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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Meister mir diesen Dringlichkeitsauftrag erteilt hatte, hatte ich leider völlig vergessen, daß ich gerade mit meiner Liebsten in einer innigen Debatte steckte.
    »Ja, ich weiß, du könntest mich mit einiger Berechtigung kleinherzig nennen«, fuhr sie fort. »Hier stehe ich egoistisches Wesen und denke an nichts als mich selbst, während du mal wieder in einem dringenden Notfall unterwegs bist. Aber irgendwie will es mir scheinen, daß es nur noch Notfälle gibt, seit ich dir begegnet bin!«
    »Ja, also…« versuchte ich zu erklären.
    »Vielleicht liegt es daran, daß ich nichts anderes getan habe, als dir aus einer heiklen Situation nach der anderen zu helfen. Du bist für ein, zwei Momente dankbar, und dann – zack – stürzt du dich ins nächste Abenteuer!«
    »Nun ja…, ich…« setzte ich mit mehr Nachdruck an. Was sollte das heißen: ›mir zu helfen?‹ Hatte ich sie nicht auch das eine oder andere Mal gerettet?
    »Ich hätte es wissen müssen!« lamentierte sie weiter. »Meine Großmutter hat mich vor Zauberern gewarnt! Natürlich gelten ihre gräßlichen Voraussagen auch für Zauberlehrlinge! Du sitzt hier und schwörst mir ewige Treue – und in dem Moment, in dem ich dir den Rücken zukehre, gehst du dich amüsieren, suchst nach Abenteuern und läufst fremden Weibern hinterher!«
    »Ich laufe nicht die ganze Zeit hinter fremden Weibern her!« rief ich. Nun war sie entschieden zu weit gegangen.
    »Gut, vielleicht war ich ein wenig voreilig«, antwortete Norei etwas ruhiger.
    Ich nickte. Sie schien zugänglicher geworden zu sein. Ich hätte meine Stimme schon früher erheben sollen.
    »Du gehst nach Vushta?« fragte sie mit ruhiger Stimme.
    Ich nickte. Sie würde alles verstehen, und alles wäre wieder gut.
    »In das Theater von Vushta?« fragte sie noch ruhiger.
    Ich nickte wieder. Warum hatte ich nur das Gefühl, daß es um mich immer kälter und frostiger wurde?
    »Mit wem möchtest du dort reden, Wuntvor?«
    »Warum fragst du? Mit Hubert natürlich und mit – öh…«
    »Siehst du!« kreischte sie triumphierend. »Immer Norei mein Augenstern hier und Norei Liebling da, und kaum drehe ich dir den Rücken zu, rennst du zu anderen Frauen!« Sie stieß beide Fäuste zum Himmel. »Zu Alea!«
    »Ähm…« antwortete ich. Ich hatte ihr schon Dutzende Male erklärt, daß mir Alea nichts bedeutete.
    »Meine Großmutter hatte recht!« wiederholte sie. »Genausogut könnte ich in die Westlichen Wälder zurückkehren!«
    »Aber Norei«, versuchte ich es ein letztes Mal, »mein Meister, das Treffen…«
    »Und es ist natürlich unumgänglich, daß du Alea persönlich aufsuchst und sie davon unterrichtest? Ich verstehe! Die Aufgaben eines Zauberlehrlings! Männer!«
    »Norei!« erwiderte ich kläglich. Was sonst hätte ich tun sollen?
    »Ich treffe mich mit dem Rest von euch in einer Stunde an der Trauerweide. Was ich danach tun werde – nun, wir werden sehen!«
    Sie drehte sich um und ging schnell davon.
    Ich wollte ihr nachrufen, aber die Worte blieben mir im Halse stecken. Wir konnte meine Liebste nur so etwas von mir denken? Würde sie uns wirklich verlassen und in die Westlichen Wälder zurückkehren? Ich schüttelte den Kopf und ging weiter nach Vushta. Ich konnte mir nicht vorstellen, was jetzt noch schlimmer kommen mochte.
    Aber das war, bevor ich um die Ecke bog.

 
Kapitel Drei
     
     
ÜBER DEN UMGANG MIT ZAUBERERN
(eine Fabel)
 
Es war einmal ein Zauberer auf einer Urlaubsreise fern der Heimat. Er war in ein fernes Königreich gereist, um die weltberühmten Sehenswürdigkeiten zu genießen und um einen Einblick in die lokalen Sitten und Gebräuche zu erhalten. Und an diesem Tag hatte er sich auf den Weg gemacht, um die in allen Reiseführern am höchsten gepriesene Sehenswürdigkeit des Landes zu besichtigen, den Großen Palast auf der Klippe des Imperators. Er ging eine breite Straße hinab, die merkwürdigerweise ohne jeglichen Verkehr war, mit kleinen Wäldern auf jeder Seite, und als er um eine Kurve herum kam, erhaschte er einen Blick auf den fernen Glanz der goldenen Türme.
»Bis hierher und nicht weiter«, befahl da eine rauhe Stimme.
Der Zauberer – fremde Länder, fremde Sitten – hielt auf der Stelle an. Ein großgewachsener Mann mit feuerroter Bekleidung kam aus den Wäldern heraus brüsken Schrittes auf ihn zu.
»Dies ist eine Staatstraße, wie Ihr vielleicht wißt«, erklärte der feuerrot Gekleidete bei seiner Ankunft. »Und da Ihr auf ihr geht, müßt Ihr eine Gebühr

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