Verführung der Unschuld 2
Giulia im Glück
Wie schön das Leben sein konnte! Giulias Herz lief über vor lauter Glück, und manchmal befiel sie eine erdrückende Angst, es könnte plötzlich alles vorbei sein. Denn alles war einfach wunderbar, schöner als sie es sich zu erträumen gewagt hätte. Sie hatte den liebevollsten aller Männer geheiratet, der obendrein attraktiv und erfolgreich war, eine niedliche Tochter geboren, herzensgute Schwiegereltern dazu bekommen, und obendrein ein geräumiges und schönes neues Zuhause.
Mit einem Lächeln beugte Giulia sich über den Kinderwagen, der unter der Schatten spendenden, weit ausladenden Krone eines alten Marillenbaumes stand und streckte ihre Arme nach ihrem fünf Monate alten Baby aus. Fröhlich strampelte die kleine Maria mit den nackten Beinchen und lutschte an der winzigen Rassel, die sie in den Fingerchen hielt. Giulia drückte die Kleine an sich und herzte sie auf die Pausbäckchen, während sie durch den blumenreichen Garten zurück zum Haus schlenderte.
Anfangs hatte sie sich ein wenig gesorgt, die vielen Insekten könnten Maria gefährlich werden. Nicht auszudenken, wenn die Kleine gestochen würde oder ihr gar ein Insekt in den Mund flog. Aber ihre Sorge war unbegründet, wie sie sich von Tante Ilaria überzeugen ließ. Dieser Garten war das reinste Insektenparadies, bot ausreichend Futter für alle Arten von Insekten und Vögeln und ebenso für alle die passenden Nistmöglichkeiten. Da war der Mensch vollkommen uninteressant.
»Bald kommt dein Papa nach Hause. Was meinst du, was sollen wir ihm heute kochen, hm?«
Während Giulia weiter vor sich hinplapperte, als ob ihr Kind jedes Wort verstehen würde, quietschte dieses ausgelassen vor sich hin.
»Weißt du, dass dein Papa und ich uns gaaanz schrecklich lieb haben?«
Giulia gab ihrem Töchterchen einen dicken Schmatz auf die zarte Wange. Sie fühlte tief in sich eine drängende Sehnsucht, die jeden Tag intensiver wurde und von der Sonne zusätzlich genährt wurde. Lorenzo war ein aufmerksamer und liebevoller Ehemann, und er war in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft sehr verständnisvoll gewesen und hatte sie geschont. Inzwischen hatten sie wieder Sex und Giulia genoss Lorenzos Zärtlichkeit und Leidenschaft. Es würde jedoch nicht mehr lange dauern – entsprechende Andeutungen machte er von Zeit zu Zeit – und er würde sie zum ersten Mal seit Beginn ihrer Schwangerschaft zu einem dieser erotischen Spiele auffordern, in die er sie zusammen mit seinem Bruder eingeführt hatte. Ein Spiel mit Dominanz und Unterwerfung, mit Lust und Lustschmerz. Giulias Herzschlag steigerte sich, wenn sie nur daran dachte. Vielleicht geschah es ja schon heute? Ein wenig konnte sie dazu auch betragen …
Die Haustür war wie meist nur angelehnt. Zum hinteren Eingang der Landhausvilla kamen nur Besucher, die sich auskannten. Fremde verirrten sich nicht hierher.
Der großzügige Eingangsbereich wechselte übergangslos in die Wohnküche im Landhausstil. Alles passte zusammen. Das stark gemaserte Eichenparkett, die dazu passenden Küchenmöbel aus naturbelassenem Holz, der rustikale Esstisch mit Sitzbänken statt Stühlen, die geschwungenen gusseisernen Wandleuchten, das schlichte Tellerboard. Selbst die Dunstabzugshaube vermochte diese Harmonie nicht zu stören, da sie sich mit ihrem Glasschirm zurückhaltend in das Gesamtbild integrierte.
Nachdem Giulia ihr Kind in einen bereit stehenden, mit weißem Stoff und Rüschen bezogenen Stubenwagen gelegt hatte, holte sie Gemüse und Fleisch aus dem Kühlschrank. Während sie die Zucchini in kleine Stücke schnitt und Auberginenstreifen salzte, schweiften ihre Gedanken wieder ab.
Ihr Tagesablauf hatte inzwischen einen festen Rhythmus zwischen Kind, Haushalt und Einkäufen angenommen, sobald Lorenzo am Morgen das Haus verließ, um den Geschäften seiner Immobilienfirma nachzugehen. Die einzigen Unwägbarkeiten waren die Besuche ihrer Schwiegermutter, die gerne ohne Vorankündigung vorbeikam, um ihre Enkeltochter zu sehen. Diese Absicht verbarg Franca Moreno gerne hinter der Ausrede, eigentlich ihre Schwester Ilaria zu besuchen, in deren großem Haus Giulia und Lorenzo Unterkunft gefunden hatten, seit sie aus der Landvilla ausgezogen waren, die Lorenzo bis dahin mit seinem Bruder bewohnt hatte. Überaus dramatische Tage lagen hinter der Familie Moreno und alle waren froh, dass wieder Ruhe und Glück eingekehrt waren.
Vorsicht, das war knapp
. Giulia betrachtete den Fingernagel, an dem gerade das
Weitere Kostenlose Bücher