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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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sagte Enzo. »Außerdem habe ich deine Leibwächter gesehen. Ich möchte nur ungern zur Zielscheibe für ihre Schießübungen werden.«
    »Was?«, rief ich in gespieltem Entsetzen. »Du hast doch
nicht etwa Angst vor Hickory und Dickory! Sie sind nicht einmal hier!« In Wirklichkeit hatte Enzo guten Grund, sich vor Hickory und Dickory zu fürchten, die ihm bereits ein gewisses Misstrauen entgegenbrachten und bereit waren, ihn durch eine Luftschleuse aussteigen zu lassen, sollte er irgendeine Dummheit mit mir anstellen. Aber noch gab es keinen Anlass, ihn darüber zu informieren. Ich hielt mich an die Faustregel: Wenn eine Beziehung erst ein paar Minuten alt ist, sollte man seinem neuen Schwarm nicht gleich einen Schrecken einjagen.
    Außerdem hatten Hickory und Dickory es vorgezogen, dieser Feier fernzubleiben. Schließlich wussten sie, dass sie die meisten Menschen mit ihrer Anwesenheit nervös machten.
    »Eigentlich hatte ich deine Eltern gemeint«, sagte Enzo. »Obwohl auch sie gar nicht mehr da zu sein scheinen.« Enzo nickte in die Richtung, wo John und Jane noch vor wenigen Minuten gestanden hatten. Doch nun war keiner von ihnen mehr zu sehen. Ich beobachtete, wie auch Savitri den Aufenthaltsraum verließ, als hätte sie plötzlich etwas Wichtiges zu tun.
    »Wo könnten sie sein?«, fragte ich, obwohl es sich eher um ein Selbstgespräch handelte.
    »Sie sind die Kolonialverwalter«, sagte Enzo. »Vielleicht fängt für sie jetzt die richtige Arbeit an.«
    »Vielleicht.« Es war ungewöhnlich, dass John oder Jane verschwanden, ohne mir zu sagen, wohin sie gingen. Das hatte sich unter uns einfach als gutes Benehmen eingebürgert. Ich widerstand der Versuchung, ihnen über PDA eine Nachricht zu schicken.
    »Die Observationslounge«, kehrte Enzo zum ursprünglichen
Gesprächsthema zurück. »Wollen wir mal schauen, was es dort zu sehen gibt?«
    »Sie liegt auf den Besatzungsdecks. Könnten wir nicht Schwierigkeiten bekommen?«
    »Schon möglich«, räumte Enzo ein. »Aber was wollen sie machen? Uns zwingen, über die Planke zu gehen? Schlimmstenfalls erklären sie uns, dass wir uns verpissen sollen. Und bis dahin können wir die atemberaubende Aussicht genießen.«
    »Na gut«, sagte ich. »Aber wenn Magdy seine Tentakel ausfährt, gehe ich. Es gibt Dinge, die ich mir nicht ansehen muss.«
    Enzo lachte. »Verständlich.«
    Ich kuschelte mich ein wenig an ihn. Mein neuer Freund gefiel mir immer besser.
    Wir verbrachten noch einige Zeit damit, zusammen mit unseren Freunden und ihren Familien zu feiern. Nachdem sich alles ein wenig beruhigt hatte, folgten wir Magdy und Gretchen durch die Magellan zum Observationsraum der Besatzung. Ich dachte, es könnte problematisch werden, sich in den Besatzungsbereich zu schleichen, aber es war einfacher als gedacht. Ein Besatzungsmitglied hielt uns sogar die Tür auf, die in den Bereich führte.
    »Mit der Sicherheit nimmt man es in der Magellan offenbar nicht allzu genau«, sagte Gretchen. Sie hatte sich zu mir und Enzo umgedreht, und als sie sah, dass wir Händchen hielten, lächelte sie mir zu. Sie war eindeutig böse, aber sie freute sich auch für mich.
    Die Observationslounge befand sich genau dort, wo sie sein sollte, doch Magdys unanständigen Absichten wurde ein Riegel vorgeschoben, weil sie nicht so leer wie angekündigt
war. Vier Besatzungsmitglieder der Magellan saßen an einem Tisch und waren in ein Gespräch vertieft. Ich blickte zu Magdy hinüber, der aussah, als hätte er eine Gabel verschluckt. Darüber konnte ich mich einigermaßen amüsieren. Armer Magdy. Aber diesen Dämpfer hatte er sich redlich verdient.
    »Sieh mal«, sagte Enzo, der immer noch meine Hand hielt, und führte mich zu einem riesigen Aussichtsfenster. Roanoke füllte das gesamte Blickfeld aus, saftig grün und im vollen Licht der Sonne, die hinter uns stand. Diese Welt war in direkter Ansicht viel atemberaubender als auf irgendwelchen Bildschirmen. Es war schon etwas anderes, wenn man etwas mit eigenen Augen sah.
    Es war der wunderbarste Anblick, den ich je erlebt hatte. Roanoke . Unsere Welt.
    »Hier sind wir falsch «, hörte ich mit halbem Ohr vom Tisch links von mir.
    Ich drehte mich um. Die vier Leute von der Magellan waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass es schien, als würden sie gar nicht am Tisch sitzen, sondern darauf hocken. Einer der Männer hatte mir den Rücken zugekehrt, aber die anderen drei konnte ich erkennen - zwei Männer und eine Frau. Ihre Mienen waren sehr

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