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Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Titel: Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Braun
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doch zur Kirche rüber und so bezahlen wir. Der Wirt bringt uns sogar noch vor die Tür und wir machen noch Fotos. Er lässt uns nicht, ohne Küsschen auf beide Wangen, gehen.
Wir müssen also in unsere Kirche zurück. Zu allem Überfluss sitzt die gesamte Pilgerschar beim Essen zusammen und wir müssen, um zu unseren Matten zu kommen, an ihnen vorbei. Wir sind erleichtert als wir endlich außer Sichtweite sind. Gegen 21.00 Uhr leert sich endlich der Raum. Sie sind alle zur Spätmesse gegangen. Nur der Küchengeruch zieht zu uns nach oben. Aber leider geht so eine Messe nicht ewig und die laute Pilgermeute kehrt zurück. Jetzt merke ich erst, dass es heute eine Trennung der Geschlechter gibt. Mit uns auf dem harten Untergrund nächtigen hier noch 10 andere Frauen. Um 22.00 Uhr wird das Licht gelöscht und meine längste Nacht beginnt. Karola hat auch Angst, dass sie hier nicht schlafen kann, diese Angst ist unbegründet. Ich beneide sie heute Nacht um ihren seligen Schlaf. Ich drehe mich von einer Seite auf die Andere, weil ich einfach nicht einschlafen kann und ich mir über Nacht auch keinen Dekubitus auf der harten Matte holen will. Für solche Extremfälle habe ich aber noch ein letztes Mittel, ein Schlafmittel. Im Dunkeln suche ich und finde es auch und muss nun die Wirkung geduldig abwarten. Ich falle dann in einen unruhigen Schlaf, der bis ca. 4.00 Uhr anhält. Na besser als gar nicht geschlafen denke ich, bleibe noch eine Weile ruhig liegen, lausche Karolas leisem Schnarchen und denke mir: „Die hat‘s gut!“ Irgendwann halt ich es nicht mehr aus, schnappe mein Waschzeug, Taschenlampe und Schreibzeug und gehe in den unteren Wohnbereich. Ich lasse mir viel Zeit und nach der Toilette setze ich mich auf den alten Sessel, der am Empfang steht und schreibe noch Tagebuch. Gegen 6.00 Uhr kehre ich wieder auf meinen Schlafplatz zurück und warte ab, bis das Licht angeschaltet wird. Ich wecke Karola, die bis jetzt phantastisch unter dem Kirchendach geschlafen hat.
    15. Oktober, Sonnabend, Granon - Belorado, 16,5 km, Sonne, 29 ºC
    7.00 Uhr verlassen wir also die geistliche Unterkunft und wenden uns, wie jeden Morgen seit 11 Tagen, Richtung Westen. Weiter geht es auf dem Camino. Zunächst durch die Gassen des Dorfes Granon. An seinem Ende befindet sich ein Trinkbrunnen mit Sitzgelegenheit. Hier halten wir kurz an und improvisieren ein kleines Frühstück. Denn heute sind wir zum ersten Mal ohne Essen aus dem Haus. Wir wollten einfach nur weg. Nun sitzen wir hier 7.30 Uhr am Morgen, es ist noch dunkel, bei unseren Keksen. Eine Stunde noch, dann geht die Sonne auf. Bis dahin werden wir mit unseren Stirnlampen den Weg ausleuchten. Die Kekse bringen uns schon mal in bessere Stimmung und vertrauensvoll beschreiten wir den heutigen Weg. Bald wird es schummrig und wir können die Lampen wieder wegstecken. Meine Fußblasen, die ich mir gestern erlaufen habe, lassen mich verzweifeln. Nun glaube ich schon nicht mehr daran, das Ziel heute zu erreichen. Die Stimmung ist gedämpft, da uns das erlebte doch ziemlich runter zieht. Gerade vor ein paar Tagen habe ich Karola aus Janos Kertesz Buch: „Vier Millionen Schritte bis ans Ende der Welt“ vorgelesen, wie isoliert Janos sich in ähnlichen Situationen vorkam. So fühlen wir uns wohl auch. Karola bemerkt mein Tief natürlich und spricht mir Mut zu: „Alles wird gut!“ Natürlich wird alles gut, aber davon will ich in diesem Augenblick nichts wissen. Nach etlichen Pausen und dem bereits zum 3. Mal veränderten Fußverband kann ich endlich vernünftig laufen. Nach 2 Stunden Fußmarsch erreichen wir endlich einen Ort, in dem wir Kaffee bekommen. Die Strecke hat heute keine Besonderheiten zu bieten. Getreidefelder so weit das Auge blickt, eine einzige Monotonie. Nach der Kaffee-Pause geht das Laufen schon zügiger, wenn auch nicht schmerzfrei. Die Sonne strengt sich auch wieder an und wir bekommen heute 28 °C und einen wolkenlosen, blauen Himmel.
Mit dem Wetter hatten wir bisher großes Glück, an zwei Tagen hatten wir Nieselregen, an zwei weiteren Tagen hatten wir windiges Wetter. Es wirkte auf uns aber eher erfrischend, als das es gestört hätte. Heute erreichen wir nach 16,5 Kilometern unser Ziel Belorado. Selten waren wir so froh, das Eingangsschild zu sehen, so sehr quälen uns die Schmerzen. Wir wollen heute einfach unsere Ruhe haben. Da gibt es eine Herberge im Dorf mit wenigen Betten. Hier wollen wir bleiben. Wir sind uns sicher, dass die Dänen, denen wir heute nicht

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