Zwischen Tod und Ewigkeit
konnte. Es war möglich, die Gesamtmenge des Mittels auf einmal mitzunehmen, und noch einen Passagier.
Dieser Passagier sollte Alex Gruntenberg sein.
9.
Sie waren zweitausend Meter hoch und flogen ziemlich genau nach Südosten. Unter ihnen lag das silberne Band des Rio Grande, der bald nach Osten und dann nach Nordosten abbiegen würde. Sie würden den Kurs jedoch bis zum Golf von Mexiko beibehalten, um die hohen Gebirge im Innern des Landes und an der Westküste zu meiden.
Gruntenberg genoß den Flug. Immer wieder deutete er hinab auf die grandiose, einsame Landschaft und verglich mit der Karte, die sie mitgenommen hatten.
Nach längerer Beratung war man übereingekommen, die Landenge vor Yucatán zu verseuchen, obwohl sie bei Panama mehr als die Hälfte enger war. Dort hätte man nur achtzig Kilometer abfliegen müssen, aber niemand konnte wissen, wieviel Termiten sich bereits in den riesigen Urwäldern von Guatemala und Honduras aufhielten.
Die Gesamtflugstrecke bis zum Ziel betrug mit Umwegen knapp zweieinhalbtausend Kilometer, also acht bis neun Stunden Flug.
Die Kisten mit dem Pulver lagerten im hinteren Passagierraum. Es würde Gruntenbergs Aufgabe sein, später die gleichmäßige Entleerung des Inhalts vorzunehmen, während Mark die richtige Höhe hielt und so langsam wie möglich flog.
In scharfem Bogen änderte das silberne Band, nachdem sie sich bisher orientiert hatten, die Richtung. Rechts lag am Horizont das Mampimigebirge. Die Sierra Madre, noch weiter westlich, war nicht zu sehen. Später, bei Laredo etwa, würden sie wieder auf den Rio Grande treffen, der bei der Mündung des Pecos wieder nach Südosten abbog, um bei Brownsville in den Golf zu münden. Dann wollten sie die Küste entlangfliegen bis Tampico, Veracruz und schließlich Coatzacoalos.
Dort waren sie am Ziel.
»Es ist einfach wundervoll!« sagte Gruntenberg mindestens schon zum zehnten Mal. »Ich hätte mir nie vorgestellt, daß Fliegen so einfach ist.«
»Dank des Reaktors könnten wir uns nicht nur Wochen, sondern Jahre ununterbrochen in der Luft halten, Alex. Vorausgesetzt natürlich, man würde sich ablösen und hätte genug Lebensmittel dabei. Sonst geht es nicht ohne Zwischenlandungen.«
Gruntenberg sah nach vorn durch die Kanzel.
»Da unten sieht es auch nicht anders aus als bei uns in El Paso. Gebirgige Wüste mit vereinzelten Bäumen und Sträuchern. Kein Trost für die Termiten.«
»Man müßte ihre durchschnittliche Lebenserwartung kennen, Alex, dann wüßten wir ungefähr, wann die Gefahr für uns beseitigt ist, vorausgesetzt, sie sind intelligent genug, um eines Tages zu bemerken, daß keine ihrer Artgenossen aus dem Norden zurückkehren.«
»Wir werden mit ihnen fertig. Die Hauptsache ist, sie können sich nicht vermehren.«
Gruntenberg beugte sich noch weiter vor.
»Was ist das, Mark? Sehen Sie nur, wie ein langsam wandernder Teppich ...«
»Termiten, Alex! Es müssen Tausende sein!« Mark nahm Energie weg und ging tiefer. Im Gleitflug zog er eine weite Schleife, und dann sahen sie die gefräßigen Tiere, jedes von ihnen einen Meter lang und mit tödlichen Mordwerkzeugen bewaffnet. Hinter ihnen grünte nichts mehr, und wenn es in dieser Gegend die kleinere Ameise oder andere Lebewesen gegeben hatte, so gab es sie jetzt nicht mehr.
Das Heer zog langsam nach Norden.
»Wir können sie nicht einfach weiterziehen lassen«, sagte Gruntenberg in hilfloser Wut. »Wenn sie jemals El Paso erreichen, ist es dort vorbei.«
»Wollen Sie die alle mit dem Gewehr abschießen?« Mark dachte einen Augenblick nach, dann nickte er entschlossen. »Also gut, ich habe keine andere Wahl. Hilde Caroll hat recht gehabt. Sie meinte, in vernünftigen Dosen angewendet, kann das Gift keinen Schaden anrichten und den Weltuntergang nicht wiederholen. Hier lebt kein Mensch mehr, aber wir müssen das weitere Vordringen der weißen Bestien verhindern. Sehen Sie hinten zwischen den braunen Holzkisten nach, Alex. Es müssen dort auch einige Metallbehälter sein. Ziehen Sie einen davon heraus und geben Sie ihn mir. Öffnen Sie auch eine der Holzkisten.«
»In der Metallkiste ist Gift?«
»Ja, und zwar ein sehr wirksames. Es tötet auch Menschen, darum wollte ich sicher sein, daß es hier keine gibt. Caroll behauptet, es bleibt in der frischen Luft und unter Einwirkung der Witterung nur drei Jahre wirksam. Ich habe den anderen nichts davon erzählt, aber ich hoffe, Sie können den Mund halten. Es geht nicht anders. Wir müssen es
Weitere Kostenlose Bücher