Zwischen Tod und Ewigkeit
Eingliederungsprozeß hatte bereits begonnen. Um die Außenbezirke der Stadt wurden in regelmäßigen Abständen Maschinengewehrnester eingerichtet, von denen aus sich das ganze Gelände bestreichen ließ. Ein ausgeklügeltes Alarmsystem sorgte dafür, daß ein eventueller Angriff der Termiten – oder anderer Gegner, wer auch immer – niemand überraschen konnte.
Gruntenberg erörterte an diesem Abend den Gedanken, nach dem Vorbild des vorhandenen Wagen weitere Transportfahrzeuge zu bauen, mit denen man eines Tages zur Westküste aufbrechen könne, um die Gruppe in San Francisco zu erreichen. Mark versprach, in einigen Wochen mit dem Flugzeug weitere Reaktoren zu bringen, dazu Energiespeicher für die Motoren der Wagen.
Bei der Gelegenheit wollte er weiter nach Süden vorstoßen und Südamerika überfliegen.
Er wollte wissen, ob es dort vielleicht doch noch Leben gab.
In bestem Einvernehmen ging man auseinander. Das Flugzeug startete zwei Tage später und landete fünf Stunden danach wohlbehalten bei den fünf Pyramiden. Sie hatten unterwegs nicht eine einzige Termite bemerkt.
Gerald unterhielt regelmäßige Funkkontakte nicht nur mit El Paso und San Francisco, sondern auch mit anderen Gruppen Überlebender und deren Nachkommen in allen Teilen des amerikanischen Kontinents und Europa. In Asien mußte es den Gerüchten nach noch intakte Gefrieranlagen geben, deren Automatik auf das Kommando wartete. Sie hatte Jahrhunderte gewartet, da kam es auf ein paar Jahre mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Auch in Afrika und Australien existierten größere Gruppen, aber sie lebten in ständiger Gefahr, von den Insekten vernichtet zu werden.
Gerald schätzte, daß es auf der ganzen Erde noch etwa eine halbe Million Menschen gab. Hinzu kamen die nicht durch Funk erfaßten wilden Gruppen in den weiten, unwegsamen Gebieten der riesigen Kontinente. Und die Kannibalen.
Mark brachte Keller nach San Francisco und bekam drei kleine Atomspeicher und die dazugehörenden Reaktoren. Sie waren für El Paso bestimmt. Er selbst würde in einigen Tagen den Flug dahin antreten und dann nach Südamerika weiterfliegen. Sylvia sollte ihn begleiten.
Am gleichen Tag noch kehrte er nach Monterey zurück.
Dicht bei dem Höhlendorf der Kannibalen entdeckte er ein flaches Plateau und beschloß zu landen.
Nachdem die Maschine ausgerollt war, drehte er sie so, daß er gleich wieder starten konnte. Dann nahm er sein Gewehr und kletterte über die Tragfläche aus der Kabine. Die Hügel mit den Höhlen lagen weiter nördlich, etwa zwei Kilometer entfernt. Dazwischen war übersichtliches, flaches Gelände.
Ein Gelände, das sich verändert hatte seit seinem letzten Besuch in dieser Gegend. Er hatte es schon von der Luft her bemerkt, aber nun erhielt er die Gewißheit. Es gab keine Vegetation mehr.
Alle Bäume, Sträucher und Büsche waren spurlos verschwunden. Das wenige Grün, das geblieben war, stammte von kurz abgefressenem Gras. Vom Landeplatz des Flugzeugs aus erstreckte sich die Todeszone bis zu den Hügeln der Kannibalen, rechts und links an ihnen vorbei – bis zum Horizont.
Die Termiten!
Sie mußten unbemerkt an den fünf Pyramiden vorbeigezogen sein. Vielleicht hatten sie aber die Gefahr dort auch gewittert und bewußt einen Umweg gemacht.
Mark stellte sich zwei Fragen, während er die Ebene überblickte: Wo waren die Termiten jetzt? Und wo waren die Kannibalen geblieben?
Zwischen den Hügeln war ab und zu eine Bewegung, aber er konnte mit bloßem Auge nicht erkennen, um was es sich handelte. Das Fernglas hatte er in der Kabine zurückgelassen. Noch einmal sah er angestrengt hinüber zu den Höhlen, und dann konnte es keinen Zweifel mehr daran geben, daß die Termiten das Dorf erobert hatten. Vielleicht hatten sie die Eingeborenen bei der Nacht überfallen und umgebracht.
Als er sich umdrehte und zum Flugzeug zurückgehen wollte, blieb er wie erstarrt stehen. Über den flachen Rand des Plateaus hatten sich die Köpfe einiger Termiten geschoben und beobachteten ihn aus raubgierigen Facettenaugen. Er zählte insgesamt etwa ein Dutzend solcher Köpfe, aber von links kamen weitere Termiten herangekrochen. Sie bewegten sich frei und ohne Deckung.
Sie versuchten, ihm den Weg zur Maschine abzuschneiden.
Mark rechnete sich seine Chancen aus, dann begann er zu laufen. Für kurze Zeit, das wußte er, war er schneller als die Termiten, aber sie hatten im Augenblick auch die kürzere Strecke. Sie würden vor ihm das Flugzeug
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