Zwischen Tod und Ewigkeit
für das Phänomen zu finden.
Aus dem Norden und Westen waren weitere Gruppen zu der großen in San Francisco gestoßen. Der Ostteil der Stadt wurde in mühevoller Arbeit wieder aufgebaut. Es entstanden prachtvolle Villen und schattige Alleen.
In der fünften Pyramide bei Monterey hatte Hilde Caroll weitere Unterlagen über »Eiskeller« entdeckt. Dort schliefen noch mehr als zweitausend Menschen, meist Wissenschaftler und Facharbeiter, ihrem zweiten Leben entgegen.
Eines Tages würde Keller sie aufwecken – dann, wenn man sie brauchte.
Mark Tennan und Dr. Keller unternahmen im Frühjahr des folgenden Jahres eine Weltreise. Das Flugzeug mit der unerschöpflichen Energie gab ihnen dazu die Gelegenheit, außerdem Geralds Funkinformationen. Die beiden Männer flogen alle registrierten Stützpunkte der überlebenden Menschheit an und stellten so die erste persönliche Verbindung her. In Afrika und Australien konnte danach das Anti-Vermehrungsmittel an anderen Insektenarten ausprobiert werden, so daß auch dort der Mensch wieder eine Chance erhielt.
Im Herbst kehrten sie von ihrer Reise zurück, berichteten in San Francisco und erfuhren bei der Gelegenheit, daß keine einzige Termite mehr aufgetaucht war.
Mark blieb eine Nacht, dann flog er zu den Pyramiden, um zum ersten Mal seinen inzwischen geborenen Sohn zu sehen.
Die Jahre vergingen.
Die kleine Kolonie auf dem Planeten Mars hatte den Untergang der Menschheit ebenfalls überlebt. Die Menschen dort hatten aber keine Möglichkeit, zur Erde zurückzukehren. Sie hatten sich den Bedingungen des roten Planeten angepaßt und erklärten sich bereit, zumindest einen Gedankenaustausch mit der Neuen Menschheit zu unterhalten. Die Funkverbindung funktionierte ausgezeichnet.
San Francisco wurde fast vollständig wieder aufgebaut. Trotz ihrer bedrohlichen Lage im klassischen Erdbebengebiet war sie bald der Mittelpunkt des neuen Lebens auf dem nordamerikanischen Kontinent.
»Es läßt mir keine Ruhe«, sagte Mark, als sie auf der hölzernen Bank vor der vierten Pyramide saßen. Rechts und links des Eingangs waren Blumenbeete. »Südamerika läßt mir keine Ruhe. Die Leute von El Paso haben mir das Flugzeug endgültig geschenkt – außerdem ist man in Frisco dabei, neue zu bauen.«
Sie zog den Sohn zu sich heran.
»Mit anderen Worten, du willst wieder hin. Was geht dich der Brunnen des Sonnengotts an, wie du ihn nennst? Hast du hier nicht alles, was du immer haben wolltest? Sind wir nicht glücklich?«
»Natürlich sind wir das, Sylvia, aber es gibt noch offene Fragen, die nie beantwortet wurden.«
»Sicher, eine ganze Menge. Warum begingen die Termiten Selbstmord – das ist so eine Frage. Du hast nie die Antwort darauf gefunden, aber du wolltest sie auch nicht suchen. Heute gibt es ohnehin keine Termiten mehr.«
»Vielleicht in Südamerika doch!«
Sie seufzte.
»Was willst du eigentlich? Laß doch die Indios mit ihrem Brunnen in Ruhe! Sie leben glücklich in ihren Festungen und warten. Warum willst du das ändern? Hast du nicht schon genug getan, hier, für uns alle? Du solltest endlich ausruhen, das Leben genießen. Du hast uns.«
Er nickte.
»Ja, aber die Frage bleibt. Wer war vor uns auf der Erde?«
»Hilft es uns, wenn du es weißt?«
Er schwieg, aber sie sah ihm an, daß ihm der Gedanke keine Ruhe mehr lassen würde. Wie aber sollte ein Mann wie Mark Tennan wirklich glücklich sein können, wenn eine Frage, die ihn bewegte, ohne Antwort blieb?
»Warte wenigstens, bis unser Sohn nach San Francisco auf die Schule muß. Keller lehrt dort übrigens Biologie.«
»Ich weiß, Sylvia.« Er sah sie an. »Du hältst viel von ihm, nicht wahr?«
»Ja, das tue ich.«
»Dann möchte ich dir verraten, was er mir gesagt hat. Er meint, die Menschheit wäre wahrscheinlich niemals untergegangen, wenn sie sich eher um die Dinge in Südamerika gekümmert hätte. Ein Brunnen wie jener in der Hochebene von Cotopaxi hätte das ganze Abfallproblem der Welt lösen können.«
»Diesen Unsinn kann dir niemals Keller erzählt haben, mein Lieber. Selbst dann nicht, wenn er das symbolisch meinte.«
Er schüttelte den Kopf.
»Du kannst meinen Entschluß nicht mehr ändern.«
Sie blickte ihn ängstlich forschend an.
»Welchen Entschluß, Mark?«
Er strich seinem Sohn über die Haare.
»Ich werde in vierzehn Tagen starten«, sagte er.
Unter dem Flugzeug lag die Ebene von Cotopaxi, fast dreitausend Meter über dem Pazifik und zweitausend Meter und mehr über dem wieder
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