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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu werden, sofort nach dem Storeroom zurück. Von da aus gewahrten sie, durch die Schießscharten lugend, die beiden angemeldeten Männer. Es waren zwei Genossen Walston’s, Rock und Forbes.
    »Da haben wir’s ja, sagte der Steuermann, sie verlegen sich auf die List und wollen sich hier als Matrosen einführen, die sich aus einem Schiffbruche gerettet haben.
    – Was sollen wir nun thun?… sagte Briant.
    – Sie bestens aufnehmen, erwiderte Evans.
    – Diese Elenden auch noch gut empfangen! rief Briant. Ich wäre nimmermehr im Stande…
    – Lass’ mich das besorgen, unterbrach ihn Gordon.
    – Recht so, Herr Gordon! sagte der Steuermann. Doch hüten Sie sich, daß jene keine Ahnung von unserem Hiersein bekommen. Kate und ich, wir werden uns schon zeigen, wenn es Zeit ist!«
    Evans und die Aufwärterin versteckten sich in einem der Nebenräume des Verbindungsganges, dessen Thür hinter ihnen verschlossen wurde. Gleich darauf begaben sich Gordon und Baxter nach dem Ufer des Rio Sealand. Bei dem Anblick derselben heuchelten die beiden Männer das größte Erstaunen, und Gordon stellte sich so, als ob er nicht weniger verwundert sei.
    Rock und Forbes schienen von Strapazen erschöpft, und als sie an den Wasserlauf herankamen, entstand folgendes kurze Gespräch zwischen beiden Ufern:
    »Wer seid Ihr?
    – Schiffbrüchige, welche im Süden dieser Insel mit der Schaluppe des Dreimasters »Severn« verunglückt sind.
    – Seid Ihr Engländer?
    – Nein, Amerikaner.
    – Und Eure Gefährten?
    – Die sind umgekommen. Uns allein gelang die Rettung aus dem Schiffbruche; doch jetzt sind unsere Kräfte zu Ende!…
    Mit wem haben wir es hier zu thun?
    – Mit den Colonisten der Insel Chairman.
    – So bitten wir diese um Mitleid und um gastfreundliche Aufnahme, denn uns fehlt nicht weniger als Alles…
    – Schiffbrüchige haben stets gerechten Anspruch auf Beistand seitens ihres Gleichen!… antwortete Gordon. Auch Ihr sollt uns willkommen sein!«
    Auf ein Zeichen Gordon’s bestieg Moko die Jolle, welche nahe dem kleinen Damme angebunden lag, und mit einigen Ruderschlägen hatte er die beiden Matrosen nach dem rechten Ufer des Rio Sealand befördert.
    Walston mochte wohl keine Wahl gehabt haben, doch mußte man gestehen, daß die Erscheinung Rock’s alles andere als vertrauenerweckend war, selbst gegenüber Kindern, denen es noch so sehr an Uebung fehlte, die Physiognomie eines Menschen zu entziffern. Obwohl er versucht hatte, sich das Ansehen eines ehrbaren Mannes zu geben, zeigte gerade Rock mit seiner gedrückten Stirn, dem hinten weit ausspringenden Kopfe und der dicken unteren Kinnlade unverkennbar den Typus des Verbrechers. Forbes – der, dessen menschliches Gefühl der Aussage Kate’s nach vielleicht noch nicht ganz erloschen war – hatte wenigstens ein etwas besseres Aussehen und wahrscheinlich hatte ihn Walston gerade aus diesem Grunde dem Anderen hier zugesellt.
    Nach besten Kräften spielten nun Beide die Rolle falscher Schiffbrüchiger. Um keinen Verdacht zu erregen, vermieden sie es, sich eingehende Fragen vorlegen zu lassen, indem sie erklärten, mehr von Anstrengung als von Nahrungsmangel erschöpft zu sein, und deshalb baten, zunächst etwas ausruhen und vielleicht die Nacht in French-den zubringen zu dürfen. Sie wurden sofort dorthin geleitet.
    Beim Eintreten – und das entging Gordon keineswegs – hatten sie sich nicht enthalten können, auf die Anordnung der Halle etwas gar zu prüfende Blicke zu werfen. Sie schienen auch nicht wenig erstaunt über das Vertheidigungsmaterial, welches die kleine Colonie besaß – vorzüglich über die Kanone, welche durch die Schießscharte lugte.
    Die jungen Colonisten mußten also, wenn auch mit größtem Widerstreben, ihre Rolle vorläufig weiter spielen, da Rock und Forbes sich, nachdem sie den Bericht über ihre Erlebnisse bis zum folgenden Tage verschoben, nur schnellstens niederzulegen wünschten.
    »Eine Handvoll trockenes Gras wird uns als Lagerstätte genügen, sagte Rock. Da wir Euch so wenig wie möglich belästigen möchten… Habt Ihr vielleicht noch einen ähnlichen Raum wie diesen?…
    – Ja, antwortete Gordon, den, der uns als Küche dient, und dort könnt Ihr gut bis morgen ausruhen.«
    Rock und sein Begleiter gingen nach dem Storeroom hinüber, dessen Inneres sie mit forschendem Blick überflogen, wobei sie auch erkannten, daß die Thür desselben sich nach dem Rio zu öffnete.
    Wirklich hätte Niemand zuvorkommender gegen diese armen

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