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Zwölf tödliche Gaben 6: Sechs Eier legende Gänse

Zwölf tödliche Gaben 6: Sechs Eier legende Gänse

Titel: Zwölf tödliche Gaben 6: Sechs Eier legende Gänse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Geddes.« So eine dürfte gar keine Kinder kriegen. Das arme Kind so zu quälen.
    Jeder, der nicht ganz verblödet war, konnte sehen, dass er kein »Rolf« war – er war ein Brian oder ein Donald. Ja, eindeutig ein Donald.
    Er gähnte und ließ sie sein kleines rosa Mündchen mit der kleinen rosa Zunge sehen. Donald MacIntyre. Das hatte einen ganz besonderen Klang. Donald Philip MacIntyre. Philip nach ihrem Vater, der gestorben war, ohne je einen Enkel gehabt zu haben.
    Geddes stopfte sich noch eine Handvoll Chips rein und kaute mit offenem Mund.
    Es war einfach nicht fair.
    Um zehn Uhr abends kam eine Schwester mit dem Teewagen vorbei. Sie hatte ein Rentiergeweih aus Filz auf dem Kopf und trug Ohrringe in Form von blinkenden Schneemännern. Geddes verzog das Gesicht. »Dieser Scheißtee schmeckt wie warme Pisse. Und wieso kann man beim NHS eigentlich keine anständigen Kekse kriegen?«
    Die Schwester stellte Val mit einem resignierten Seufzer eine Tasse Kaffee hin. Dann zog sie weiter, um die anderen Mütter mit ihrer fröhlichen Weihnachtsstimmung anzustecken.
    Jetzt waren sie ganz für sich. Nur Kathy, Val und der kleine Donald.
    »Na schön«, sagte Val und stellte ihre leere Tasse auf dem Nachttisch ab. »Sind Sie auch sicher, dass Sie das schaffen?«
    »Klar schaff ich das.« Kathy hievte sich aus dem Bett. »Macht mich total kirre, hier den ganzen Tag rumzuhocken.«
    »Was ist mit der Narbe?«
    »Scheiß auf die Narbe.« Sie zog ihr OP -Hemdchen aus und stand da in ausgebeultem BH und grauer Unterhose, ihr Bauch angeschwollen und schlaff zugleich. »Helfen Sie mir vielleicht, oder was?«
    Val nickte, atmete tief durch und half Geddes in die nagelneuen Kleider. Dann trat sie zurück, während Geddes sich im Spiegel betrachtete. »Ist das nicht besser?«
    »Scheiße, ey …« Geddes zupfte an dem Top herum, das Norman in dem großen Marks & Spencer in der Dundas Road gekauft hatte. »Ist Ihr Alter blind oder was? Was soll das denn sein, hm?«
    »Sie sehen gut aus.«
    »Ich seh aus wie ’ne Vogelscheuche …«
    Val zog sich bis auf die Unterwäsche aus und schlüpfte dann in eine hellbraune Baumwollhose und ein rosa Sweatshirt. Dann zog sie ein Baby-Tragetuch darüber, an dem noch das Preisschild von John Lewis hing. Sie stopfte ihre und Geddes’ abgelegte Kleider und ein paar Vorräte in eine große graue Reisetasche. Windeln, Watte, Einmalhandschuhe, Feuchttücher und dergleichen mehr.
    Sie gab Kathy eine große grüne Baseballkappe mit der Aufschrift Oldcastle Tigers . »Sind Sie so weit?«
    »Sie müssen den kleinen Bastard tragen – mein Arsch bringt mich um.« Sie spähte durch den Vorhang auf den Flur hinaus. »Sind Sie sicher, dass uns niemand sieht?«
    »Komm, mein Schätzchen, komm zu Tante Val …« Sie hob ihn aus seinem Bettchen, wickelte ihn in eine nagelneue kuschlige Decke ein und legte ihn in das Baby-Tragetuch. Wohlige Wärme durchflutete sie wie Sonnenstrahlen, als sie in Donalds kleines rosiges Gesicht hinabschaute. Er war vollkommen. Absolut perfekt und vollkommen.
    »Haben Sie’s bald? Ich kann’s nämlich nicht erwarten, hier zu verschwinden.«
    Val zog einen langen Mantel an und knöpfte ihn über Donald in seinem Tragetuch zu, um ihn vor neugierigen Blicken zu verstecken. Eine zweite Baseballkappe vervollständigte die Verkleidung. Jetzt würde nicht mal ihre eigene Mutter sie mehr erkennen.
    Auf dem Flur war alles still, nur das leise Gurgeln und Brummen der Heizanlage des Krankenhauses begleitete sie, als sie am Kreißsaal, den Untersuchungsräumen und dem Geburtsbecken vorbeigingen.
    Das Schwesternzimmer war nicht besetzt – zehn nach zehn, genau nach Plan. Die diensthabende Schwester war jetzt unterwegs, um alles für die Visite am nächsten Morgen vorzubereiten. Keine Zeugen.
    Sie gingen weiter und verließen die Station, die Köpfe gesenkt, um nicht von den Überwachungskameras erfasst zu werden.
    Fünf Minuten später standen sie draußen in der frischen Dezemberluft. Sonntagabend, eine Woche vor Weihnachten. Und alles lief wie am Schnürchen. Val starrte hinaus auf den Parkplatz, dann zur Straße hinter dem Zaun. Alles leer und verlassen. Keine Spur von Norman oder dem Auto.
    Val sah auf ihre Uhr: zehn Uhr einundzwanzig. »Wir sind vier Minuten zu früh. Keine Sorge, er kommt schon noch.«
    »Das will ich hoffen! Ich geh nicht in dieses beschissene Gefängnis zurück!«
    »Psst! Was ist, wenn Sie jemand hört?«
    »Ich geh nicht zurück! Wenn ich zurück muss,

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