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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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zugeschnürt war, sprach sie seinen Namen in Gedanken.
    Die drei bildeten eine seltsame Geometrie, eine Ordnung, die er nicht ganz begriff. Aber ohne Zweifel oder Vorbehalt wusste er, dass es sich um eine Gleichung handelte, die seine Seele retten sollte.
    Wie ein Blitz fuhr die Liebe durch seinen Körper und teilte ihn.
    Auf einmal waren Custo und der Wolf wieder zwei getrennte Wesen, die denselben verfluchten Körper bewohnten, aber diesmal hatte Custo die Oberhand. Es war eine zweite Chance. Sein Leben war von Bitterkeit und Reue bestimmt gewesen, von Verachtung für die Dunkelheit; jetzt konnte er sich neu entscheiden.
    Das Biest in seinem Kopf brüllte und wehrte sich verzweifelt, als Custo seine Glieder zwang, Annabella loszulassen; der Sturm über ihnen protestierte und toste, aber jetzt hatte Custo das Sagen. Zumindest für den Augenblick.
    Die Luft nahm wieder die kompromisslose Festigkeit an, mit der sie sich Veränderungen widersetzte. Annabella hatte recht: Er war schon einmal gestorben; er wollte etwas Neues lernen. Er wollte leben.
    Mit wachsamem, misstrauischem Blick richtete sie sich auf und schluckte die zähe Luft. »Custo?«
    Sie atmete schwer. Von ihrer Haut ging ein intensives Strahlen aus, das sich von der erdrückenden Dunkelheit in ihrem Rücken abhob. Obwohl sie vor Schwäche zitterte, legte sie wieder ihre Hände gegen die pulsierende Wand aus Schatten, damit sie ihn nicht berührte, nicht den Wolf nährte.
    Und das war gut, denn das Biest strich überaus gierig, archaisch und unendlich stark in seinem Kopf herum und suchte nach einer menschlichen Schwäche, die es nutzen konnte. Custo war klar, dass es davon eine Menge gab: Wut, Gewalt, Sex …
    Ein wölfisches Knurren tönte aus seiner Brust – Habe etwas gefunden! – und Custos dunkles pochendes Blut strömte in seine Lenden.
    So weiche Haut. Ein so fester Körper.
    Custo biss die Zähne zusammen. Er blinzelte heftig, wandte den Blick von der hübschen, mutigen Annabella ab und richtete ihn auf das heiße Pflaster. Nein. Das kam nicht infrage.
    Zieh sie aus. Leck sie. Nimm sie in den Bäumen.
    Custos Augen brannten, dunkler Nebel stieg vom Asphalt auf.
    »Custo?«, wiederholte Annabella.
    Wenn er bislang versucht hatte, ihr zu widerstehen, war er jedes Mal elend gescheitert. Jedes Mal, wenn es besser für sie gewesen wäre, er hätte sie nicht berührt, hatte sein Verlangen seinen Verstand ausgeschaltet. Wie lange konnte er widerstehen? Nicht lange, das wusste er.
    Custo musste schnell sein. Und sich auf noch dunklere Seiten seiner Persönlichkeit gefasst machen.
    Er konzentrierte sich auf sein Inneres, konnte den Wolf in sich spüren, der in einem dunklen entlegenen Winkel seines Verstandes geiferte. Es gab keine Möglichkeit, die Bestie zu töten. Custo spürte, dass er die Doppelexistenz nicht viel länger aufrechterhalten konnte. Irgendwann würde der Wolf ihn kontrollieren, wie er es mit Abigail getan hatte.
    In seinem Körper konnte nur ein Geist, ein Wille regieren.
    Und die Bestie war so verdammt gierig. Custo griff nach der unvergleichlichen Gier, schürte sie und ignorierte alles andere.
    Er ließ die Gier des Wolfes in sich strömen und spürte, wie sich das Verlangen mit seinem wachsenden Entschluss verband. Der Wolf reagierte entsprechend, duckte sich, als wollte er zum Sprung ansetzen und wieder sein Bewusstsein übernehmen. Als er absprang, reagierte Custo und verschlang ihn, indem er einmal heftig innerlich schluckte.
    Custo schluckte tatsächlich, ein heftiges schmerzhaftes Brennen erfasste seine Sinne und trieb sie zu brutaler Klarheit. Er nahm den Wolf in sich auf, drängte ihn in sein Blut, seine Knochen und seine flirrenden Nerven. Er verleibte sich die rohe, animalische Kraft ein, die dunkle Identität, und machte sie zu seiner eigenen, während er die Persönlichkeit des Wolfes aus seinem Kopf löschte.
    Das Brennen verstärkte sich, und der Schmerz steigerte sich zu Erschrecken und Fassungslosigkeit. Custo krümmte sich vor Schmerzen. Sein Körper veränderte sich erneut, schon wieder. In seinem zweiten Leben kam er nicht zur Ruhe. Er wusste nicht, zu was er dieses Mal wurde. Wie viel von sich würde er verlieren? Blieb genug, um Annabella zu schützen?
    Er warf den Kopf in den Nacken, griff mit seinen schattenüberzogenen Händen nach oben, um den drohenden Sturm abzuwenden, und sah, dass in der Dunkelheit über ihm Sterne funkelten. In die Geräusche der Stadt mischte sich Flüstern, das Plappern der Voyeure

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