0003 - Die Teufelsklause
Unfall. Er zeigte dem Inspektor auch die gefundene Gewehrkugel.
Murray wurde bei Zamorras Bericht bleich wie ein Leinentuch.
»Mann«, stöhnte er, »das ist ein Ding. Wenn Dean Porter erfährt, daß auf seine Tochter ein Mordanschlag verübt worden ist, geht er an die Decke.« Inspektor Murray schüttelte den Kopf, als könne er das alles immer noch nicht glauben. »Ich werde die Kugel untersuchen lassen«, sagte er und steckte das Indiz ein.
Zamorra drückte seine Zigarette aus. »Es wird Sie natürlich interessieren, Inspektor, was in diesem bewußten Päckchen war.«
Murrays Augen leuchteten förmlich auf. »Und ob, Professor. Wir hatten ja erst vor, das Päckchen zu öffnen, aber da es versiegelt war, haben wir es mit der Auflage, sich bei uns zu melden, an Sie weitergeleitet.«
Murray berichtete, daß man Jerome Webster lebensgefährlich verletzt gefunden hatte. Allerdings hatten die Ärzte es nicht geschafft, sein Leben zu retten.
Anschließend erzählte Zamorra von den Tonbandaufzeichnungen.
Murray fielen fast vor Staunen die Augen aus dem Kopf.
»Ein altes Landhaus, sagen Sie, Professor?« Der Inspektor rieb sich seinen Nasenrücken. »Da kann an sich nur das Haus von Dr. Norton gemeint sein. Es liegt ein paar Meilen von hier. Hat früher einem Grafen gehört, soviel ich weiß. Und als der Graf gestorben war, wollte den Kasten keiner haben. Die Leute hier in der Gegend erzählen sich, es soll dort spuken. Angeblich hat der Graf früher mit dem Teufel Feste gefeiert.«
»Was ist mit diesem Dr. Norton?« wollte Zamorra wissen.
»Ach so, ja. Er hat den Kasten schließlich gekauft. Das war vor zwei Jahren. Dr. Norton ist Historiker. Ein sehr umgänglicher Mensch übrigens. Er ist oft hier in Cardigan und gibt sogar auf dem College Unterricht. Wenn Sie mich fragen, Professor, ich halte Websters Gerede für baren Unsinn. Dr. Norton tut keiner Fliege etwas zuleide. Ich selbst war sogar schon in dem alten Haus. Es ist zwar etwas unheimlich, aber Verbrechen - nein, die sind bestimmt da noch nicht geschehen. Wenigstens nicht in der heutigen Zeit«, schränkte der Inspektor ein.
»Und Jerome Websters Tod?«
Murray zuckte die Schultern. »Ich gebe zu, eine verdammt seltsame Sache. Wir haben auch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Mörder zu finden. Bis jetzt ohne Erfolg.«
Zamorra nickte. »Sie glauben also nicht an das, was Jerome Webster berichtet hat?«
»Nein.«
»Aber er hat doch Begriffe genannt, die Ihnen nicht unbekannt sein sollten. Zum Beispiel die Kaste der Henker. Sieben Personen gehören dazu. Personen, die sich dem Satan verschrieben haben. Dann tauchte der Begriff des Meisters auf. Auch ein Wort, wie es nur bei Geheimbünden in dieser Form gebräuchlich ist. Ferner hat Mr. Webster davon gesprochen, daß sich die Kaste der Henker zweimal in der Woche in dem alten Landhaus trifft. Es wäre doch natürlich von Vorteil, Inspektor, wenn Sie dieses Landhaus mal überwachen lassen. Schließlich ist ein Mord passiert und ein Mordanschlag.«
Murrays Augenlider flatterten. »Das hat doch alles nichts miteinander zu tun, Professor.«
»Ich bin da anderer Meinung, Inspektor. Das sage ich Ihnen ehrlich. Und ich werde auch nachhaken. Sie können mich nicht daran hindern. Hier ist ein Verbrechen geschehen, Inspektor. Und niemand wird mich daran hindern, es aufzuklären.«
»Das hat auch keiner vor, Professor«, erwiderte der Inspektor leise. »Nur - werden Sie bei den Menschen hier nicht viel Erfolg haben. Sie sind Fremden gegenüber sehr mißtrauisch. Vor allen Dingen Ausländern gegenüber.«
Zamorra erhob sich. »Ich habe verstanden, Inspektor. Und entschuldigen Sie, daß ich Ihre Nachtruhe störte.«
Zamorra nickte Murray noch einmal zu und verließ dessen Wohnung.
Ein komischer Kauz, dieser Inspektor, dachte er. Entweder weiß er wirklich nichts - oder aber er steckt mit gewissen Leuten unter einer Decke.
Zamorra war sich darüber klar, daß er hier in ein Wespennest gestochen hatte. Er wollte aber auf keinen Fall aufgeben. Als nächster stand ein gewisser Dean Porter auf seinem Programm…
***
Wie eine alte Festung lag das Landhaus in der Dunkelheit. Hinter keinem der Fenster brannte Licht. Alles war leer und einsam, wirkte wie tot.
Doch der äußere Schein trog. Es gab jemanden, der sich in dem Haus aufhielt.
Der Meister!
Schattengleich geisterte er durch die Räume. Ruhelos, von einer inneren Unrast besessen.
Er trug wieder seine schwarze Kapuze und dazu das scharlachrote Gewand.
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