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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein gottverdammtes … Pferd .«
    »Das sind Sie auch«, sagte Elvid.
    »Was?«

    »Die Sache ist erledigt, Mr. Streeter. Oder darf ich Dave zu Ihnen sagen, nachdem ich Ihren Krebs zumindest vorübergehend geheilt habe?«
    »Sie sind total verrückt«, sagte Streeter - nicht ohne Bewunderung.
    »Nein, Sir. Ich bin so normal wie eine Gerade. Aber beachten Sie, dass ich vorübergehend gesagt habe. Wir befinden uns jetzt in der ›Kauf auf Probe‹-Phase unserer Beziehung. Sie dauert eine Woche, vielleicht zehn Tage. Ich rate Ihnen dringend, Ihren Arzt aufzusuchen. Ich denke, er wird feststellen, dass Ihr Zustand sich erstaunlich gebessert hat. Aber die Besserung ist nicht von Dauer. Es sei denn …«
    »Es sei denn?«
    Elvid beugte sich nach vorn und lächelte kumpelhaft. Seine Zähne schienen wieder zu zahlreich (und zu groß) für seinen harmlosen Mund zu sein. »Ich komme gelegentlich hierher«, sagte er. »Meistens um diese Tageszeit.«
    »Kurz vor Sonnenuntergang.«
    »Genau. Die meisten Leute bemerken mich nicht - sie sehen durch mich hindurch, als wäre ich nicht da -, aber Sie halten Ausschau nach mir. Nicht wahr?«
    »Wenn es mir bessergeht, bestimmt«, sagte Streeter.
    »Und Sie bringen mir etwas mit.«
    Elvids Lächeln wurde breiter, und Streeter sah etwas erschreckend Wunderbares: Seine Zähne waren nicht nur zu groß oder zu zahlreich. Sie waren spitz .
     
    Als er zurückkam, legte Janet im Hauswirtschaftsraum Wäsche zusammen. »Da bist du ja«, sagte sie. »Ich hab schon angefangen, mir Sorgen zu machen. War deine Ausfahrt schön?«
    »Ja«, sagte er. Er betrachtete seine Küche. Sie sah verändert aus. Sie sah wie eine Küche in einem Traum aus. Dann machte er Licht, und das war besser. Elvid war der Traum.
Elvid und seine Versprechungen. Nur ein Irrer, der an diesem Tag Ausgang aus dem Acadia Mental hatte.
    Sie kam zu ihm und küsste ihn auf die Wange. Sie war vom Bügeln erhitzt und sehr hübsch. Sie war selbst fünfzig, sah aber Jahre jünger aus. Streeter glaubte, sie werde nach seinem Tod ein gutes Leben führen. Er vermutete, May und Justin könnten in Zukunft einen Stiefpapa bekommen.
    »Du siehst gut aus«, sagte sie. »Du hast tatsächlich etwas Farbe bekommen.«
    »Wirklich?«
    »Aber sicher.« Sie bedachte ihn mit einem aufmunternden Lächeln, das dicht unter der Oberfläche sorgenvoll war. »Komm und unterhalte mich, während ich den Rest zusammenlege. Das ist so langweilig.«
    Er folgte ihr und blieb in der Tür des Hauswirtschaftsraums stehen. Wohlweislich erbot er sich nicht, ihr zu helfen; sie behauptete immer, er lege sogar Geschirrtücher falsch zusammen.
    »Justin hat angerufen«, erzählte sie. »Carl und er sind in Venedig. In der Jugendherberge. Mit Englisch kommen sie überall gut durch. Sie haben eine Menge Spaß.«
    »Großartig.«
    »Es war richtig, dass du die Diagnose für dich behalten hast«, sagte sie. »Du hattest recht, und ich hatte unrecht.«
    »Zum ersten Mal in unserer Ehe.«
    Sie rümpfte die Nase. »Jus hat sich so auf diese Reise gefreut. Aber wenn er zurückkommt, wirst du den Kindern reinen Wein einschenken müssen. May kommt aus Searsport zu Gracies Hochzeit, und das wäre ein guter Zeitpunkt.« Gracie war Gracie Goodhugh, Toms und Normas Älteste. Carl Goodhugh, Justins Reisegefährte, war der Mittlere.
    »Mal sehen«, sagte Streeter. Er hatte eine Spucktüte in der Hüfttasche, aber ihm war noch nie weniger nach Erbrechen
zumute gewesen. Stattdessen verspürte er Appetit . Erstmals seit Tagen.
    Dort draußen ist nichts passiert - das weißt du, nicht wahr? Es handelt sich nur um eine kleine psychosomatische Au fheiterung. Die geht bald wieder zurück.
    »Wie mein Haaransatz«, sagte er.
    »Was, Schatz?«
    »Nichts.«
    »Oh, und weil wir gerade von Gracie sprechen … Norma hat angerufen. Sie hat mich daran erinnert, dass sie am Donnerstag dran sind, uns zum Abendessen bei sich einzuladen. Ich habe versprochen, dich zu fragen, aber gleich gesagt, dass du in der Bank schrecklich viel zu tun hast und wegen der vielen geplatzten Hypotheken ständig Überstunden machst. Ich dachte, du würdest sie nicht sehen wollen.«
    Ihre Stimme klang ruhig und normal wie immer, aber plötzlich begann sie große Bilderbuchtränen zu weinen, die aus ihren Augen quollen und ihr dann über die Wangen kullerten. Nach vielen Ehejahren konnte Liebe eintönig werden, aber seine schwoll jetzt wieder so frisch an, wie sie anfangs gewesen war, als sie in einer schäbigen Mietswohnung in

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