0004 - Im Totenreich der Ghouls
Niederschlags passiert war.
Das Pochen in ihrem Kopf nahm ein wenig an Intensität ab.
Erleichtert öffnete sie die Augen.
Erstaunt stellte sie fest, daß es trotzdem um sie herum absolut finster blieb. Stockdunkel war es in dem kalten Raum, in dem sie sich befand.
Stockdunkel, und es roch nach Moder und nach Feuchtigkeit, die unangenehm in die Glieder des Mädchens zog.
Was war geschehen?
Wo befand sie sich? Und wer hatte sie hergebracht?
Die Kälte wurde unangenehm und unerträglich.
Jetzt erst bemerkte Nicole, daß sie auf einem naßkalten Boden lag. Vermutlich in einem Keller. Im Keller des Instituts vielleicht? War sie von Winner hierhergebracht worden?
Sie wollte aufstehen.
Es ging nicht.
Erschrocken stellte sie fest, daß sie an Armen und Beinen gefesselt war. Nun meldete sich die Angst bei ihr. Wer immer sie hierhergebracht hatte - was hatte er mit ihr vor? Die Angst wurde schnell größer. Die nasse Kälte ließ sie frösteln. Sie spürte eine unangenehme Gänsehaut auf ihrem Körper und schüttelte sich einigemal heftig.
Mit der Angst wuchs der Selbsterhaltungstrieb. Sie wollte hier raus, fort von hier, mußte schnellstens weg, bevor die Person zurückkam, die sie hierhergebracht hatte.
Verzweifelt begann sie an ihren straff sitzenden Fesseln zu zerren.
Sie keuchte.
Es mußte einfach gelingen. Sie drückte die gefesselten Arme unter Aufbietung aller Kräfte auseinander. Die Fesseln schnitten tief in ihr Fleisch. Der Schmerz war stechend.
Sie versuchte die Stricke zu dehnen.
Vergebens.
Sie drückte die auf den Rücken gefesselten Arme so weit wie möglich zusammen, um aus den Fesseln schlüpfen zu können, doch alle ihre verzweifelten Versuche waren von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn Nicole es auch nicht wahrhaben wollte.
Erschöpft lehnte sie sich an eine kalte, feuchte Mauer, die sie nicht sehen konnte, obwohl sich ihre Augen mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Kalter Schweiß brach aus ihren Poren.
Mit einemmal wußte sie, daß ihre Angst begründet war.
Plötzlich hatte sie das schreckliche Gefühl, verloren zu sein.
Mit einemmal glaubte sie mit beklemmender Sicherheit zu wissen, daß ihr Tod bereits eine beschlossene, nicht mehr zu verhindernde Sache war.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann es geschehen würde.
Schaudernd dachte sie an die vielen Särge, die sie gesehen hatte.
Schlagartig fiel ihr der Ghoul ein.
Und sie erschrak zutiefst, als sie an ihn dachte. Gleichzeitig fielen ihr zwei Namen ein. Jessica Bowen und Mary Smithers. Nicole hatte die beiden Mädchen zwar nicht selbst gesehen, aber sie konnte sich anhand von Professor Zamorras Schilderung ganz genau vorstellen, wie sie ausgesehen hatten.
Nicole spürte, wie ihr der eiskalte Angstschweiß über die Wangen lief.
Es war nicht nur zu befürchten, sondern sogar zu erwarten, daß auch sie in naher Zukunft so aussah wie Jessica Bowen und Mary Smithers.
Wieder begann das Mädchen verzweifelt an seinen Fesseln zu zerren.
Stärker als zuvor, denn ihre Angst hatte zugenommen, hatte ein Ausmaß erreicht, das sie an den Rand des Irrsinns trieb.
Wo war Winner?
War er bereits tot?
»O Gott!« stöhnte Nicole Duval in grenzenloser Verzweiflung. »Beschütze und bewahre mich vor solch einem schrecklichen Ende…«
***
Professor Zamorra war aus dem Citroën geschnellt und rannte los. Bill folgte ihm, doch nicht schnell genug.
Zamorra keuchte: »Schneller, Bill! Beeile dich! Jede Sekunde ist kostbar!«
Atemlos erreichten sie die Eingangstür. Zamorra stieß sie auf und trat mit entschlossenem Schritt ein. Drinnen trat Fleming an seine Seite. Er schaute sich um. Orgelmusik schien den beiden Männern Ruhe einflößen zu wollen.
»Sieht nicht so aus, als ob hier etwas Grauenvolles vorgefallen wäre«, meinte Bill mit gedämpfter Stimme.
Sie durchquerten den Ausstellungs- und Verkaufsraum, erreichten die Tür, durch die Zamorra schon mal gegangen war, öffneten sie und durchschritten den schwarzgetäfelten Korridor. Jeder ihrer Schritte wurde von dem violetten Spannteppich verschluckt.
Ehe Zamorra in Winners Büro trat, holte er seinen Smith and Wesson 38 Special hervor. Hart preßte er die Kiefer aufeinander.
Dann stieß er die Tür blitzschnell auf. Sie fegte zur Seite und knallte gegen die Wand.
Bill war von den an den Wänden hängenden Bildern wenig angetan.
In diesem Raum entdeckten die Freunde zum erstenmal deutliche Kampfspuren.
Der metallene Schreibtisch war verschoben. Der
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