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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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weil der Thon ihn aller Rechte beraubt hat, vor allem zu sprechen hat er ihm verboten. Andererseits, weil er sich quälte, sich geschämt hat und seine Schuld lange nicht aus ihm herauswollte. Erst vor einigen Tagen, als er sein Ende kommen spürte, brachen die Dämme. Aber da war er schon wirr, und nicht auf alles, was er sagte, kann ich mir einen Reim machen. Du weißt«, der Meister senkte seine Stimme, »dass der Thon es nicht gern hat, wenn wir von vergangenen Zeiten sprechen. Die Merzer sollen nach vorne schauen. Alte Feindschaften sollen begraben sein. Aber kein noch so beharrliches Schweigen kann die Sprache des Bluts unterdrücken. Und selbst wenn die Grasleutefett und bequem geworden sind, wenn der Wohlstand uns allen die Kampfeslust ausgetrieben und den Verstand vernebelt hat   – die Clans gibt es noch. Nicht alle alten Geschichten wurden vergessen, nicht alle alten Bräuche über Bord geworfen. Und nicht alle sind dem Thon wohlgesonnen, mögen sie auch ihre Münder geschlossen halten.«
    Er goss Bier in zwei Becher, reichte einen Babu und nahm selbst einen großen Schluck. Der Meister hatte noch nicht alles gesagt, was es zu sagen gab. Babus Blick wanderte zur dünnen Haut, die das Nebenzelt abtrennte. Der Mörder seines Vaters. Babu konnte es nicht begreifen. Er hatte doch versucht herauszufinden, was geschehen war. Immer wieder hatte er die alten Hirten befragt. Er hatte seine Mutter befragt. Der Mörder hatte unter ihnen gelebt. Und niemand hatte es Babu gesagt.
    »Du kennst mich als Meister Dant, und der bin ich auch«, fuhr Dant fort, nachdem er sich nachgeschenkt hatte. »Aber einmal war ich Tahr-Dantsch vom Clan der Tartor. Der Clan, der keinen Frieden wollte, sondern Freiheit. Der Clan, der sich der Einigkeit widersetzte und schließlich vom Thon entzweigerissen wurde, damals, vor deiner Geburt. Denn auch unter den Tartor waren viele des Krieges müde und wollten sich den beiden Brüdern, deinem Onkel und deinem Vater, anschließen. Aber noch mehr pochten auf ihre Unabhängigkeit. Zu dieser Gruppe gehörten auch Kanks Vater und seine Söhne. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mein Vater und sein Bruder, Kanks Vater, miteinander stritten   – ich muss damals etwa in deinem Alter gewesen sein, Babu, ein paar Soldern jünger vielleicht. Immer wieder und wieder gerieten sie aneinander. Mein Vater wollte endlich Frieden. Seiner nicht. Und Kank auch nicht. Kank war einer der glühendsten Verteidiger der Unabhängigkeit der Clans, er wollte sich niemals einem Thon unterwerfen, der nicht ein Tartor war.«
    Er blickte in seinen Becher, als wäre darin die Vergangenheit aufgelöst.
    »Einmal, als ich einer Kuh mit ihrem Kalb nachritt, die sich weit von der Herde entfernt hatten, beobachtete ich Kank, wie er sich heimlich mit einem Fremden besprach. Ich lag im Gras und mein Herz schlug, als ich die beiden am Ufer sah   … Der Frieden war noch nicht sicher, Kank war ungestüm, kannte nichts außer Kampf   … Umso erstaunter war ich, als ich an dem Fremden die Farben der Bator sah, den doppelköpfigen Kafurbullen.« Er blickte auf und sah Babu an. »Wenige Tage später kam die Nachricht vom Tod deines Vaters und von der Gefangennahme Kanks und drei seiner Brüder; sein Vater und die anderen Männer waren bei dem Überfall getötet worden. Der Rest ist dir bekannt: Bant-Kaltak verzichtete darauf, den Tod seines Bruders zu sühnen, und alle Clans, allen voran die beschämten Tartor, unterwarfen sich ihm, dem Guten, dem Gerechten, dem neuen Thon. Bator Thon, deinem Onkel.«
    Er trank aus.
    »Die vier Brüder wurden in die Obhut der Gerber gegeben, an Händen und Füßen gefesselt wie schlachtreife Kafur, und sie durften diese Fesseln zeit ihres Lebens nicht mehr ablegen. Sie mussten an den Bottichen arbeiten und in der Kahlung. Damals hatten wir uns gerade erst hier niedergelassen, es gab viel zu tun. Nun, drei der Brüder starben bald, mehr aus Scham und Wut denn wegen der harten Arbeit. Aber Kank nicht. Er schuftete. Er war besessen. Er schwieg und arbeitete, Solder um Solder. Bis es ihn zuletzt doch erwischt hat. Er war kein guter Mensch, Babu, er hat eine große Schuld auf sich geladen, eine unverzeihliche Schuld. Aber er hat gelitten, bald zwanzig Soldern hat er dafür gebüßt   … Und zwischen all dem Jammern und Weinen, mit dem der Todgeweihte mir in seinen letzten Tagen den Schlaf geraubt hat, konnte ich einiges heraushören.Ich habe mich damals nicht getäuscht, Babu. Der Fremde am Ufer war

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