0007 - Das Horror-Schloß im Spessart
ihn erst nicht gesehen, aber die Farbe des Autos kam ihm bekannt vor.
»Stand dieser BMW nicht vor Brandners Haus?« dachte der Geisterjäger laut.
»Und wie.« Mallmann lenkte seinen Ascona an den Waldrand. »Ob der Knabe zu Fuß weitergegangen ist?« murmelte er.
»Woher weißt du, daß es nur der junge Brandner ist?«
»Denk an sein Benehmen«, erwiderte der Kommissar.
John Sinclair und Will Malimann stiegen aus. Dumpf schlugen die Türen ins Schloß.
»Und nun?« fragte Mallmann. »Schleichen wir uns in die Büsche?«
John grinste. »Bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
Die beiden Männer gingen los. Schon nach wenigen Schritten hatten Nebel und Wald sie verschluckt.
»Ich komme mir vor wie in einem verhexten Wald«, unkte der Kommissar.
John wollte etwas erwidern, doch ein schauriger Heulton schnitt ihm die Worte von den Lippen.
Mallmann war stehengeblieben. Verwirrt blickte er den Geisterjäger an. »Was war das, zum Teufel? Hörte sich an wie ein Wolf. Aber es gibt doch keine mehr in dieser Gegend.«
John hob die Schultern. »Wer weiß«, erwiderte er mit ernstem Gesicht. »Einen normalen Wolf vielleicht nicht – aber es könnte ebenso gut ein Werwolf gewesen sein.«
Mallmann schluckte. »Na dann viel Spaß«, sagte er und hatte Mühe, die plötzlich aufgekommene Gänsehaut abzuschütteln…
***
Wie festgefroren stand Ralf Brandner auf seinem Platz. Den rechten Arm mit der schweren Waffe hatte er erhoben. Er lauschte in die grauschwarze Dunkelheit des Waldes, versuchte, sich auf jedes Geräusch zu konzentrieren, und wartete darauf, daß sich das schreckliche Heulen wiederholte.
Es tat sich nichts.
Fahrig wischte sich Ralf über die Stirn. Er ging ein paar Schritte vor. Sein rechtes Hosenbein verfing sich an einem dornigen Ast. Wütend zerrte Ralf daran. Ein Stückchen Stoff blieb hängen.
Ralf Brandner machte sich die bittersten Vorwürfe, daß er keine Taschenlampe mitgenommen hatte. Es lag eine im Wagen, aber er hatte keinen Nerv mehr, jetzt zurückzugehen und die Lampe zu holen.
Irgendwo rechts neben ihm knackte es. Ralf zuckte herum.
Nichts – nur die grauweiße Suppe. Wabernd hing sie zwischen den Bäumen.
Verdammt, dachte Ralf. Langsam bilde ich mir die Geräusche schon ein, ich werde noch verrückt. Dieser Wald, die Einsamkeit, der Nebel, das ist ja nicht mehr zum Aushalten.
Er blieb noch einige Sekunden stehen, und als sich dann nichts tat, ging er weiter.
Diesmal aber nicht so forsch. Das Heulen hatte ihn gewarnt. Immer wieder blickte er sich um. Bäume und Sträucher schienen im Nebel zu tanzen und Figuren zu bilden. Über ihm in den Zweigen raschelte es. Ein aufgeschreckter Nachtvogel wischte durch die Äste.
Vom Sturm geknickte Bäume versperrten den Weg. Ralf konnte nicht mehr weiter, mußte einen kleinen Umweg machen und die gefällten Bäume umgehen.
Er kam genau bis zu den Kronen der Bäume.
Da passierte es.
Urplötzlich schoß hinter dem gefällten Baum eine Gestalt hoch. Sie war ein Schatten in der Nebelwand. Ein gefährliches Knurren ertönte. Hecheln – dann ein Sprung, und die Gestalt flog auf Ralf Brandner zu.
Der junge Mann war trainiert, darauf getrimmt, in gefährlichen, überraschenden Situationen eiskalt und blitzschnell zu reagieren.
Er warf sich zur Seite.
Um Haaresbreite verfehlte ihn der Unheimliche.
Ralf fiel zu Boden, spürte, wie ein kleiner Ast in seine Wange stach. Er warf sich sofort herum, riß weit die Augen auf. Was er dann jedoch zu sehen bekam, ließ ihn an seinem eigenen Verstand zweifeln.
Nicht ein Mensch hatte ihn angegriffen, sondern ein Tier.
Ein Wolf!
Aber welch ein Exemplar! Fast so groß wie ein Mensch. Der Wolf ging auf zwei Beinen. Sein Körper war über und über mit einem braunschwarzen Pelz bedeckt. Messerscharfe Krallen wuchsen an den Pranken. Die Augen schimmerten gelblich, sie irrlichterten, und Ralf Brandner glaubte, darin die blanke Mordlust zu erkennen.
Sekundenlang fixierten sich Angreifer und Opfer.
Und während dieser Zeitspanne schossen Ralf die tollsten Vermutungen durch den Kopf.
Wölfe gab es nicht mehr im Spessart. War es überhaupt ein Wolf?
Ralf bekam Angst.
Gleichzeitig wehrte er sich.
Noch im Liegen riß er den schweren Single Action hoch und drückte ab.
Die Waffe wummerte auf. Der dichte Nebel verschluckte den Knall. Ralf hatte die Schußhand mit der anderen abgestützt, um sicher zu sein, daß er auch treffen würde.
Und er hatte getroffen.
Das schwere Stahlmantelgeschoß schlug in die
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