Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
hochmoderne Einrichtung, mit lauter neuen Geräten. Was man hier nicht findet, ist Geschirr - kein Teller, kein Besteck, kein Topf, keine Pfanne, gar nichts. Was soll das? Als ich später im Pilgerführer noch mal genau nachlese, steht da: „Küche vorhanden, Geschirr geplant“! Das lehrt uns, demnächst den Führer sehr genau zu lesen, kein Wort steht dort umsonst drin. Zu allem Elend gesellt sich noch ein kleines Tief bei Martin dazu. Er hat Heimweh. Wir lassen ihn in Ruhe und er schläft etwas.
Wir haben irgendwann Hunger und finden in der Nähe zum Glück eine Bar. Jeder bestellt sich etwas. Wir lassen es uns nach dem Desaster gut gehen. Und siehe da, auch Martin geht es schon wieder besser. Die Kinder finden im Untergeschoss Internet und nehmen Kontakt mit der Heimat auf. In der Herberge zurück, verabschieden wir uns schon mal von Hanna und ihrem Mann. Wir sind mehrmals mit ihnen ins Gespräch gekommen und in der vorherigen Herberge haben wir die Betten getauscht, damit die beiden nebeneinander liegen konnten. Sie sind Spanier. Hanna kann Englisch und sogar einige Brocken Deutsch. Die Verständigung war kein Problem. Da sie keinen Urlaub mehr haben, fahren die beiden morgen mit dem Bus nach Santiago. Weil sie früh raus müssen, um den Bus zu bekommen, sagen wir heute Abend schon mal „el adios“. Wir huschen in die Betten und Punkt 22.00 Uhr wird der große Schalter umgelegt. Die meisten Pilger sind aber noch im Haus unterwegs und so geht jetzt die große Rennerei mit den Taschenlampen los. Man kann nur hoffen, dass jeder im großen Saal in der Dunkelheit sein Bett findet. Irgendwann gegen 23.00 Uhr kehrt dann Ruhe ein und wir schlafen wider Erwarten ganz gut.
Heute kommen Karola und ich an einer Bar vorbei, die „Die zwei Deutschen“ heißt. Ich dränge Karola, dass wir hier halt machen. Hier haben wir drei 2009 einen wunderbaren Napfkuchen gefrühstückt. Wir waren damals so hungrig, dass ich heute noch weiß, wie gut es uns geschmeckt hat. Wir sind einst auch kurz mit dem Bar-Besitzer ins Gespräch gekommen. Er und seine Frau haben in Deutschland als Gastarbeiter gearbeitet. Heute 2011 haben sie wieder Napfkuchen im Angebot, aber ich bin nicht so ausgehungert, uns reicht ein Kaffee. 2009 gab es auch einen kleinen Laden, in dem wir unseren Proviant wieder auffüllen konnten. Den Laden kann ich nicht entdecken, vielleicht hat er im Oktober schon geschlossen. Wir ziehen weiter und machen noch mal im Dorf Furelos, wenige Kilometer von unserem heutigen Tagesziel entfernt, einen letzten Stopp.
Hier steht eine schöne Kirche, in der wir uns 2009 einen hübschen Stempel geholt haben. Auch Janos Kertesz schrieb über diese Kirche. In ihr findet sich rechter Hand ein besonderes Holzkreuz mit Jesus und genau gegenüber die Mutter Maria, die wie eine Barbie-Puppe herausgeputzt ist. Leider ist die Kirche geschlossen. Wir finden dann wenigstens noch eine kleine Bar. Hier stärken wir uns für den restlichen Weg mit einem Cervesa. Das bringt uns noch mal richtig in Schwung. Melide durchqueren wir fast ganz und suchen die Herberge.
In Melide kamen wir Drei auch 2009 unter. Es war ein Sonntag und in Melide wimmelte es nur so von Menschen. Außerdem ist Markt und ein Fest. Das hat sicher noch mit dem gestrigen Feiertag zu tun. 11.30 Uhr erreichen wir die Herberge und reihen uns wie immer in die Reihe ein. Die Rucksackreihe ist noch nicht lang, sodass wir Aussichten auf ein schönes Bett haben. Einige bekannte Gesichter können wir auch ausmachen. Wiebke sitzt schon dort, der Vater mit seinem 18-jährigen Sohn - wir haben die beiden auch schon mehrmals getroffen, dann ist da auch die Mutter mit ihrem etwa 9-jährigen Jungen - mit ihnen haben wir zwei mal die selbe Herberge geteilt. 13.00 Uhr ist Einlass und so lange suchen wir uns einen Platz und ruhen uns aus. 13.00 Uhr werden wir eingelassen. Heute haben wir es etwas gemütlicher. 2x8 Leute mit Trennwand und Toilette und Waschräume gleich nebenan. Der deutsche Anteil überwiegt heute. Im Bett gegenüber liegt der deutsche Vater über ihm sein Sohn, die sind schon mal sehr deutsch. Sie schleppen doch tatsächlich Bettwäsche mit. Die Rucksäcke sind für die Nacht in einer Schutzhülle verpackt. Hier herrscht Ordnung. Anscheinend brauchen hier heute alle ihren Mittagsschlaf, bald gibt es ein Tages-Schnarch-Konzert. Meine Kinder mischen da kräftig mit, wenn sie auch nicht schnarchen. Ich nutze die Gelegenheit, meinen Mann anzurufen. Unten vor dem Haus habe ich
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