0007 - Das Horror-Schloß im Spessart
»Ich lasse die Tür offen, Kala!«
Die Antwort des gewissen Kala konnte der junge Mann nicht verstehen. Ralf Brandner hatte vor, sich eines der Mädchen zu schnappen und es über das Schicksal seines Vaters auszufragen. Wenn es sein mußte, dann würde er auch härtere Bandagen benutzen.
Wie eine Katze schlich der junge Mann über den Gang. Auch hier dämpfte ein Teppich seine Schritte.
Plötzlich blieb Ralf Brandner stehen.
Er hatte Stimmen gehört. Eine weibliche und eine männliche. Und die Stimmen wurden lauter.
Die beiden Personen kamen die Treppe hoch.
Hastig sah sich Ralf Brandner um. Als mögliches Versteck fiel ihm nur eine der Türnischen ins Auge. Ralf überlegte nicht lange, sondern schlich auf einen Eingang zu.
Er drückte sich in die Nische. Wie von selbst glitt der schwere Single Action in seine Hand.
Mit klopfendem Herzen wartete Ralf Brandner ab. Jetzt hatten die beiden das Ende der Treppe erreicht.
»Yvonne heißt du also«, sagte der Mann. »Ein toller Name. Ich kannte mal eine Yvonne in Paris. Das war vielleicht eine Puppe, kann ich dir sagen. Was die alles machte! Sagenhaft.«
»Aber ich bin auch gut, mein Schatz. Laß dich nur überraschen.«
»Ich bin gespannt. Wo ist denn dein Zimmer?«
»Das zweitletzte!«
Ralf Brandner hielt den Atem an. Die beiden mußten an ihm vorbei, wenn sie in das Zimmer dieser Yvonne wollten.
Ralf konzentrierte sich völlig auf die nächste Aktion. Er hatte sich schon einen Plan ausgedacht, und der mußte einfach gelingen.
Schon sah er die Schatten des Paares. Zwei, drei Schritte noch – dann… Das Mädchen hatte sich bei seinem Kunden untergehakt. Es hatte nur Blicke für den Mann, sah den in der Nische lauernden Ralf Brandner nicht. Die beiden gingen vorbei.
Wie ein Raubtier schnellte Ralf Brandner aus seinem Versteck. Der Kerl bekam überhaupt nicht mit, was geschah. Ralf schlug ihm den Lauf des schweren Revolvers gegen den Kopf.
Ohne einen Laut von sich zu geben, sackte der Freier zu Boden.
Der Schrei des Mädchens erstickte auf den Lippen. Hart drückte ihm Ralf Brandner die Mündung des Single Actions in den Rücken. »Einen Laut nur!« zischte er, »und dich hat es gegeben!«
Das Mädchen stand stocksteif.
»Was… was wollen Sie von mir?«
»Ich will mich mit dir unterhalten. Aber in deinem Zimmer. Los, geh schon.«
Yvonne setzte sich in Bewegung. Den Bewußtlosen ließ Ralf Brandner einfach liegen.
Ralf hatte es eilig, das Mädchen lief ihm zu langsam. Er schlug ihr mit der linken Hand gegen die Schulter. »Geh schneller, du verdammte Hure!«
Yvonne stolperte vor. Das sonst so lange Blondhaar hatte sie zu einer Turmfrisur hochgebunden. Sie trug ein enges buntes Bolero-Kleid, dessen vordere Hälften bei jedem Schritt auseinanderklafften und einen herrlichen Einblick freigaben. Einen BH hatte die Blondine trotzdem nicht nötig.
Der Zimmerschlüssel steckte in einer kleinen Tasche ihres Oberteils. Mit zitternden Fingern schloß Yvonne die Tür auf.
Ralf Brandner warf einen Blick in den Gang zurück. Doch niemand war Yvonne und ihrem Kunden gefolgt. Die Musiker unten in der Bar spielten die Hits des Duos Baccara.
Yes, Sir, I can Boogie…
Die Tür war offen.
Ralf schleuderte das Mädchen ins Zimmer. Yvonne fiel bis auf das breite Bett. Sie warf sich herum, als Ralf Brandner die Tür ins Schloß warf.
»Steh auf«, sagte er, »du brauchst dich hier nicht in einladender Pose hinzulegen. Nicht bei mir!« Er winkte mit dem Revolver.
Yvonne erhob sich eingeschüchtert. »Was… was wollen Sie von mir?« flüsterte sie. »Wer sind Sie überhaupt? Wie kommen Sie hier in das Schloß?«
Ralf schüttelte den Kopf. »Ich stelle hier die Fragen, Puppe.« Er trat dicht an Yvonne heran. Der kalte Stahl der Mündung berührte das erhitzte Gesicht des Mädchens.
Mit der linken Hand zog Ralf ein Bild aus der Tasche. Es zeigte seinen Vater. »Was habt ihr mit diesem Mann gemacht?«
Der blonde Tiger erschrak, und Ralf bemerkte es. Mit spitzen Fingern nahm Yvonne dem jungen Mann das Bild aus der Hand, warf einen Blick darauf und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, diesen Mann kenne ich nicht.«
Ansatzlos kam der Schlag. Ralfs linke Hand klatschte gegen die Wange des Mädchens. Mit einem Schrei flog Yvonne auf das breite Bett. Das rote Licht ließ ihr Gesicht aussehen wie in Blut getaucht.
Blitzschnell war der junge Mann über ihr. Er drückte Yvonne den Coltlauf gegen den Hals. Sein Gesicht verzerrte sich. »Du lügst, du verdammtes Biest!
Weitere Kostenlose Bücher