «Das ist sehr nett von dir, Mary Anning. Ich werde ihn in Ehren halten.»
    Und ich hielt ihn in Ehren. Marys Wirbel war das erste Fossil, das in meinen Schaukasten kam.
    Wenn ich heute an unsere erste Begegnung denke, muss ich schmunzeln. Damals hätte ich mir niemals vorstellen können, dass mir Mary eines Tages der wichtigste Mensch auf Erden sein würde, mit Ausnahme meiner Schwestern natürlich. Es war undenkbar, dass eine fünfundzwanzigjährige Dame aus der gehobenen Mittelschicht freundschaftlichen Umgang mit einem jungen Mädchen aus der Arbeiterklasse pflegte. Doch schon damals hatte Mary etwas, das mich auf der Stelle für sie einnahm. Natürlich teilten wir das Interesse für Fossilien, aber das allein war es nicht. Obwohl sie noch ein kleines Mädchen war, führte Mary Anning bereits mit den Augen, und das hätte ich gern selbst gekonnt.
    Wenige Tage später hatte Mary herausgefunden, wo wir wohnten, was in Lyme Regis mit seinen wenigen Straßen kein großes Kunststück war, und kam uns besuchen. Louise und ich saßen gerade in der Küche und entstielten die frisch gepflückten Holunderblüten, aus denen wir Sirup herstellen wollten, als sie plötzlich in der Hintertür stand. Margaret übte einen Tanzschritt und wirbelte um den Tisch herum, gleichzeitig versuchte sie uns zu überreden, aus den Blüten doch lieber Champagner anzusetzen. Ihre Hilfe bot sie uns jedoch nicht an, was mich für ihren Vorschlag vielleicht etwas empfänglicher gemacht hätte. Wegen ihres Geklappers und Geplappers bemerkten wir anfangs gar nicht, dass Mary im Türrahmen lehnte. Bessy, die wir Zucker kaufen geschickt hatten und die jetzt schlecht gelaunt in die Küche zurückgepoltert kam, erblickte sie zuerst.
    «Wer ist das denn? Weg mit dir, Mädchen!», rief sie und blies ihre dicken Backen auf.
    Bessy war mit uns aus London gekommen und jammerte ständig darüber, wie sehr sie sich verschlechtert hatte: der steile Weg von der Stadt zum Morley Cottage hinauf, die schneidende Seebrise, die sich ihr auf die Brust legte, der unverständliche Dialekt der Einheimischen, denen sie auf dem Markt begegnete, und die Krabben aus der Bucht von Lyme, auf die sie mit einem Hautausschlag reagierte. Hatte sie in Bloomsbury wie ein stilles und williges Mädchen gewirkt, brachte Lyme eine Sturheit in ihr zum Vorschein, die man ihr jetzt an den Backen ablesen konnte. Hinter ihrem Rücken machten wir Schwestern uns gern über ihr Gejammer lustig, manchmal brachte sie uns allerdings fast so weit, dass wir ihr kündigen wollten – vorausgesetzt, sie drohte nicht gerade selbst damit.
    Doch auf Mary machte Bessys Ruppigkeit keinen Eindruck, denn sie wich nicht von der Türschwelle. «Was machen Sie da?»
    «Holunderblütensirup», erwiderte ich.
    «Holunderblütenchampagner», korrigierte mich Margaret und unterstrich ihre Aussage mit einer affektierten Handbewegung.
    «Hab ich noch nie getrunken», sagte Mary. Sie beäugte die duftigen Holunderblüten und sog deren Muskatduft ein, der die ganze Küche erfüllte.
    «Im Juni gibt es hier solche Mengen von Holunder,

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