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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Nacken her über den Rücken lief…
    ***
    Dr. Ramondo ging voran. Er hielt die Fackel in der Rechten. Acharat, sein taubstummer Diener, kam dicht hinter ihm. In den Augen des Hünen lag wieder der seltsam leere, erstarrte Ausdruck.
    Irgendwann hatten diese Augen gelebt. Damals war der Mann auch nicht taubstumm gewesen und hatte nicht Acharat geheißen, sondern einen normalen bürgerlichen Namen getragen. Bis er eines Tages Dr. Ramondo begegnet und seinem teuflischen Einfluß erlegen war… Wie immer blieb er zwei Schritte hinter seinem Herrn. Der Widerschein der Fackel geisterte über die Wände. Ein schmaler, gewölbter Gang, riesige Bruchsteinquader, an denen feuchte Rinnsale herabrieselten. Château Montagne war viele Jahrhunderte alt. Leonardo de Montagne hatte es einst erbaut, Leonardo de Montagne, den sie › Le Terrible ‹ genannt hatten, den Schrecklichen .
    Die Sage sprach davon, daß es Gänge und Gewölbe im Schloß gab, die nie ein Nachfahre des › Schrecklichen ‹ entdeckt hatte. Und die Sage wollte auch wissen, daß über Château Montagne ein Unstern stand, daß die alten Gemäuer bewohnt wurden von gebannten Dämonen, von Ausgeburten der Finsternis, die…
    Ruckartig blieb Dr. Ramondo stehen. Da war die Tür. Eine schwere dunkle Tür mit rostigen Eisenbeschlägen. Und ein uraltes Wappen, tief in das Holz geschnitzt. Das Wappen der Montagnes, mit dem Adler und den drei Lilien.
    Ramondo preßte die Lippen zusammen. Etwas schien ihn zu berühren, schien ihn anzuwehen durch das massive Holz dieser Tür. Etwas Unheimliches - wie ein tödlicher, gefährlicher Pesthauch. Für Sekunden schnürte selbst ihm das Gefühl der Drohung die Kehle zu, spürte er ganz deutlich, daß etwas unvorstellbar Grauenhaftes hinter dieser Tür lauerte, doch dann riß er sich mit Gewalt zusammen.
    Das Amulett!
    Er mußte das Amulett haben. Es würde ihm Macht verleihen, mehr Macht, als er sich je erträumt hatte. Es würde ihn unbesiegbar machen. Er wandte sich um. Seine lavaschwarzen Augen glitzerten.
    » Öffne, Acharat! « sagte er leise.
    Der Hüne glitt an ihm vorbei. Er zögerte nicht eine Sekunde. Mühelos, scheinbar spielerisch, hob er den schweren rostigen Riegel, und mit einem dumpfen Knarren schwang die Tür zurück. Die Fackel flackerte. Ein eiskalter Luftzug ließ die Flamme tanzen, brachte dumpfen Modergeruch mit - Grabgeruch. Der geisterhafte Lichtschein riß nur eine helle Insel aus der Finsternis, erfaßte uralten Staub auf dem Boden, ein paar düstere gemauerte Pfeiler, aber Dr. Ramondo spürte instinktiv, daß der Raum hinter der Tür die Ausmaße einer Halle hatte. Er ging weiter. Langsam, die Fackel erhoben. Zwei Schritte, drei, vier, fünf…
    Ruckartig blieb er stehen. Täuschte er sich, oder war da ein Geräusch gewesen? Seine Sinne spannten sich. Für eine endlose Sekunde lauschte er atemlos in die Dunkelheit - und dann hörte er es ganz deutlich. Ein dünnes, hohes Singen. Leise und unwirklich - so, als werde in unendlicher Ferne die überspannte Saite einer Gitarre angeschlagen. Es kam von rechts, irgendwo aus der Tiefe des Raumes, und als sich Ramondo umwandte, glaubte er einen schwachen Lichtschimmer zu sehen.
    Eine zweite Fackel? Hatte Montagne gelogen? Hielt sich noch jemand hier unten auf, oder… Die Gedankenkette zerklirrte. Mit einem heftigen Atemzug wich Ramondo zurück. Er starrte dorthin, wo sich der Lichtschimmer von Sekunde zu Sekunde verstärkte, wo plötzlich eine Wolke winziger glühender Punkte in der Luft zu tanzen schien. Hinter ihm stieß sein Diener einen seltsamen, ächzenden Laut aus. Er wandte den Kopf - und sah einen zweiten, helleren Lichtschein, der förmlich aus dem Boden gewachsen war, gestaltlos und doch deutlich sichtbar, und sich aufwärts wand wie eine Schlange beim Klang einer indischen Fakirflöte. Ramondo hielt den Atem an. Er vermochte sich nicht zu rühren. Wie gebannt stand er da, mit aufgerissenen Augen, und ein unbewußtes Stöhnen entrang sich seiner Brust, als sich die tanzenden Funken mehr und mehr zu gleißenden, bläulich zuckenden Flammen verdichteten.
    »Nein«, flüsterte er. »Nein, das…«
    Gelächter gellte auf. Ein grelles, teuflisches Gelächter, das von überall gleichzeitig zu kommen schien. Irgendwo weiter rechts, in der Tiefe des Raumes, wurden neue Flammen lebendig, schossen wie Feuersäulen aus dem Boden, tanzten, wanden sich, fuhren auf und nieder und vereinigten sich mit den anderen zu einem unheimlichen, makabren Reigen. Ramondo

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