Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
Herberge von Portomarin übernachtet und von hier soll es weiter nach Hospital da Cruz gehen. In der Herberge übernachteten wir mit 120 anderen Pilgern, wohlgemerkt alle in einem Saal. Ohne Ohrenstöpsel geht da gar nichts.
In Portomarin treffen wir auch Wiebke, die wir in Leon kennen gelernt haben, wieder.
Sie half uns mit einem Stadtplan aus und gab uns einige gute Tipps. Wipke ist ganz allein unterwegs. Sie ist 24 Jahre alt und arbeitet in einem großen, schwedischen Möbelhaus. Sie ist froh bekannte Gesichter zu sehen und wir berichten uns gegenseitig unsere Wandererlebnisse. Hier in der Riesenherberge gibt es alles, was sich das Pilgerherz wünscht, reichlich Internetanschlüsse, Waschmaschinen und Trockner, eine riesige Küche und viele bekannte und neue Gesichter. Die Waschmaschine ist mit unserer Wäsche in 20 Minuten fertig, wirklich sauber wird die Wäsche nicht, aber es ist doch alles wieder schön frisch. Gleich im Nachbarbett haben sich noch 2 deutsche Frauen, Mutter und Tochter, eingefunden. Wir kommen schnell ins Gespräch.
Camino 2009, Riesige Herberge in Portomarin
Marianne und Susanne kommen aus Wittenberg. Sie sind in St.-Jean- Pied de Port gestartet. Die Mutter ist total begeistert, dass sie endlich Landsleute aus Sachsen-Anhalt getroffen hat. Sie ist bereits das 2. Mal auf dem Camino unterwegs. Vor zwei Jahren starb ihr Mann an einem Herzinfarkt und sie entschloss sich, den Camino zu laufen. Sie erzählt auch vom Hochwasser 2000. Die Familie hatte es damals schlimm erwischt. Wir erfahren viel Persönliches, von uns völlig fremden Menschen. Das bringt der Camino so mit sich. Wir verabreden uns für den Abend und werden gemeinsam kochen und essen. Reis mit Gemüse wird es geben. Die beiden werden wir nicht wiedersehen, da sie zwischenzeitlich den Bus nehmen. Ihr Flieger geht bald und sie wollen auch noch nach Fiesterra. Wiebke werden wir alle Tage sehen und werden sogar gemeinsam nach Fisterra fahren.
2009 schien die Sonne ohne Unterlass, heute im Jahr 2011 werden wir nicht so verwöhnt, es nieselt den ganzen Tag. Es ist mild und wir kommen auf dem Weg der uns heute stetig nach oben führt ins Schwitzen. Bald halten wir an und ziehen unsere Jacken aus. Wenig später müssen wir die Jacken wieder rausholen, die ganze Zeit nieselt es vor sich hin und die Regenjacken kommen den ganzen Tag zum Einsatz. Irgendwann muss es ja auch mal regnen. Wir waren bisher verwöhnt. Mir fangen die Füße an zu jucken, ich habe heute wieder frische Flohstiche, heute müssen wir Maßnahmen ergreifen, dass dieses Elend bald ein Ende hat. Die Viecher sind noch ein Mitbringsel aus der ungeliebten Kirche, die wir lieber nie betreten hätten. Aber das gehört auch dazu. Wir suchen uns einen guten Platz zum Ausruhen, auf dem wir den Weg im Blick behalten. Das lohnt sich auch wieder. Eine kleine Gruppe von Hotelpilgern läuft mit ihren Minirucksäcken an uns vorbei - ihr großes Gepäck wird mit dem Begleitbus transportiert - und interessiert sich für uns. Als sie mitbekommen, dass wir Deutsche sind, fragen sie neugierig: "Habt ihr auch für jeden Tag eine Unterkunft gebucht?"
Sie fragen uns das mit einer umwerfenden Ernsthaftigkeit, dass wir noch Stunden später über sie lachen müssen. Wir hoffen, dass wir die nicht noch mal treffen. Die Wahrscheinlichkeit hält sich wohl auch in Grenzen, später sehen wir, wir sie wegen des anhaltenden Regens in einen Bus steigen. Der Bus ist von ihrem Reiseunternehmen und begleitet die Möchtegern - Pilger, damit sie jederzeit einsteigen können. Hier auf dem letzten Stück des Camino macht sich mitunter etwas Boshaftigkeit seitens der voll beladenen Pilger den Rosinenpilgern gegenüber breit. Wir sollten toleranter sein. Es ist jedem selbst überlassen, wie er seine Welt kennen lernen möchte. Toleranz ist das, was wir auf dem Camino zum Thema machen sollten. Wir wollen an uns arbeiten. Bald kommt eine spanische Schulklasse und findet, dass der Platz, der bisher unser war, sich gut zum Pausieren eignet. Sie lassen sich rings um uns nieder und mit der Ruhe ist es nun vorbei. Das bedeutet für uns Aufbruch, wenn wir sie abschütteln wollen. Kurz, es wird uns nicht gelingen. Den ganzen Tag ist die lärmende Bande vor oder hinter uns und im besten Fall sind wir mitten drin. Alle haben ihre bunten Regenjacken an, wir auch, denn es will nicht aufhören zu regnen. Der Weg führt heute überwiegend an der Straße entlang und ist manchmal von Kirschlorbeer-Hecken, von der Straße,
Weitere Kostenlose Bücher