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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ernst.
    Ich habe die Angewohnheit, gern die Gespräche anderer Leute zu belauschen. An dieser Angewohnheit ist nichts Schlechtes, solange man nicht erwischt wird. Und wenn man nicht erwischt werden will, sollte man den Eindruck erwecken, dass man sich gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt. Ich ließ Enzos Hand los und trat einen Schritt näher an das Aussichtsfenster heran. Dadurch kam ich gleichzeitig dem Tisch näher, und auf diese Weise hielt ich Enzo
davon ab, mir weitere süße Nichtigkeiten ins Ohr zu flüstern. Augenscheinlich interessierte ich mich ausschließlich für den Anblick von Roanoke.
    »Man verfliegt sich nicht einfach so«, sagte eines der Besatzungsmitglieder gerade. »Und dem Captain passiert so etwas erst recht nicht. Er könnte die Magellan in einen Orbit um einen Kieselstein bringen, wenn er wollte.«
    Der Mann, der mit dem Rücken zu mir saß, antwortete darauf so leise, dass ich kein Wort verstand.
    »Das ist doch Blödsinn «, sagte der andere Mann. »Wie viele Schiffe sind in den letzten zwanzig Jahren tatsächlich verschwunden? Oder in den letzten fünfzig. Heutzutage geht niemand mehr verloren .«
    »Woran denkst du?«
    Ich zuckte erschrocken zusammen, worauf Enzo erschrocken zusammenzuckte. »Entschuldigung«, sagte er, während ich ihm einen verzweifelten Blick zuwarf. Ich legte einen Finger auf meine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen, und deutete mit den Augen auf den Tisch, der sich nun hinter mir befand. Enzo schaute hinüber. Was? , fragten seine Lippen lautlos. Ich schüttelte ganz leicht den Kopf, um ihm zu sagen, dass er mich nicht mehr ablenken sollte. Er bedachte mich mit einem verwunderten Blick. Ich nahm wieder seine Hand, um ihm klarzumachen, dass ich nicht sauer auf ihn war, doch dann konzentrierte ich mich wieder auf das Gespräch.
    »… alles ruhig. Wir wissen noch gar nichts«, sagte eine andere Stimme, die (glaubte ich zumindest) zu der Frau gehörte. »Wer sonst weiß noch davon?«
    Wieder murmelte der Mann etwas, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte.

    »Gut. So soll es auch bleiben«, sagte die Frau. »In meiner Abteilung werde ich alles deckeln, falls ich etwas hören sollte, aber es funktioniert nur, wenn wir alle mitmachen.«
    »Das wird die Besatzung nicht davon abhalten, darüber zu reden«, sagte ein anderer.
    »Nein, aber das dürfte die Gerüchte bremsen, und das müsste genügen, bis wir wissen, was wirklich passiert ist«, sagte die Frau.
    Wieder ein leises Gemurmel.
    »Wenn das stimmt, könnten wir noch viel größere Probleme bekommen«, sagte die Frau, und plötzlich war ihrer Stimme deutlich der Stress anzuhören, unter dem sie stand. Ich erschauderte leicht. Enzo spürte es und sah mich besorgt an. Ich drückte ihn noch einmal fest an mich. Das bedeutete, dass mir der Rest des Gesprächs entging, aber im Augenblick gab es Wichtigeres. Prioritäten konnten sich ändern.
    Es war zu hören, wie Stühle zurückgeschoben wurden. Ich drehte mich um, und die Besatzungsmitglieder - nun war klar zu erkennen, dass es Offiziere waren - steuerten bereits die Tür an. Ich löste mich von Enzo, um den Mann, der mir am nächsten gewesen war und mir den Rücken zugewandt hatte, auf mich aufmerksam zu machen. Ich tippte ihm auf die Schulter, worauf er sich umdrehte und überrascht zu sein schien, mich zu sehen.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
    »Ist irgendetwas mit der Magellan geschehen?«, erkundigte ich mich. Die beste Methode, etwas zu erfahren, besteht darin, sich nicht irritieren zu lassen, auch nicht durch Fragen nach der Identität.
    Der Mann zog eine finstere Miene - etwas, wovon ich
gelesen hatte, was ich aber bis zu diesem Moment noch nie bei jemandem gesehen hatte. »Sie haben unser Gespräch belauscht.«
    »Hat sich das Schiff verirrt? Wissen wir, wo wir sind? Stimmt etwas nicht mit dem Schiff?«
    Er trat einen Schritt zurück, als hätten die Fragen ihn wie körperliche Schläge getroffen. Ich hätte einen Schritt vortreten und ihn unter Druck setzen sollen.
    Aber ich tat es nicht. Er fand sein Gleichgewicht wieder und blickte an mir vorbei zu Enzo, Gretchen und Magdy, die alle zu uns schauten. Dann erkannte er, wer wir waren, und richtete sich auf. »Als Kinder dürften Sie gar nicht hier sein. Gehen Sie, oder ich lasse Sie von den Sicherheitsleuten des Schiffs hinauswerfen. Kehren Sie zu Ihren Familien zurück.« Er wandte sich zum Gehen.
    Ich ließ nicht locker. »Sir, warten Sie.«
    Er ignorierte mich und verließ die Lounge.
    »Was ist

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