0007 - Das Horror-Schloß im Spessart
sich die Stammkunden nicht abschrecken. Und es waren fast alles Stammkunden, die das Schloß besuchten. Nur wenige Fremde verirrten sich in die Lasterhöhle.
Jeder Gast wurde von dem Schwarzen Tod persönlich begrüßt. Niemand der Gäste ahnte, daß sich hinter der lächelnden Maske des Mannes ein Dämon verbarg. Er nannte sich Kala, war bei den Stammgästen sehr beliebt.
Kala beherrschte fast alles. Er konnte Getränke mixen, verstand es zu reden, machte Komplimente und hatte den Laden so im Griff, daß keines der Girls ausbrach.
Und doch war dieser Abend anders. Eine gewisse Spannung schien über dem Schloß zu liegen, Roswitha, das Werwolf-Mädchen, war noch nicht zurück gekommen. Nie zuvor war sie länger als zwei Stunden weggeblieben. Und jetzt waren fast drei vergangen. Ein Kunde hatte schon nach ihr gefragt, jedoch nur ein höfliches Lächeln und ein Achselzucken als Antwort bekommen.
Man mußte an dem Tor schellen, bevor man das Sex-Schloß betreten durfte.
Und auch Ralf Brandner entdeckte den kleinen, perlmuttartig schimmernden Knopf im Gestein der Türeinfassung.
Er atmete noch einmal tief durch und drückte dann auf den Knopf.
Jetzt kam es darauf an. Würde man ihn einlassen oder wieder wegschicken? Sollte die zweite Möglichkeit zutreffen, dann war Ralf fest entschlossen, auf einem anderen Weg das Sex-Schloß zu betreten.
Nicht die Tür wurde geöffnet, sondern ein Guckloch.
Ein Auge musterte den Neuankömmling. Dann vernahm er eine Stimme. Flüsternd und rauh.
»Sind Sie Mitglied, mein Herr?«
»Nein.« Ralf schüttelte den Kopf.
»Dann tut es mir leid. Sie können unseren Club leider nicht mit Ihrem Besuch beehren.«
Die Klappe schloß sich wieder.
Ralf Brandner stand da wie ein begossener Pudel. Er hatte die Hände geballt. Die Wut stieg in ihm hoch. Wie einen kleinen Jungen hatten sie ihn behandelt. Und er hatte nichts dagegen getan.
Er zog sich vom Eingang zurück, ging ein Stück den Weg entlang, passierte die parkenden Fahrzeuge und schlug sich in die Büsche.
Ralf Brandner spürte das Gewicht des schweren Revolvers an seiner Hüfte. Er hatte die Waffe in einem unbeobachteten Moment aufgenommen und eingesteckt.
Der junge Mann umrundete das Schloß. An den düsteren Mauern wuchs das Gestrüpp mannshoch. Ralf Brandner schob einige Zweige zur Seite, ging in die Hocke und blickte zu den Fenstern hoch.
Sie verschwammen im Nebel. Kein Lichtschein drang durch die graue Watte. Zudem war es still. Auf Ralf Brandner wirkte die Ruhe bedrückend.
Er suchte nach einem zweiten Eingang. Seiner Meinung nach mußte es ihn geben. Jedes Lokal, sei es noch so exklusiv und außergewöhnlich, besaß einen zweiten Zugang.
Das Schloß hatte sogar mehrere. Sie lagen an der Ostseite des Hauses. Büsche verdeckten die Türen.
Ralf Brandner trug nicht nur eine Pistole bei sich, sondern auch ein schmales Etui mit Einbrecherwerkzeugen. Die brauchte er hin und wieder in seinem Job.
Ralf holte das Besteck hervor und machte sich an dem Türschloß zu schaffen.
Knarrend schwang die Tür auf.
Der Einbrecher verzog das Gesicht. Er hatte Angst, zu früh entdeckt zu werden. Doch die Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Ungesehen gelangte der junge Mann ins Haus.
Es war stockfinster. Ralf mußte sich mit ausgestreckten Händen vortasten. Von irgendwoher hörte er Musik und Frauenlachen. Dann strich ein frischer Luftzug über sein Gesicht.
Ralf Brandner hatte neben sich die Wand gespürt. Eng preßte er sich gegen das Gestein.
Eine Tür knallte zu. Es wurde wieder still.
Ralf Brandner atmete auf. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Vorsichtig ging er weiter. Noch immer tasteten seine Hände ins Leere. Brandner konnte in der Dunkelheit die Treppe nicht sehen, er stolperte und fing sich mit beiden Händen ab. Er spürte einen rauhen Teppich unter seinen Handflächen. Der Läufer klebte auf den Treppenstufen. Auf allen vieren kroch Ralf Brandner die Treppe hoch.
Dann sah er den Lichtschein schimmern. Es war rotes Licht. Nur schwach malte es die Stufen an. Aber Ralf konnte nun Umrisse ausmachen.
Er befand sich dicht vor einem Treppenabsatz. Daran schlossen sich die nächsten Stufen an, die in einen langen Flur mündeten. Ebenfalls rot erleuchtet.
Ralf blieb stehen und sondierte die Lage.
Der Flur erinnerte ihn an ein Hotel. Rechts und links zweigten mehrere Türen ab. Am anderen Ende des Ganges begann wieder eine Treppe. Die Musik wurde lauter.
Ralf vernahm eine Frauenstimme.
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