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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann , Berthold F. Bauer
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Fremdsprachenfolge: Englisch, Französisch«, sagte Nicki und nahm seine beiden Hände an die Seiten und stand gerade da.
    Nicolas war ein wirklich gut aussehender Jugendlicher. Eine schöne schlanke Brust, ganz ohne Pickel, ein Ansatz von Waschbrettbauch, aber nicht zu sehr, so dass es schon wieder künstlich antrainiert wirkte. Seine braunen Haare hingen ihm locker in die Stirn und seinen Nacken, den letzten Friseurtermin hatte er offenbar geschwänzt. Ich mochte ihn. Und obwohl ich seit zwei Wochen mit den Jugendlichen in Gruppe Drei Tag für Tag fast sechzehn Stunden auf engstem Raum zusammenlebte, hatte ich ihn dort bisher noch kein einziges mal ohne sein T-Shirt oder auch bloß einmal barfuss herumlaufen sehen. Nicki war mir von meinem ersten Tag an hier sehr sympathisch gewesen. So jemanden wie Nicki hätte ich mir so gerne als jüngeren Bruder gewünscht. Er war ihm in so vielem so erstaunlich ähnlich. Ich hätte vieles dafür gegeben, wieder so einen Bruder zu haben, nachdem unglücklichen Unfall bei dem mein eigener Bruder damals so plötzlich und unerwartet …… Aber Schluss. So ging das nicht. Wenn ich einmal Lehrer werden wollte, musste man sich antrainieren, immer eine gewisse professionelle Distanz zu wahren. Auch hier an dieser Schule, wo manche der angehenden Abiturienten aus der Dreizehnten Klasse in der Kollegstufe vielleicht gerade einmal gut ein Jahr jünger als ich selbst mit meinen derzeit einundzwanzig Jahren waren. Auch die mussten mich aber siezen. Schon prinzipiell, aus Prinzip! Es war ein komisches, ja fast schon lächerliches Gefühl, wenn ich mir vorstellte, dass wir uns dann im nächsten Herbst womöglich an der Universität nun beide wieder als Studenten über den Weg liefen. Aber es musste sein. Sonst funktionierte das ganze System hier nicht mehr.
    »Und? Weswegen bist du schon wieder hier ?« wurde Nicki nun gefragt.
    »Vermutlich, weil ich wieder mal geraucht hab?«
    »Wieder mal ist gut …. Du bist dieses Schuljahr jetzt nun schon fünf Mal beim Kiffen erwischt worden. Wann lernst du das denn endlich, hä ??«
    Das gelegentliche Rauchen von Gras war damals unter den Jugendlichen in der Oberstufe weit verbreitet. Natürlich war es aber im Gegensatz zu Alkohol, der am Abend und am Wochenende in Maßen erlaubt war, strikt verboten. Und selbstverständlich wurde man dafür dann auch bestraft, zumindest dann, wenn man nur so blöd war, sich erwischen zu lassen, aber man flog deswegen nicht von der Schule. Hätte man dieselben konsequenten Urintests, die heute in fast allen Internaten üblich sind, zur damaligen Zeit schon durchgeführt, dann hätte bestimmt locker mindestens die Hälfte aller Jugendlichen aus der Oberstufe sofort ihre Koffer packen können. Das wäre natürlich nicht praktikabel gewesen, hätte das ganze System zum Einsturz gebracht, und diese Schule mit ihrer schon so lange zurückreichenden Tradition hätte in letzter Konsequenz dann wohl sogar Insolvenz anmelden müssen. Denn Regelsysteme lassen sich nun einmal nur dann effektiv durchsetzten, wenn die Mehrzahl der Individuen sich auch von sich aus freiwillig daran hält und Verstöße die Ausnahme blieben. Wird die vorherige Ausnahme aber erst einmal zur Regel erhoben, dann schafft sich das herrschende System letztlich ganz schnell von selbst ab.
    Daher blieb es auch Nickis Geheimnis, warum er nun schon wieder erwischt worden war. Die Lehrer und Erzieher drückten bei diesem Thema doch nur allzu gerne beide Augen zu. Da musste man schon geradewegs direkt im Zimmer oder auf der Bank direkt neben dem Lehrerparkplatz geraucht haben, damit es Konsequenzen gab. Als ich Nicki jetzt aber hier so vor mir stehen sah, wurde ich das komische Gefühl nicht los, dass er es jedes Mal bewusst herausforderte, dass er auch dabei geschnappt wurde. Denn, wenn er es all zu offensichtlich provozierte, mussten das Erziehungspersonal eine Reaktion zeigen, wenn sie sich in dieser Frage nicht noch völlig in ihrer Rolle als Autoritätspersonen lächerlich machen wollten.
    Nicki sagte nun zunächst nichts mehr und stand nur so da. Es war klar, was er von Buch hielt, aber es war ihm auch erkennbar peinlich, vor einem noch so jungen externen Praktikanten, wie mir, so vollständig ohne Kleider und Schuhe da zu stehen. Er hatte sichtbar nicht damit gerechnet, ausgerechnet mich hier heute Nachmittag vorzufinden.
    Ich spürte das tiefe Verlangen in mir, ihn nun zu beschützen. Jetzt bei ihm das wieder gut zu machen, wobei ich bei meinem

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