0007 - Das Horror-Schloß im Spessart
übernehmen sollte. Er wußte schließlich besser Bescheid.
»Was mit Ihrem Vater geschehen ist, das wissen Sie, Herr Brandner«, begann der Kommissar.
Ralf nickte.
»Haben Sie eine Erklärung dafür?«
»Nein.« Ralf Brandner lehnte sich zurück und drehte seinen Verlobungsring, den er am Zeigefinger der linken Hand trug. »Ich wohne schon seit einigen Jahren nicht mehr hier, und ich hatte auch, ehrlich gesagt, zu meinem Vater kaum noch eine Beziehung. Wir haben nichts miteinander gemein, wie man so schön sagt. Wie Sie wissen, habe ich einen Job bei der Terroristenbekämpfung, der mich voll und ganz in Anspruch nimmt. Ich kann Ihnen über meinen Vater kaum etwas sagen.«
»Aber wie steht es mit Ihrer Mutter? Hat sie mit Ihnen darüber gesprochen, daß sich Ihr Vater verändert hat in der letzten Zeit. Daß er vielleicht stiller geworden ist oder aufgelockerter.«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Überlegen Sie bitte genau.«
Brandner winkte ab. »Keine Angst, ich kenne die Spielregeln, aber ich kann Ihnen keine Auskunft geben, ich weiß selbst nichts darüber.«
»Dann müssen wir doch Ihre Mutter sprechen.« Zum erstenmal mischte sich John in das Gespräch ein.
Ralf Brandner sah den Geisterjäger an. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß meine Mutter sich nicht wohl fühlt.«
»Wir werden sie nicht lange aufhalten«, meinte Mallmann.
»Nein, ich will nicht, daß Sie mit ihr sprechen. Meine Mutter hat genug durchgemacht, sie ist nervlich am Ende.«
»Bitte, versuchen Sie, uns zu verstehen«, redete John Sinclair auf Ralf Brandner ein. »Ihre Mutter kann unter Umständen zur Lösung des Falles beitragen. Und das wollen Sie doch auch.«
Ralf Brandners Gesichtszüge verhärteten sich. Frostig sagte er: »Die Ehe meiner Eltern war nicht die beste. Sie kennen das ja. Man lebt sich auseinander, und so war es auch bei meinen Eltern. Vater ist seinen eigenen Weg gegangen. Er hat nie gesehen, wie schwer er meine Mutter damit getroffen hat. Und deshalb, so glaube ich, wird Ihnen meine Mutter auch nicht weiterhelfen können.«
»Sie haben aber, wie Sie selbst sagten, schon lange nicht mehr zu Hause gelebt.«
»Aber ich habe öfters mit meiner Mutter telefoniert. Seien Sie doch endlich vernünftig. Fragen Sie lieber bei den Geschäftsfreunden meines Vaters nach. Die kannten ihn gut. Von uns können Sie bestimmt nichts erfahren, glauben Sie mir.«
»Tut mir leid«, entgegnete Will Mallmann. »Aber ich muß auf einem Gespräch mit Ihrer Mutter bestehen.«
Ralf Brandner stand auf. »Dann darf ich Sie bitten, das Haus zu verlassen«, erwiderte er eisig.
Niemand hatte die Frau kommen sehen, plötzlich stand sie im Zimmer.
»Wie benimmst du dich denn unseren Gästen gegenüber?« fragte sie vorwurfsvoll.
Ralf Brandner wandte den Kopf. »Aber Mutter«, rief er und lief auf sie zu. Er legte beide Hände um ihre Schultern und wollte seine Mutter aus dem Zimmer drängen. Doch Frau Brandner hatte ihren eigenen Willen.
»Laß mich, Ralf. Ich habe gehört, daß mich die Herren sprechen wollen. Bitte sehr, ich stehe zu Ihrer Verfügung.« Sie kam auf John und Will zu, reichte jedem die Hand.
Frau Brandner trug ein graues Kleid von schlichter Eleganz. Sie hatte das braune Haar hochgesteckt. Ihr Gesicht war blaß. Die rotgeränderten Augen wiesen darauf hin, daß sie geweint hatte. Ein schmerzliches Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
»Aber nehmen Sie doch wieder Platz, meine Herren.«
»Danke sehr«, sagte Will Mallmann.
Ralf Brandner blieb an der Tür stehen. Unruhig blickte er seine Mutter und die beiden Männer an. Um seine Mundwinkel zuckte es.
»Ich kenne den Grund Ihres Besuches«, begann Frau Brandner. »Ich habe Bruchstücke des Gesprächs mitbekommen. Aber in einem hat mein Sohn recht. Mein Mann und ich haben uns auseinandergelebt. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Ich bekam mein Geld, und damit hatte es sich. Was mein Mann privat trieb, das wußte ich nicht. Er war oft unterwegs. Auch am Wochenende.«
»Und er hat Ihnen nie gesagt, wo er hinfuhr?« fragte Kommissar Mallmann erstaunt.
»Nein. Aber einer unserer Bekannten hat ihn mal in Frankfurt gesehen. In der Nähe des Hauptbahnhofs. Ich hoffe, das sagt Ihnen genug.«
»Aber, Mutter«, warf Ralf ein. »Das hat doch mit dem Fall nichts zu tun.«
»Bitte, Ralf, halte du dich da raus.«
Der junge Brandner schwieg.
»Hat sich Ihr Mann denn in der letzten Zeit verändert?« wollte John Sinclair wissen. »Ich meine, ist Ihnen an ihm etwas aufgefallen?
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