Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)
Erkenntnisse von sich zu geben.
Ein Lächeln schlich sich auf Vanessas Lippen. »Stimmt schon. Vermutlich ist das wirklich der einzige Grund.«
»Sag ich doch. Es gibt keinen Anlass, Gespenster zu sehen. Und statt dir weiterhin Gedanken über deinen Verflossenen zu machen, solltest du dir lieber überlegen, wann du endlich die Einladung von deinem schnuckeligen Nachbarn annimmst.«
»Gregor?« Vanessa runzelte die Stirn. »Ich bitte dich, Kim. Der ist nun wirklich nicht mein Fall. Wenn ich mich auf jeden Typen, der mir schöne Augen macht, einlassen würde, hätte ich viel zu tun.«
»Siehst du, du gibst es selber zu. Die Männer stehen auf dich. Warum dann nicht wenigstens eine der Möglichkeiten nutzen, die sich dir bieten?«
»Die Männer stehen nicht auf mich; sie fragen sich einfach nur, warum ich Single bin.«
»Und genau dasselbe frage ich mich auch. Und nicht nur ich«, Kim musterte sie lächelnd. »Auch Carina kann es nicht verstehen.«
Eine Möwe verließ den Strand mit vertrautem Schrei, als die beiden ihren Weg kreuzten. Wehmütig schaute Vanessa ihr nach, während sie sich von Kims Arm löste und die Hände erneut in die Taschen ihrer Strickjacke schob. Manchmal wünschte sie sich, einfach davonfliegen zu können. Vor ihren Problemen, vor ihren Gefühlen. Vor Lenny.
»Ich will nicht mehr darüber nachdenken«, sagte Vanessa schließlich. »Weder über Lenny noch über Gregor.«
»Wer hat denn was von nachdenken gesagt?« Kim kicherte. »Glaub mir, Süße. Den meisten Spaß hat man, wenn man sich das Nachdenken abgewöhnt und sich voll und ganz auf sein Herz verlässt. Oder auf andere weibliche Sinne.«
»Du und deine weiblichen Sinne.«
»Sag das nicht! Ohne diese Sinne wäre mein Leben in Martins Abwesenheit ganz schön öde.«
Vanessa wusste, dass Kim auf die Affären anspielte, mit denen sie sich trotz mittlerweile fünfjähriger Ehe immer wieder die einsamen Nächte vertrieb, wenn Martin auf einer seiner vielen Geschäftsreisen war. Ein offenes Geheimnis, das Vanessa stirnrunzelnd, aber schon lange kommentarlos hinnahm. Kims fragwürdige Definition von Treue war nie Anlass gewesen, ihre Freundschaft in Frage zu stellen. Viel zu lange kannten sie sich bereits, viel zu tief war das Verhältnis zwischen ihnen und auch ihrer Freundin Carina. Ein Dreiergespann, das unzertrennlich schien.
»Ich glaube, ich werde jetzt umkehren und mir ein Glas Rotwein gönnen«, sagte Vanessa.
»Klingt prima. Hast du auch eins für mich übrig?«
Vanessa zwinkerte ihr zu. »Wenn du deinen Wein zur Abwechslung auch in weiblicher Gesellschaft trinken magst.«
* * *
Er näherte sich ihr, wie er es immer tat. Wortlos, und doch fähig, ihr alles zu sagen: dass er sie begehrte, dass er sie liebte, dass er bereit war, alles für sie zu tun. Allein sein Blick barg alle Antworten in sich. Jede Emotion, jede Hoffnung, jede Ahnung von dem, was nur wenige Sekunden später geschehen würde. Und wie jedes Mal passte sich ihr Zustand augenblicklich seinem an. Die Fähigkeit, klar zu denken, wich in Bruchteilen von Sekunden einem Verlangen, das jede Faser ihres Körpers durchdrang.
Sie spürte seine Lippen, wie sie von ihrem Hals bis zu ihrer Schulter wanderten, während er langsam und doch bestimmt ihre Bluse aufknöpfte. Sein Atem auf ihrer Haut genügte, um sie vollkommen in Aufruhr zu versetzen. Nichts von dem, was vorher war, spielte in diesem Augenblick eine Rolle. Nur er zählte. Er und ein Moment der Sehnsucht, die so übermächtig war, dass sie jede Hemmung hinwegspülte.
Vanessa schob die Hände unter sein Shirt und zog es ihm ungeduldig aus, während er sie unter Küssen gegen die Terrassentür presste. Die Tür führte zum Hintergarten und war von niemandem einsehbar. Dennoch bereitete ihr die Vorstellung, dass sie es am helllichten Tag vor einem Fenster tun würden, eine noch größere Lust. Eine Hemmungslosigkeit, die eigentlich nicht zu ihr passte, in die sie sich aber gerade deshalb umso sehnsüchtiger stürzte. Nur er war fähig, diese Leidenschaft in ihr zu wecken.
Als er dabei war, seine Hose auszuziehen, wuchs ihre Ungeduld ins Unermessliche. Ihr Rock und ihre Bluse lagen mit seinen Klamotten auf den Küchenfliesen, er trug nur noch seine Shorts, sie selbst war bis auf BH und Slip ebenfalls nackt. Er durchfuhr ihr Haar mit seinen Händen, während sie sich, noch immer an die Terrassentür gelehnt, atemlos küssten. Ihm derart nahe zu sein hatte immer ein bisschen was von Überlebenskampf. In
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