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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mich!« antwortete der muthige Knabe.
    Gleich darauf sah man ihn schon im Wasser auftauchen und mit kräftiger Bewegung fortschwimmen, während das Tau ihm nachrollte.
    Selbst bei ruhigem Meere wäre dieses Unternehmen sehr schwierig gewesen, denn die Brandung schlug stets heftig gegen das Felsengewirr. Strömungen und Gegenströmungen hinderten den unerschrockenen Knaben oft eine gerade Richtung einzuhalten, und wenn sie ihn packten, hatte er große Mühe, sich wieder herauszuarbeiten.
    Immerhin kam Briant dem Strande allmählich näher, während seine Kameraden das Tau nach Bedarf ablaufen ließen. Offenbar aber nahmen seine Kräfte ab, obwohl er sich erst fünfzig Fuß weit vom Schooner befand. Vor ihm tobte jetzt ein heftiger Wirbel, erzeugt durch verschieden aufeinandertreffende Wellen. Gelang es ihm, um diesen herumzukommen, so durfte er hoffen, sein Ziel zu erreichen, denn hinter demselben war das Wasser bedeutend ruhiger. Er versuchte also sich mit aller Anstrengung nach links zu werfen. Vergeblich! Auch der beste Schwimmer im kräftigsten Mannesalter wäre hieran gescheitert. Von der durcheinanderschießenden Wellenbewegung erfaßt, wurde Briant unwiderstehlich nach der Mitte des Wirbels gezogen.
    »Zu Hilfe!… Zieht an!… Holt ein!« hatte er noch die Kraft zu rufen, bevor er verschwand.
    An Bord der Yacht verbreitete sich ein unbeschreiblicher Schrecken.
    »Holt ein!«… rief Gordon kaltblütig.
    Seine Kameraden beeilten sich das Tau schnell einzuziehen, um Briant wieder an Bord zu holen, ehe er durch zu langes Verweilen unter Wasser erstickte.
    Binnen weniger als einer Minute war Briant – freilich bewußtlos – an Bord geholt; er kam jedoch in den Armen seines Bruders bald wieder zu sich.
    Der Versuch, ein Tau irgendwo an der Klippenreihe zu befestigen, war mißglückt und Keiner hätte ihn mit Aussicht auf Erfolg wiederholen können. Die unglücklichen Kinder waren also darauf angewiesen, ruhig zu warten…. Auf
     

    Von der Wellenbewegung erfaßt. (S. 31.)
     
    was denn zu warten?… Auf Unterstützung?… Doch von welcher Seite und von wem hätte eine solche kommen können?
    Jetzt war schon Mittag vorüber; die Fluth machte sich bereits bemerkbar und die Brandung wurde stärker. Da gleichzeitig Neumond war, mußte die Fluth sogar höher steigen als am vergangenen Tage. Wenn dazu der Wind wieder mehr nach der Seite des hohen Meeres zurückging, lief der Schooner Gefahr, von seinem Felsenbett noch einmal abgehoben zu werden… Er streifte dann von Neuem den Grund, er mußte an den Klippen kentern! – Diesen endlichen Ausgang
    des Schiffbruchs hätte Keiner überlebt. Und letzt war nichts zu thun… nichts!
    Auf dem Achterdeck versammelt, die Kleinen in der Mitte der Großen, betrachteten Alle das Wiederanschwellen des Meeres, das sich durch die nach einander verschwindenden Klippenhäupter verrieth. Leider war der Wind wieder nach Westen umgeschlagen, und wie in vergangener Nacht peitschte er das Land mit voller Wucht. Mit dem sich vertiefenden Wasser wuchsen auch die Wellen wieder an, hüllten den »Sloughi« in feuchte Dünste und mußten bald über denselben hinweg branden. Gott allein konnte den jungen Schiffbrüchigen zu Hilfe kommen, und ihre Gebete vermischten sich mit ihren Angstrufen.
    Kurz vor zwei Uhr hatte der Schooner sich wieder aufgerichtet und lag jetzt nicht mehr nach Backbord geneigt. Infolge seines Stampfens stieß er aber mit dem Vordertheile auf den Grund, obwohl sein Hintersteven noch auf dem Felsen festsaß.
     

    Baxter.
     
    Bald wiederholten sich die Stöße ohne Unterlaß und der »Sloughi« rollte dabei von einer Seite zur anderen. Die Kinder mußten sich fest aneinander halten, um nicht über Bord geschleudert zu werden.
    In diesem Augenblicke kam ein schaumgekrönter Berg von der offenen See her angestürmt und thürmte sich zwei Kabellängen von der Yacht noch höher auf. Man hätte ihn für die ungeheure Woge einer Springfluth, wie diese in einige große Ströme sich eindrängt, halten können. In einer Höhe von über zwanzig Fuß kam er herangedonnert, brauste über den Klippengürtel hinweg und hob den »Sloughi«auf, den er über die Felsen wegtrug, ohne daß sein Kiel dieselben nur streifte.
    Binnen weniger als einer Minute wurde der »Sloughi«, umhüllt von der gurgelnden Wassermasse, bis mitten auf den Strand und hier auf einen Sandhügel geworfen, so daß er kaum zweihundert Schritte von den Bäumen des hohen Uferrandes entfernt lag. Hier blieb er, diesmal

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