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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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ein Bator. Und nicht nur das: Es ist Bant-Kaltak selbst gewesen.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Babu, Schlimmes ahnend.
    »Es war dein Onkel, der den Mord an deinem Vater, seinem eigenen Bruder, in Auftrag gegeben hat.«
    »Das kann ich nicht glauben«, sagte Babu und dann, nach einer Pause: »Warum hätte er das tun sollen? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Deine Seele ist noch frei von Schuld, Babu, die Gedanken eines Mannes, wie dein Onkel einer ist, sind dir fremd. Er wollte seine Macht mit niemandem teilen. Auch nicht mit seinem Bruder, der so viele Soldern Seite an Seite mit ihm die Idee des Friedens unter die Clans getragen hatte. Dein Vater war ein beliebter Mann, selbst seine Feinde achteten ihn. Ein Volk, eine Stadt, ein Thon   … Bant-Kaltak konnte nicht sicher sein, dass die Wahl auf ihn fallen würde, wenn die Clans sich einen gemeinsamen Thon erwählen würden. Und in den verbohrten Tartor fand er willige Helfer. Er versprach dem jungen, dummen, hitzigen Kank seinen eigenen Clan! Alle sollten sich Bant-Kaltak unterwerfen, nur die Tartor nicht, und er wäre ihr Führer! Und Kank hat es geglaubt! Er ist in die Falle getappt.«
    Dant lachte bitter. Babu war betäubt.
    »Aber«, begann er langsam, »musste der Thon nicht Sorge haben, dass eines Tages alles ans Licht kommt? Warum hat er diese Männer nicht alle töten lassen?«
    »Ganz einfach, Babu: um uns zu beschämen. Er hat die Tartor am Leben gelassen. Das war großmütig, menschlich, das war die Friedensgeste. Und es hat ihm genutzt. Indem er auch die Verräter, den Mörder am Leben ließ, gefesselt und zum Schweigen verdammt, hat er uns unmissverständlich klargemacht,wo wir stehen. Wie mächtig er ist und wie ohnmächtig wir sind. Der Thon hat allen Tartor Fesseln angelegt, unsichtbare Fesseln der Schuld und Scham. Von uns wird sich niemals wieder einer gegen den Thon erheben. Und wir gehören nicht zu den großen Clans, wir waren immer für uns, sind keine Bündnisse eingegangen.« Er stockte. »Keine Bündnisse außer diesem einen   … Aber unsere Stimmen waren schwach und sind schwach bis heute. Das Wort eines Tartors ist das Wort eines Verräters, es hat wenig Gewicht. Wer also würde vier wahnsinnigen Kriegstreibern Glauben schenken?«
    »Ich«, sagte Babu leise.
    Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, sagte Meister Dant: »Ich wünschte, ich hätte dieses Wissen nicht an dich weitergeben müssen. Es tut mir leid, Babu.«
    »Und ich wünschte, ich hätte es früher gewusst   …« Das war nicht ganz die Wahrheit, Babu konnte nur die Folgen noch nicht übersehen, die diese Neuigkeit für ihn hatte. Nun hatte er eine Erklärung für das Misstrauen, das er dem Thon entgegengebracht hatte. Aber was sollte er jetzt tun?
    Eine plötzliche, heftige Übelkeit verhinderte, dass Babu weiterdenken konnte. Juhut rief nach ihm. Dann hörten sie einen Schmerzensschrei und Dant sprang auf. Babu machte eine vage Geste zum Zelteingang hin. »Der Falke«, stieß er hervor. Dant schlug den Lederlappen zurück.
    Der große Vogel saß wild flatternd auf den Schultern eines Jungen. Der Kleine krümmte sich vor Schmerzen, schlug um sich, versuchte sich aus dem eisernen Griff des Falken zu befreien, aber das war zwecklos. Die scharfen Krallen bohrten sich nur umso fester in sein junges Fleisch, sein Hemd wurde schon dunkel von Blut.
    Babus Schläfen klopften, Juhuts goldene Augen brannten ihm Löcher in die Haut.
    »Schon gut«, sagte er gepresst und beugte sich zu dem Kind. »Lass ihn los.«
    Der Junge sackte auf die Knie. Babu hob sein Kinn, um das Gesicht sehen zu können. Es war Kolra, der Enkel des Thons, der ihn schon damals mit dem Dolch ertappt hatte.
    »Was um alles in der Welt tust du hier, Junge?«, fragte Babu.
    Zur Antwort spuckte Kolra ihm ins Gesicht, Babu hob beruhigend die Hand gegen Juhut.
    »Großvater wird dich töten lassen«, kreischte der Junge, »dich und deinen schrecklichen Vogel.« Er schaute mit bösem Blick zu Meister Dant auf. »Und dich auch, Verräter!«
    »Schweig!«, fuhr Dant ihn an, griff nach ihm und hob ihn ohne Mühe auf. Der Junge verzerrte vor Schmerz das Gesicht. »Sag mir nur eins«, Dant flüsterte fast, »woher wusste der Thon, dass Babu heute hier ist? Wer hat es ihm gesagt? Besser, du redest   – oder willst du es lieber dem Falken erzählen?«
    Der Junge schluchzte, beinahe tat er Babu leid, wie er da schlaff und wehrlos in den starken Armen des Meisters hing.
    »Na, dieser Jator hat’s erzählt«,

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