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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Streeter?«
    Streeter gab keine Antwort. Er atmete keuchend wie ein Mann, der gerade einen Fünfzigmeterspurt hingelegt hatte oder in eine Rangelei auf der Straße verwickelt gewesen war. Auf seinen zuvor blassen Wangen waren kleine rote hektische Flecken erschienen.
    »Und ist das alles?« Elvid sprach im Tonfall eines gütigen Gemeindepfarrers.
    »Nein.«
    »Dann heraus damit. Drücken Sie dieses Geschwür aus.«
    »Er ist Millionär. Er sollte keiner sein, aber er ist einer. Ende der Achtzigerjahre - nicht lange nach der Flut, die diese Stadt fast weggeschwemmt hat - hat er ein Müllabfuhrunternehmen gegründet … nur hat er es Abfallentsorgung und Recycling genannt. Ein netterer Name, wissen Sie.«
    »Keimfreier.«
    »Er ist zu mir gekommen, um ein Darlehen zu beantragen, und obwohl sein Geschäftsmodell niemanden in der Bank überzeugt hat, habe ich durchgesetzt, dass er den Kredit bekam. Wissen Sie, weshalb ich ihn durchgedrückt habe, Elvid?«
    »Natürlich! Weil er Ihr Freund ist!«
    »Raten Sie noch mal.«
    »Weil Sie hofften, er würde abstürzen und verbrennen.«
    »Richtig. Er hat seine gesamten Ersparnisse in vier Müllwagen gesteckt und eine Hypothek auf sein Haus aufgenommen, um ein Stück Land an der Stadtgrenze von Newport
zu kaufen. Für eine Mülldeponie. Von der Art, wie Gangster in New Jersey sie besitzen, um ihr Drogen-und-Huren-Geld zu waschen und Leichen darauf abzuladen. Ich dachte, seine Idee sei verrückt, und konnte es kaum erwarten, ihm den Kredit zu verschaffen. Noch heute liebt er mich dafür wie einen Bruder. Erzählt den Leuten immer wieder, wie ich mich in der Bank für ihn eingesetzt und dabei meinen Job riskiert habe. ›Dave hat mich gestützt, genau wie in der Highschool‹, sagt er. Wissen Sie, wie die Jugendlichen von Derry seine Mülldeponie jetzt nennen?«
    »Sagen Sie’s mir!«
    »Mount Trashmore! Sie ist riesig! Mich würde es nicht wundern, wenn sie radioaktiv verseucht wäre! Sie ist mit Rasen abgedeckt, aber überall stehen BETRETEN VERBOTEN-Schilder, und wahrscheinlich gibt es unter all dem hübschen grünen Gras ein Ratten-Manhattan! Wahrscheinlich sind die auch radioaktiv!«
    Er verstummte, weil er merkte, wie lächerlich das klang, machte sich jedoch nichts daraus. Elvid war verrückt, aber … welch Überraschung! Auch Streeter hatte sich als verrückt erwiesen! Zumindest in Bezug auf seinen alten Freund. Und …
    In cancer veritas, dachte Streeter.
    »Rekapitulieren wir also.« Elvid begann die Punkte an seinen Fingern abzuzählen, die überhaupt nicht lang, sondern so kurz, pummelig und harmlos waren wie seine ganze Erscheinung. »Tom Goodhugh hat schon als kleiner Junge besser ausgesehen als Sie. Er war in einem Maß sportlich begabt, von dem Sie nur träumen konnten. Das Mädchen, das seine glatten weißen Schenkel auf dem Rücksitz Ihres Autos geschlossen gehalten hat, hat sie für Tom geöffnet. Er hat es geheiratet. Sie lieben sich noch immer. Mit den Kindern alles okay?«

    »Gesund und ansehnlich!«, knurrte Streeter. »Die Tochter heiratet bald, ein Junge studiert, der andere ist auf der Highschool! Und ist Kapitän des Footballteams! Ganz der gottverdammte Vater!«
    »Richtig. Und - die Kirsche auf dem Sahnehäubchen - er ist reich, und Sie müssen sich mit einem Jahresgehalt von sechzigtausend oder so ähnlich durchschlagen.«
    »Für die Kreditgewährung an ihn habe ich einen Bonus bekommen«, murmelte Streeter. »Weil ich Weitblick bewiesen habe.«
    »Aber was Sie wirklich wollten, war eine Beförderung.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bin jetzt Geschäftsmann, aber früher war ich ein bescheidener Gehaltsempfänger. Bin rausgeflogen, bevor ich mich selbstständig gemacht habe. Das Beste, was mir je passiert ist. Ich weiß genau, wie so etwas läuft. Sonst noch was? Am besten reden Sie sich gleich alles von der Seele.«
    »Er trinkt Spotted Hen Microbrew!«, rief Streeter aus. »Kein Mensch in Derry trinkt dieses Angeberbier! Nur er! Nur Tom Goodhugh, der Müllkönig!«
    »Hat er einen Sportwagen?« Elvid sprach ruhig; seine Worte klangen wie mit Seide ausgeschlagen.
    »Nein. Hätte er einen, könnten Janet und ich wenigstens Witze über seine Sportwagen-Menopause machen. Er fährt einen gottverdammten Range Rover .«
    »Ich vermute, es könnte noch etwas geben«, sagte Elvid. »Dann sollten Sie sich das auch gleich von der Seele reden.«
    »Er hat keinen Krebs«, flüsterte Streeter. »Er ist einundfünfzig, genau wie ich, und gesund wie … wie

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