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Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Titel: Zwei wilde kleine Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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hervor und sprang neben Lilli auf den Stuhl. Ramses liebte Eis ebenso sehr wie Lilli.
    Seufzend zog Rosanna wieder ihr Mathebuch aus der Schultasche und betrachtete Aufgabe 3  a bis e. Ohne Erfolg.
    Sobald Rosannas Mutter wieder hinter dem Tresen stand, stieß Lilli sie an. »In der Walpurgisnacht tanzen die Hexen«, flüsterte sie. »Das machen wir auch!«
    »Was?«
    »Na, tanzen. Mit Besen und Kopftüchern. Um ein Feuer und einen Kessel herum. Wie richtige Hexen!«
    Lilli war so begeistert von ihrer Idee, dass sie sogar ihr Eis vergaß. Besorgt sah Rosanna sie an. Seit einem Monat hatte Lilli diesen Hexentick. Von ihrer größten Schwester abgeguckt, vermutete Rosanna. Lilli las nur noch Hexenbücher, beklebte ihre Zimmerwände mit Hexenbildern und schleppte ständig ein Hexenkartenspiel mit sich herum, das sie ihrer Schwester geklaut hatte. Aber so was Verrücktes wie diesen Hexentanz hatte sie noch nie vorgeschlagen.
    »Und wozu brauchst du Ramses?«, fragte Rosanna. »Soll das der Hexenbraten werden?«
    »Quatsch!« Lilli zog Ramses’ Pfote aus ihrem Eis. »Ich hätte lieber meinen Hund dabei. Das kannst du mir glauben. Aber Hexen haben nun mal Katzen. Leider.«
    »Aha, und was machen die so, diese Katzen?«
    Der dicke Mann mit dem Pudel stand auf. Mit einem Satz verschwand Ramses unter dem Tisch und fauchte.
    Lilli winkte lässig ab. »Ach, die müssen gar nichts machen. Nur da sein eben. Ein bisschen rumschleichen und vielleicht mal miauen oder so.«
    »Das schafft er gerade noch.« Rosanna fischte Ramses unter dem Tisch hervor und kraulte ihn zärtlich hinter den Ohren. »Aber …«, mit spöttischem Lächeln schob sie Lilli das Buch hin, »wir zwei machen nur mit, wenn du Aufgabe 3  a bis e rauskriegst.«
    »Ich wusste, dass du das sagst!« Kichernd zog Lilli einen Taschenrechner aus ihrer Schultasche. »Von meiner größten Schwester. Die Aufgabe hab ich mir auch von ihr erklären lassen. Ist nur eine Frage von Minuten.«
    Viel länger dauerte es wirklich nicht.
    Ärgerlich guckte Rosanna sich die Ergebnisse an. »Sieht richtig aus«, murmelte sie. »Na, dann müssen wir wohl mitmachen bei diesem Waldpurkisdingsbums. Was sagst du dazu, Ramses?«
    Der Kater sah nicht sehr begeistert aus. Aber das konnte auch daran liegen, dass Lilli ihn nicht mal ihren Eisbecher auslecken ließ. Das übernahm sie selber.

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Rote Haare
    Stattfinden sollte der Hexentanz in Lillis Garten. Zwischen wilden Rosen, im kniehohen Gras. Seit Lillis Vater beim Rasenmähen eine Kröte überfahren hatte, hielt er nichts mehr davon. Und die Wiese wuchs, wie sie wollte. Absolut hexenmäßig fand Lilli das. Aber wie sie in dem feuchten Urwald ein Feuer ankriegen wollte, war Rosanna schleierhaft.
    Am Donnerstagnachmittag besuchte sie Lilli wegen der letzten Vorbereitungen. Was immer damit gemeint war. Lilli hatte sich da sehr geheimnisvoll ausgedrückt.
    Natürlich regnete es wieder. Wie gestern. Wie vorgestern. Wie vor drei Wochen. Rosanna stieß das gusseiserne Gartentor auf und kämpfte sich durch triefende Zweige und Rosenranken zur Haustür durch. Wenn es nicht gerade regnete, war Rosanna sehr gern in Lillis Garten. Wie ein verwunschenes Land war er, voller Überraschungen und geheimnisvoller Geräusche. In diesem Frühling war er einfach nur nass.
    Wie immer klingelte Rosanna und machte dann hastig zwei Schritte zurück. Lautes Bellen, die Tür flog auf, und sie hatte zwei Pfoten auf den Schultern und eine Riesenzunge im Gesicht.
    »Komm rein!«, rief Lilli von irgendwo her, aber das war leichter gesagt als getan.
    Rosanna hatte dem Hund – sie nannten ihn grundsätzlich nur »Hund«, obwohl er Zorro hieß –, Rosanna hatte dem Hund schon tausendmal gesagt, dass sie ihn nicht mochte. In die blöden Schlappohren hatte sie es ihm gebrüllt. Aber das schien seine Liebe nur noch heftiger zu entfachen. Und einfach wegschieben wie Ramses ließ er sich nicht. Zehn feuchte, stinkige Hundeküsse bekam Rosanna verpasst, bevor er endlich seine Pfoten von ihren Schultern nahm und sie durch die Tür ließ. Schwanzwedelnd lief er ihr zu Lillis Zimmer voraus, vorbei an den Türen von Lillis drei älteren Schwestern, vorbei an der Küche, in der Lillis Vater gerade eins seiner berüchtigten Gerichte kochte.

    »Hallo!«, rief er. »Lilli ist in ihrem Zimmer. Willst du nachher mitessen? Spinatkuchen mit Tomatenmousse. Ich probier ein neues Rezept aus.«
    Das tat er immer. »Nein, danke«, sagte Rosanna. »Ich bin auf Diät.«
    »Was?

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