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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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aus Dämonenrauch.
    Talia sprang erschrocken zurück und stieß gegen Adam. Schützend legte er seinen kräftigen Arm um ihre Taille.
    Aus der schwarzen Wolke schoss eine dunkle Hand hervor. Beinah genauso plötzlich verschwand sie wieder im Nichts. Bevor Talia nur einmal Luft holen konnte, tauchte der Arm erneut mitten aus den Schatten auf, als würde er gegen eine unsichtbare Macht kämpfen.
    Talias Herz zog sich zusammen. Noch ein Dämon? Sie umfasste fester den Schaft der Sense. Sie konnte es schaffen. Ihre Muskeln bereiteten sich auf den Schlag vor und warteten darauf, dass das Wesen herauskam.
    »Halt dich bereit«, murmelte Adam. In ihrem Rücken spürte sie, wie er den Körper anspannte.
    Sie zog an den Schatten, der Quelle ihrer Kraft, so lange, bis die glänzende Sense über ihrem Kopf von Schattenschleiern umgeben war. Zog, bis … das Wesen aus seinem Gefängnis in die Welt kam.
    Talia erschauderte vor Schreck, als sie begriff.
    Das Wesen hatte glänzende, lange schwarze Haare und fiel, umgeben von einem Umhang aus wallenden Schatten, auf das Deck herab. Als es sich aufrichtete und sie aus seinen schräg stehenden Augen ansah, gab es keinen Zweifel mehr. Der Tod war ihr Vater.
    Sie musterten sich eine ganze Weile. Unter seinem aufmerksamen Blick wogten die Schatten um sie.
    Talia hob das Kinn und gab ihm mit pochendem Herzen seine Sense zurück.
    Das Gesicht ihres Vaters war alterslos wie das eines finsteren Engels, und voll grausamen Mitgefühls. Sein Körper wirkte stark und gesund, obwohl er von den Schatten des Todes umgeben war … denselben Schatten, die sie umwaberten. Seine Stille wirkte anmutig, aber sie wusste, dass er schnell und brutal zuschlagen konnte und Schmerz und Leid hinterließ.
    Kein Wunder, dass die Leute sich von ihr fernhielten.
    »Du hast das Gesicht deiner Mutter«, sagte er schließlich. Wie dunkler Samt strich seine Stimme über ihre Haut.
    Talia war tief berührt. Ihr fehlten die Worte.
    Aber Adam fragte: »Ist es vorbei?«
    Der Blick des Schattenmannes glitt von ihr zu Adam. »Das Verderben ist wieder dort, wo es hingehört.«
    Ihr Vater wandte sich erneut zu ihr um. Der dunkle Strom umflutete ihren Körper, als wollten die Schatten sie in ihr Meer ziehen. Durch die dichten Wellen spürte sie den festen Druck von Adams Körper und nahm seine Gefühle wahr.
    »Wie ist das überhaupt passiert?« Adams Stimme klang hart und fordernd, so heftig war der Schmerz über seinen Verlust. Talia wunderte sich, dass er dem Tod nicht mit der Faust drohte. Sie dachte an ihre Mutter, die bei ihrer Geburt gestorben war, an Tante Maggie, an Melanie, Patty und Custo. Alle waren tot.
    Der Schattenmann senkte den Kopf, aber nicht voller Reue. »Ich habe die Schleier zwischen Leben und Tod geteilt, ohne dass man mich dazu aufgefordert hatte. Das Verderben ist entkommen und hat sich in der sterblichen Welt festgesetzt.«
    »Du … ? Wieso?« Adams Stimme war heiser vor Anspannung.
    »Aus Liebe zu einer Frau.«
    »War sie es wert?«, provozierte Adam den Tod.
    Der Blick des Schattenmanns glitt erneut zu Adam. »Ist Talia es wert?«
    Adam erstarrte, Wut … und noch etwas anderes stieg in ihm auf.
    Talia hatte das Gefühl, mit der schrecklichen Erkenntnis, die alles andere überschattete, zu altern. Die Verbindung zwischen dem Schattenmann und ihrer Mutter – dieses Märchen – war zu einer Geißel für die Menschheit geworden.
    »Diese Leute sind alle meinetwegen gestorben?« In den Schleiern war ihr gebrochenes Flüstern deutlich zu verstehen. Die Sense fiel klirrend auf das Deck. Wenn Adam nicht hinter ihr gestanden hätte, wäre sie vermutlich ebenfalls hingefallen.
    »Hast du sie umgebracht?«, fragte der Tod mit unbewegtem Ausdruck in seinem schönen Gesicht.
    »Nein, aber … «
    Der Schattenmann hob eine Hand. »Dann bist du nicht schuld. Der Dämon ist meinetwegen in die Welt entkommen. Ich hätte mich ihm stellen müssen, aber man hat mich wegen meines Vergehens festgehalten.«
    »Alle mussten sterben, weil … « Talia beendete den Satz nicht. Sie schluckte die Worte hinunter. Wie konnte Adam sie jetzt noch lieben? Wie konnte er sie lieben, wenn derselbe Akt, durch den sie auf die Welt gekommen war, zugleich seine Familie zerstört hatte?
    Talia richtete sich etwas auf und rückte einen Schritt von Adam ab, sodass sie ihn nicht mehr fühlen konnte. Die Schatten kamen ihr zu Hilfe.
    »Die Kinder des Dämons haben ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Nicht einmal das Verderben konnte sie

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