Zwei Jahre Ferien
der Oefen aus dem Storeroom – und endlich die zur Schifffahrt unentbehrlichen Instrumente, wie Seechronometer, Fernrohre, Compasse, Log, Signallaternen, das Halkett-boat nicht zu vergessen. Wilcox wählte unter den Leinen und Schnuren aus, was unterwegs zum Fischfang Verwendung finden konnte.
Das Süßwasser, welches zum Mitnehmen aus dem Rio Sealand geschöpft worden war, ließ Gordon in zehn kleine Fässer füllen, welche unten im Boote auf dem Kielschweine regelmäßige Aufstellung fanden. Man vergaß auch nicht, was von Brandy, Gin und den aus den Trulcafrüchten und den Algarrobebeeren bereiteten Liqueuren übrig war.
Am 3. Februar war die gesammte Ladung an ihrem Platze. Jetzt handelte es sich nur noch um Bestimmung des Abfahrtstages, sobald Doniphan in der Lage war, die Reise aushalten zu können.
Der wackere Knabe veranlaßte keinen nennenswerthen Aufschub. Seine Wunde war gänzlich vernarbt und der Appetit zurückgekehrt, so daß er sich nur hüten mußte, zu viel zu essen. Auf Briant’s oder Kate’s Arm gestützt, unternahm er jetzt tägliche mehrstündige Spaziergänge auf der Sport-terrace.
»Reisen wir ab!… Ohne Verzug! sagte er. Es drängt mich, erst unterwegs zu sein… Die Seeluft wird mich vollends wieder herstellen.«
Die Abfahrt wurde nun auf den 5. Februar bestimmt.
Am Vorabend hatte Gordon die Hausthiere wieder in Freiheit gesetzt. Guanakos, Vigogne-Schafe, Trappen und das ganze Federvieh – Alles flüchtete, undankbar für die genossene Pflege, die einen, was sie laufen, die andern, was sie fliegen konnten, in die Weite, so unwiderstehlich trieb sie ihr Verlangen nach Freiheit.
»Die Undankbaren!« rief Gordon. Das ist der Lohn für alle Mühe, die wir an sie verschwendet!
– Ja, so ist einmal die Welt!« antwortete Service mit so komischem Ernste, daß sein philosophischer Ausspruch mit allgemeinem Gelächter aufgenommen wurde.
Am nächsten Morgen schifften sich die jungen Passagiere auf der Schaluppe ein, welche die Jolle, die Evans als Barkasse dienen sollte, in’s Schlepptau nahm.
Bevor sie aber die Taue vom Ufer lösten, wollten Briant und seine Kameraden noch einmal zu den Gräbern François Baudoin’s und Forbes’ treten. In andächtiger Stimmung begaben sie sich dahin und mit einem letzten Gebete weihten sie den Unglücklichen eine letzte Erinnerung.
Doniphan hatte am Hinterende des Bootes neben Evans, der das Steuer führen sollte, Platz genommen. Im Vordertheile hielten Briant und Moko die Schoten der Segel, obwohl man zur Fahrt längs des Rio Sealand mehr auf die Strömung zu rechnen hatte, als auf den Wind, dessen Richtung durch die Kette des Aucklandhill vielfach geändert wurde.
Die Uebrigen hatten sich, ebenso wie Phann, nach Gutdünken auf dem Deck des Vordertheiles untergebracht.
Die Taue wurden losgeworfen und die Ruder peitschten das Wasser.
Drei Hurrahs erschallten der gastlichen Wohnstätte, welche den jugendlichen Colonisten seit der langen Reihe von Monaten ein so sicheres Obdach gewährt hatte, und nicht ohne gewisse Rührung sahen sie – bis auf Gordon, der ganz untröstlich schien, seine Insel zu verlassen – Aucklandhill hinter den Bäumen des Ufergeländes verschwinden.
Den Rio Sealand hinab kam die Schaluppe kaum schneller als dessen Strömung vorwärts, und diese war eben keine bedeutende. Auf der Höhe der Schlammlache in den Bog-woods mußte Evans dann gegen Mittag Anker werfen.
Dieser Theil des Wasserlaufes gerade hatte so geringe Tiefe, daß die schwer belastete Schaluppe auf Grund zu gerathen drohte. Es erschien also richtiger, eine Fluthperiode abzuwarten und erst mit wieder beginnender Ebbe weiter zu fahren.
Dieser Halt dauerte gegen sechs Stunden. Die Passagiere benützten denselben zu einer reichlichen Mahlzeit, und Wilcox und Croß stiegen dann aus, um am Rande der South-moors einige Becassinen zu schießen.
Vom Achter der Schaluppe aus gelang es Doniphan sogar, ein paar feiste Tinamus zu erlegen, welche über dem rechten Ufer hinflatterten. Damit war er natürlich ganz geheilt.
Erst ziemlich spät Abends traf die Schaluppe an der Ausmündung des Rio ein. Da es die Dunkelheit nicht zuließ, sich durch die engen Rinnen des Klippengürtels zu winden, wollte Evans als vorsichtiger Seemann den andern Tag abwarten, um in See zu stechen.
Eine friedliche Nacht. Gegen Abend hatte sich der Wind gelegt, und als das Seegeflügel, die Felstauben, Möven und Taucherenten, ihre Löcher in der Felswand aufgesucht, herrschte in der
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