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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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einmal hinüber zu Anne und schlüpfte schließlich ganz hinter dem Vorhang hervor. Leise, ganz leise, schlich sie auf Zehenspitzen quer durch den riesigen Raum zur Tür. Dann spähte sie durch den Spion und fuhr sogleich zu Tode erschrocken zurück.
    Scheiße, dachte sie panisch.
    Da draußen stand jemand. Vor ihrem Zimmer. Natürlich. Sonst hätte schließlich niemand klopfen können, und sie musste sich eingestehen, dass sie gehofft hatte, sie hätte tatsächlich nur geträumt. In der Dunkelheit, die im Flur herrschte, konnte sie nicht viel erkennen, aber der da draußen war eindeutig ein Mann.
    Ohgottohgott, dachte sie, was will der? Unschlüssig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Vielleicht war es nur Mr. Gosetti? Unsinn, mitten in der Nacht! Sie kniff sich in den Arm. Ruhe bewahren, ermahnte sie sich in Gedanken, nur die Ruhe.
    Erneut klopfte der Typ an die Tür, aber leiser, ganz so, als wüsste er, dass sie direkt auf der anderen Seite stand und lauschte. Leslie atmete tief durch – und noch einmal, zögerte und streckte die Hand nach der Klinke aus. Dann öffnete sie leise und mit klopfendem Herzen die schwere Tür.
    Der Mann stand vor ihr, als sei er aus dem Boden gewachsen, gekleidet in einen schicken, schwarzen Anzug. Sein Gesicht war nicht besonders gut zu erkennen. Sekundenlang starrte sie ihn an, ohne sich zu bewegen. Mit zitternden Fingern tastete Leslie nach dem Lichtschalter, der sich gleich neben ihrer Tür befand, und drückte darauf. Keine Glühbirne an der Decke flackerte auf. Es blieb stockdunkel auf dem Flur. Jetzt bekam sie Angst.
    „Die Beleuchtung in diesem Gang ist defekt“, sagte der Fremde. Leslie erstarrte. Scheiße, dachte sie. Aus irgendeinem Grund beunruhigte sie das sehr. Sie umklammerte die Türklinke fest mit beiden Händen, bereit, jeden Moment wieder im Zimmer zu verschwinden. Ihre Finger rutschten an dem kühlen Stahl ab.
    „Warum?“, krächzte sie.
    „Ich habe deinen Koffer“, entgegnete der Fremde ruhig. Er sprach Englisch. Woher wusste er, dass sie kein Italienisch verstand?
    „Gib mir meinen zurück und wir vergessen das hier.“
    Seine Stimme deutete darauf hin, dass er noch recht jung war. Wahrscheinlich in ihrem Alter. Aber auf einmal klang er bedrohlich. Leslie drehte sich um. Und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Weg, nur weg, dachte sie panisch, während sie losstürmte, um den verfluchten Koffer zu holen. Da war etwas faul – es stank gewaltig bis zum Himmel. Niemand – wirklich niemand – würde mitten in der Nacht einen mit einem Hochsicherheitsschloss versehenen Koffer zurückfordern. Und dass das Licht nicht funktionierte, erschien ihr keineswegs überraschend. Verdammt, dachte Leslie.
    Sie schleifte das schwere Teil zur Tür, riss sie auf – und blickte geradewegs in die dunkelbraunen Augen eines ziemlich gutaussehenden jungen Mannes. Tiefschwarzes, wirres Haar fiel ihm in das gebräunte Gesicht. Er fluchte leise auf Italienisch und schaltete das Licht wieder aus.
    Es funktioniert nicht, dachte Leslie ironisch, na klar. Aber das machte nichts. Sie hatte ihn gesehen und Gesichter vergaß sie nie.
    „Gib mir den verfluchten Koffer!“, fuhr er sie leise an. „Los!“
    Sie beeilte sich, dieser Bitte nachzukommen.
    „Und jetzt meinen!“, forderte sie trotzig. „Gib mir jetzt meinen Koffer!“ Dunkelheit umgab sie. Sie wartete. Sehen konnte sie den fremden Typen nicht mehr. Nur schemenhaft. Sie hörte ihn amüsiert lachen, fast ein wenig arrogant.
    „Mach schon!“, raunte sie patzig. Sie würde ihn nicht einfach so davonkommen lassen. Aber war es nicht besser, sich in diese fragwürdige Angelegenheit gar nicht erst einzumischen? Zu spät, dachte sie. Sie war neugierig geworden.
    Urplötzlich flammte das Licht wieder auf. Leslie stand alleine auf dem Flur. Der fremde Typ war weg. Ebenso spur- wie geräuschlos verschwunden. Nur ihren Koffer hatte er tatsächlich dagelassen. Wie nett. Leslie zog ihn zu sich ins Zimmer, verfrachtete ihn in die hinterste Ecke der Badewanne im Bad, verdeckte ihn sorgfältig mit dem Duschvorhang und ließ sich dann vorsichtig und aufgewühlt neben Anne auf ihrem Bett nieder.
    „Was’n los?“, nuschelte Anne noch halb schlafend, aber Leslie schüttelte nur den Kopf. Gähnend fiel Anne zurück in die Kissen und kurz darauf hörte Leslie sie wieder schnarchen. Sie war sich so sicher, den Rest der Nacht nicht mehr einschlafen zu können, doch bevor ihr die Augen doch noch zufielen, dachte sie: Er sah

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