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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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traurig. Mein Kopf schien eine einzige leere Hülle zu sein, wenn es um die letzten Wochen ging. Ein plötzlicher Gedanke durchfuhr mich, was war mit Sven? Wo waren wir in unserer Beziehung angelangt? Hatten wir inzwischen endlich Sex gehabt? Und war es gut gewesen? Das durfte doch nicht wahr sein, selbst daran konnte ich mich nicht mehr erinnern! Es war zum Verzweifeln!
    »Marie, jetzt lach bitte nicht, aber du weißt es bestimmt. Habe ich Sex mit Sven?« Es gab nur einen Menschen, mit dem ich über solche Sachen sprach, und der saß erfreulicherweise an meiner Seite. Warum sagte sie nur nichts, sondern verzog das Gesicht? Oh, oh, das hatte nichts Gutes zu bedeuten.
    »Ach du armes Hascherl«, begann sie und nahm meine Hände in ihre und hielt sie fest. Das tat sie sonst nie.
    »Was ist los?«, fragte ich argwöhnisch.
    »Du hast kurz vor den Herbstferien mit ihm Schluss gemacht.« Mein erster Gedanke war, wie gut es war, dass ich nicht meinem ersten Impuls nachgegeben und Sven angerufen hatte. Dieses peinliche Erlebnis war mir somit glücklicherweise erspart geblieben. Ich hatte die dumpfe Befürchtung, dass mir noch einige Erlebnisse dieser Art bevorstanden, wenn sich mein Zustand nicht bald änderte.
    »Und warum?«
    »Keine Ahnung, dazu hast du dich nicht näher ausgelassen. Du meintest nur, dass er keinen Sex mit dir wollte, und dass er anscheinend recht eifersüchtig war.« Das mit dem Sex war mir nicht neu und ich konnte das gut nachvollziehen, aber wieso eifersüchtig? Dunkel erinnerte ich mich daran, wie er reagiert hatte, als er meinen Kollegen Phil das erste Mal gesehen hatte. Phil, das musste ich zugeben, sah unverschämt gut aus. Er wirkte wie eine Mischung aus Ryan Gosling und Ryan Reynolds, fast zu gut, um wahr zu sein. Aber das war es dann auch schon, er war sogar manchmal ein ziemlicher Kotzbrocken, aber das hatte Sven nicht interessiert. Viel zu groß war seine Besorgnis gewesen, dass ich jeden Tag mit diesem Adonis zusammenarbeitete, trotz meiner Beteuerung, dass ich nicht besonders scharf darauf war, mehr Zeit als nötig mit Herrn Berger zu verbringen. Waren noch weitere solcher Begegnungen vorgekommen? Oder hatte er generell ein Problem damit, dass ich mit anderen Männern zu tun hatte?
    »Eifersüchtig?«, warf ich ein.
    »Keine Ahnung, dazu hast du nichts gesagt. Du warst in den letzten Wochen immer sehr beschäftigt, vielleicht fühlte er sich zurückgesetzt und zu wenig beachtet. Aber du hattest auch für mich kaum Zeit, ich habe mir Gedanken um dich gemacht, und wie es aussieht nicht grundlos! Schau dich doch mal an, du sitzt hier und hast keinerlei Erinnerungen mehr! Wir fahren jetzt ins Krankenhaus, das ist doch nicht normal!«, erklärte Marie in resolutem Ton.
    »Quatsch, bestimmt weiß ich morgen wieder alles«, protestierte ich heftig. Ich wollte nicht ins Krankenhaus. Dort würden sie mich bestimmt von oben bis unten untersuchen und feststellen, dass ich eine schreckliche, tödliche Krankheit hatte. Am Ende behielten sie mich dann für immer in der geschlossenen Anstalt, da mein Gehirn jeden Tag mehr abbaute. Was war, wenn ich morgen nur noch über ein Gedächtnis verfügte, das bis zu meinem 18. Lebensjahr zurückreichte? Und übermorgen glaubte, dass ich ein Säugling sei! Oh Gott, alles, nur das nicht! Ein paar Wochen fehlender Erinnerung konnte ich zur Not noch überbrücken, aber mehr brauchte ich wirklich nicht.
    »Keine Widerrede! Die untersuchen dich und stellen ganz schnell fest, was dir fehlt , und ruckzuck bist du wieder die Alte.« Mit Marie zu diskutieren, machte in den seltensten Fällen Spaß, denn genau wie ich wollte sie immer das letzte Wort behalten und ein Nein ließ sie nicht gelten. Ich wusste, dass es nichts bringen würde, und je früher ich mich in mein Schicksal ergab, umso früher wäre ich wieder zu Hause. Immerhin war morgen wieder ein Schultag und ich wollte nicht fehlen, wenn es nicht unbedingt sein musste.
    »Aber wenn die mich dabehalten, bist du die längste Zeit meine Freundin gewesen!«, drohte ich ihr mit erhobenem Zeigefinger.
    »Möchtest du, dass sie herausfinden, was dir fehlt, oder nicht? Stell dich nicht so an und wer weiß, ob wir nicht ein paar nette junge Ärzte kennenlernen.« Typisch Marie, wahrscheinlich würde sie noch in einem Bestattungsinstitut nach geeigneten Mr. Rights Ausschau halten.
     
    Im Krankenhaus bekam ich von einer sehr resoluten Krankenschwester erst einmal ein Klemmbrett mit einem Zettel in die Hand gedrückt. Diesen

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